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Risikofaktor Homocystein - das "neue Cholesterin"

Pressemitteilung: Universität des Saarlandes

Internationaler Kongress mit Diskussionsrunde für die breite Bevölkerung

Die Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin des Universitätsklinikums des Saarlandes ist mit ihren Forschungen auf dem Gebiet der Hyperhomocysteinämie weltweit anerkannt. So gelang es dem Direktor Professor Dr. Wolfgang Herrmann zum vierten Mal 260 Experten aus 26 Ländern - darunter Australien, Neuseeland, Arabische Länder, Taiwan, Russland und die USA - zu einem Spitzenkongress ins Saarland zu holen.

Über drei Tage hinweg werden sich die besten Köpfe der Welt in zehn großen Themenblöcken mit allen Aspekten des Risikofaktors Homocystein befassen, das in Fachkreisen auch als das "neue Cholesterin" bezeichnet wird. Positionspapiere und neue Forschungen werden vor allem in Zusammenhang mit Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, kognitiven Störungen, neurodegenerativen Erkrankungen, Thrombosen und Knochenerkrankungen (Osteoporose) sowie Schwangerschaftskomplikationen diskutiert werden. Nachwuchsforscher und junge Mediziner stellen zudem auf rund 90 Postern ihre aktuellen Arbeiten vor.

Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Wissenschaftsminister Jürgen Schreier. "Die Erforschung der Hyperhomocysteinämie ist eine verhältnismäßig junge Wissenschaft von in hohem Maße politischer Natur. Die Ergebnisse Ihrer Forschungen sind für immer mehr Menschen von existenzieller Bedeutung. Um die Forschungsinfrastruktur der Universität des Saarlandes weiter zu verbessern entsteht auf dem Campus des Universitätsklinikums in Homburg ein Forschungsverfügungsgebäude, das den wissenschaftlichen Schwerpunkten, insbesondere in den Bereichen der Neurowissenschaften, der onkologischen Forschung und der Human- und Molekularbiologie neue Möglichkeiten eröffnen wird", betont Staatssekretärin Dr. Susanne Reichrath.

Die interessierte Bevölkerung und die Vertreter der Medien sind herzlich eingeladen zur Diskussionsrunde "Hyperhomocysteinämie - Von der Wissenschaft zur Praxis" am Samstag, 16. April 2005, von 13.00 bis 15.00 Uhr, in der Congress-Halle Saarbrücken.

Die Diskussion wird von Prof. Dr. Wolfgang Herrmann moderiert. Unter den international ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet der Hyperhomocysteinämie wird auch ein praktizierender Arzt (Dr. med. Michael Schmidt, Gynäkologe und Endokrinologe aus Saarbrücken) vertreten sein, der seine praktischen Erfahrungen bezüglich Diagnostik und Therapie erläutert und für Fragen zur Verfügung steht.

Homocystein gilt als das "neue Cholesterin": Ist der Homocystein-Wert im Blut erhöht, steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Thrombosen, Schlaganfall, für atheriosklerotische Gefäß- und neurodegenerative Erkrankungen, wie kognitive Störungen, Depressionen oder Alzheimer Demenz, aber auch für Komplikationen in der Schwangerschaft. Hyperhomocysteinämie kann darüber hinaus mit einem erhöhten Tumorrisiko assoziiert sein.

Beim Homocystein handelt es sich um eine schwefelhaltige, nicht in der Nahrung vorkommende Aminosäure. Sie entsteht als Zwischenprodukt des Zellstoffwechsels beim Abbau von Methionin zu Cystein. Ist der Methionin-Stoffwechsel aufgrund eines Enzym- und/oder Vitaminmangels (Folsäure, Vitamin B12, B6) gestört, reichert sich Homocystein verstärkt im Blutplasma an und auch im Urin ist eine erhöhte Ausscheidung des Oxidationsproduktes Homocystin feststellbar: Die Folge nennt man Hyperhomocysteinämie.

Die Homocysteinkonzentration nimmt generell mit dem Alter zu und Männer haben im jüngeren Alter normalerweise höhere Werte als Frauen. Besonders ältere Menschen weisen aufgrund eines häufigen Vitaminmangels eine Tendenz zur Hyperhomocysteinämie auf, die jedoch durch eine entsprechende Vitamingabe leicht zu therapieren ist.

Erhöhte Konzentrationen von Homocystein werden bei 5 bis 10 Prozent der Allgemeinbevölkerung und bei bis zu 40 Prozent der Patienten mit Gefäßerkrankungen gemessen. Eine Konzentration von bis zu 10 µmol/l (mikro-Mol pro Liter) gilt als unbedenklich, bis zu 12 µmol/l sind bei ansonsten gesunden Menschen noch tolerierbar. Steigt der Wert aber über 12 µmol/l, sollte eine Therapie erfolgen.

Bei seltenen schweren Defekten von Enzymfunktionen, die genetisch bedingt sind, entwickeln Betroffene unbehandelt bereits im jugendlichen Alter neben anderen Symptomen schwere arteriosklerotische Gefäßveränderungen, geistige Retardierung und Knochendeformationen. Häufig erleiden diese Patienten schon vor dem 25. Lebensjahr einen Herzinfarkt und ihre Lebenserwartung liegt bei unter 50 Jahren.

Neben einem Mangel an Folat, Vitamin B12 und B6 oder einem Enzymmangel kann auch eine Niereninsuffizienz Ursache für erhöhte Homocystein-Werte sein. Weiterhin beeinflussen zahlreiche Wirkstoffe, Medikamente, Erkrankungen (u.a. Diabetes) und Lebensstilfaktoren (Vegetarier, Schwangerschaft, Alkoholmissbrauch, Rauchen) den Homocystein-Stoffwechsel.

Zur Vorbeugung eines Folatmangels wird empfohlen, fünf Portionen frisches Obst und Gemüse am Tag zu sich zu nehmen. Diese Empfehlung ist allerdings nur schwer zu praktizieren und ist letztlich auch nicht erfolgreich, da aufgrund des modernen Umgangs mit den "Grünprodukten" wie auch mit der Essenzubereitung ein großer Teil des Folats verloren geht, so dass bei unserer Bevölkerung ein Folatmangel besteht, der über die Einnahme von Vitamin-Ergänzungen auszugleichen ist. In den USA werden beispielsweise Getreideprodukte mit Folsäure künstlich angereichert, um dadurch den Folatmangel auszugleichen und damit bei Frauen das Risiko für Schwangerschaften mit Neuralrohrdefekten zu reduzieren. Der genügenden Aufnahme von Vitamin B-12 ist ebenfalls Beachtung zu schenken, beispielsweise entwickeln ältere Menschen oder Vegetarier leicht einen Vitamin B-12 Mangel. Tierische Nahrungsmittel (Fleisch, Eier, Milchprodukte) oder Fisch sind gute Vitamin B12-Quellen. Vitamin B6 kommt besonders in Fleisch, Milch, Getreide, Kartoffeln, Obst und Gemüse vor.

zuletzt bearbeitet: 11.04.2005 nach oben

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