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Warum droht Diabetes, wenn Zellen "ihr Fett abkriegen"?

Internationaler Workshop der Academia Europaea und der Klaus Tschira Stiftung zu neuesten Erkenntnissen über den Zusammenhang zwischen Fettsucht und Diabetes

Warum erkranken fettsüchtige Menschen wesentlich häufiger an Diabetes als Normalgewichtige? Über dieser Frage diskutieren vom 6. bis zum 8. März 2003 Wissenschaftler vieler Nationen auf Einladung der Academia Europaea und der Klaus Tschira Stiftung im Studio der Villa Bosch in Heidelberg. Bei dem Workshop "Obesity and Diabetes" werden die molekularen Vorgänge in den Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse und in den Fettzellen "unter die Lupe genommen".

Insbesondere tauschen sich die Wissenschaftler über neueste Forschungsergebnisse aus, zum Beispiel, wie die Freisetzung von Insulin im Körper reguliert wird und wie Insulin auf die Zellen wirkt. Ein wichtiges Thema wird auch die Appetitregulation sein, die in der Gehirnregion Hypothalamus ihren Sitz hat.

16 Millionen Deutsche sind von gefährlichen Folgeerkrankungen bedroht, weil sie unter extremem Übergewicht leiden. So gilt Adipositas (Fettsucht) als bedeutendster Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2. An Diabetes Typ 2 leiden 90 Prozent aller Zuckerkranken. Häufig führt die Erkrankung zu Erblindungen oder macht Amputationen notwendig.

Ursache der Erkrankung ist eine Stoffwechselstörung: Zum einen ist die Produktion des lebensnotwendigen Hormons Insulin gestört, das bei Gesunden den Nährstoff Zucker abbaut. Zusätzlich ist die Wirkung des vorhandenen Insulins auf die Zellen vermindert. In der Folge wird der Zucker nicht mehr vollständig abgebaut, der Blutzuckerspiegel steigt, und die Menschen erkranken.

Die Kombination "Extremes Übergewicht plus Stoffwechselstörung" führt fast immer zur Erkrankung an Diabetes, da die Fettzellen den Zuckerstoffwechsel behindern. Weltweit leiden zur Zeit mehr als 150 Millionen Menschen an Diabetes. Schätzungen zufolge wird sich diese Zahl in den nächsten 20 Jahren verdoppeln.

Am 6. März um 19 Uhr eröffnet der weltweit anerkannte Diabetesexperte Professor Claes Wollheim, Universität Genf, den Workshop mit dem Vortrag "Insulin secretion in the healthy ss-cell and in some models of type 2 diabetes". Kürzlich veröffentlichte Claes Wollheim im Wissenschaftsmagazin Nature seine Forschungsergebnisse über die zentrale Rolle, die Mitochondrien (wichtige Zellorganellen) in den insulinproduzierenden Zellen bei der Insulinsekretion übernehmen.

In einem gemeinsamen Projekt mit anderen internationalen Forschungslabors und einem Biotechnologieunternehmen arbeitet Wollheim daran, bislang unbekannte Gene zu identifizieren, die bei der Entwicklung der insulinproduzierenden, sogenannten Inselzellen, beteiligt sind. Von diesen Genen erhofft man sich, dass man sie in Zukunft einsetzen könnte, um neue insulinproduzierende Zelllinien oder Gewebe herzustellen.

Der Workshop "Obesity and Diabetes" ist die dritte gemeinsame Veranstaltung der Academia Europaea und der Klaus Tschira Stiftung. Vor zwei Jahren trafen sich Wissenschaftler im Studio der Villa Bosch, um neueste Erkenntnisse der Hirnforschung zu diskutieren. Im vergangenen Jahr ging es um die Steuerung von Lebensvorgängen in der Zelle durch Calcium.

Die Academia Europaea (www.acadeuro.org) wurde 1988 gegründet als internationale, unabhängige Vereinigung von Wissenschaftlern aller Disziplinen, die in ihrem Bereich als führende Experten anerkannt sind. Ihr Ziel ist die Förderung des Lernens, der Ausbildung und der Forschung, insbesondere in Europa. Zur Zeit gehören der Academia Europea etwa 2.000 Mitglieder aus 35 europäischen und acht nicht-europäischen Ländern an.

Die Klaus Tschira Stiftung gGmbH (KTS), Heidelberg, fördert vor allem Forschungsvorhaben der angewandten Informatik, der Naturwissenschaften und der Mathematik sowie Schülerprojekte in diesen Bereichen. Außerdem unterstützt sie die Lehre an staatlichen und privaten Hochschulen und fördert einzelne Projekte der Denkmalpflege und der Künste. Die KTS hat ihren Sitz in der Villa Bosch in Heidelberg, dem ehemaligen Wohnsitz des Nobelpreisträgers für Chemie, Carl Bosch (1874-1940).

zuletzt bearbeitet: 28.02.2003 nach oben

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