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Nutzenbewertung kurzwirksamer Insulin-Analoga im internationalen Vergleich

Pressekonferenz "Insuline für Diabetiker werden gestrichen"

International Diabetes Federation empfiehlt Einsatz von Insulin-Analoga

Kurzfassung des Vortrags von Dr. med. Thomas Kunt, Deutscher Repräsentant in der Richtlinienkommission "International Diabetes Federation" (IDF), zur Pressekonferenz "Insuline für Diabetiker werden gestrichen"

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Kunt. Die mahlzeitengebundene Gabe von kurzwirksamen Insulinen hat sich international seit langem als eine wesentliche Verbesserung bei der Therapie des Diabetes mellitus durchgesetzt. Für den Diabetes Typ 1 wurde dies mittlerweile als Standard festgelegt und auch zunehmend beim Diabetes Typ 2 angewendet.

Für diese Therapie standen bis in die 70er Jahre nur tierische Insuline zur Verfügung, bis diese dann in den 80er Jahren erfolgreich von den Humaninsulinen abgelöst wurden. Humaninsuline haben jedoch, wie tierisches Insulin, den Nachteil, dass ihr Wirkprofil nicht den physiologischen Anforderungen entspricht. Eine wesentliche Verbesserung hinsichtlich des physiologischen Wirkprofils stellte erst die Entwicklung der Insulin-Analoga dar. Mit ihrer schnelleren und stärkeren Wirkung kommen die Insulin-Analoga dem Wirkprofil des körpereigenen Insulins viel näher. Diese Insuline sind mittlerweile (herstellerabhängig) seit bis zu 10 Jahren auf dem Markt verfügbar. Die therapeutischen Vorteile dieser Insuline bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes konnten im klinischen Alltag deutlich zum Nutzen der Patienten umgesetzt werden.

Wie bei jeder therapeutischen Intervention erfolgte sukzessive eine wissenschaftliche Nutzenbewertung durch verschiedene unabhängige internationale und nationale Institutionen. Diese kamen einheitlich zu einem positiven Ergebnis und verankerten dies zunächst in ihren einzelnen nationalen Versorgungsrichtlinien, so z. B. in den Richtlinien zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 der "Canadian Diabetes Association".

Selbst die sonst für ihre äußerst restriktive Haltung bekannte staatliche britische Organisation des "National Institute for Clinical Excellence (NICE)" wollte bei gewohnt neutraler Haltung den potenziellen Nutzen dieser neuen Insuline bereits im Jahr 2002 nicht leugnen.

Von besonderer Bedeutung ist die Erwähnung des Ergebnisses der vierzigköpfigen Expertenkommission des Internationalen Dachverbandes "International Diabetes Federation" (IDF), die in ihren vor wenigen Monaten publizierten Richtlinien zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 ebenfalls den Einsatz dieser Insulin-Analoga empfiehlt.

Im Gegensatz dazu, und weltweit vollkommen isoliert, steht die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) auf dem Boden einer Nutzenbewertung durch das Institut für Qualitätssicherung und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln, die weniger wissenschaftlich als vielmehr politisch verankert ist.

Dieses Gutachten wurde am 15. Februar 2006 publiziert und weist die gleichen methodischen Schwächen auf, wie andere zu diesem Thema publizierte Vorarbeiten der gleichen Autoren, die bereits in verschiedenen wissenschaftlichen Medien entsprechend beanstandet wurden.

Bedauerlicherweise sind in der jetzt publizierten Fassung des IQWiG-Gutachtens noch weitere wissenschaftliche Ungenauigkeiten und inkorrekte Zitierungen eingeflossen, die die Gesamtaussage zusätzlich verfälschen. Den Diabetes-Patienten wird hierdurch nicht nur eine bewährte, innovative und vorteilhafte Therapie verwehrt, die in vielen europäischen Ländern bereits als Standardtherapie etabliert ist, sie werden darüber hinaus durch die inkorrekten Ableitungen aus den Sicherheitsdaten noch zusätzlich verunsichert.

Im Vergleich zu der eminenten Bedeutung dieser Entwicklung für die Patienten als Betroffene, dürfen die anderen wesentlichen Auswirkungen aber nicht in den Hintergrund treten: Das Prinzip der Therapiefreiheit, das Gleichheitsprinzip in der Behandlung und das internationale Renommee des Wissenschafts-Standortes Deutschland sind zu wichtig, um diesem offensichtlich politisch motivierten Vorhaben zum Opfer zu fallen.

Bildunterschrift: Dr. med. Thomas Kunt
Bildquelle: Presseagentur der Veranstaltung

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zuletzt bearbeitet: 27.02.2006 nach oben

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