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Ungleich höhere Erkrankungszahlen
Studie: Diagnose Diabetes bei Türken häufiger
In der Bundesrepublik lebende Türken erkranken nahezu doppelt so häufig an Diabetes wie Deutsche. Das geht aus einer Studie der Universität Gießen hervor, die von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) vorgestellt wurde. Danach leben 14,9 Prozent der türkischen Mitbürger mit Diabetes, während der Anteil unter der deutschen Bevölkerung 8,2 Prozent beträgt. Der Untersuchung lagen Testergebnisse von 1.067 Personen zugrunde.
Nach Meinung der Forscher liegen die Gründe für die ungleich höheren Erkrankungszahlen vor allem in der veränderten Lebensführung von Türken, die nach Deutschland kommen. Außerdem gebe es zu wenige Schulungs- und Therapieangebote in türkischer Sprache. Deshalb würden die hier lebenden Türken den Diabetes oft nicht erkennen oder zu wenig über Behandlung bzw. Vorbeugung wissen.
DDG fordert bessere Versorgung von Migranten
Auch die "Arbeitsgemeinschaft Psychologie und Verhaltensmedizin" in der Deutschen Diabetes-Gesellschaft hat das Problem erkannt und mahnt dringenden Handlungsbedarf an. Nach Angaben der Experten wird sich die Zahl der ausländischen Diabetiker in Deutschland "schon in den nächsten Jahren verdoppeln". Die Versorgung dieser Patienten sei bisher äußerst unbefriedigend. Deshalb müssten die Krankenkassen über kurz oder lang mit einer neuen Kostenlawine rechnen.
Die AG Psychologie und Verhaltensmedizin hat einen Forderungskatalog zusammengestellt, der helfen soll, die Versorgung ausländischer Diabetiker zu verbessern. Wichtigste Punkte sind die Bereitstellung muttersprachlicher, dem Bildungsstand und den Lerngewohnheiten angemessener Schulungs- und Behandlungsangebote sowie ein verbesserter Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Fachleuten in den Herkunftsländern der Migranten.
Den Wortlaut des Maßnahmenkatalogs können Sie in der sogenannten Bad Neuenahrer Erklärung Erklärung nachlesen.
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