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Politik muss die Entscheidung stoppen

G-BA beschneidet Diabetikern Zugang zu modernen kurzwirksamen Insulin-analoga

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat am 19. Juli auf einer Pressekonferenz seine Entscheidung bezüglich der Streichung kurzwirksamer Insulinanaloga aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen bekannt gegeben. Ab voraussichtlich September dieses Jahres dürfen Ärzte kurzwirksame Insulinanaloga nur noch in Ausnahmefällen an Typ-2-Diabetiker verschreiben; somit bleibt einem Großteil der betroffenen Patienten der Zugang zu diesen modernen Medikamenten verwehrt. "Jetzt ist die Politik in der Verantwortung, dem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Verordnungsfähigkeit kurzwirksamer Insulinanaloga entgegenzuwirken", kommentiert der Vorsitzende des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB), Manfred Wölfert, diese Entscheidung. "Kein verantwortlicher Politiker kann dabei zusehen, wie Hunderttausenden chronisch Kranken ein wichtiges Medikament vorenthalten wird", so Wölfert.

Wölfert kritisiert weiterhin die vom G-BA definierten Ausnahmen, nach denen die Analoga nur dann erstattet werden, wenn eine Behandlung mit herkömmlichen Humaninsulinen erfolglos bleibt; ein solches Hin und Her in der Therapie mache die Betroffenen zu Versuchskaninchen. "Der DDB", so Wölfert, "fordert nicht alles für alle. Aber der Arzt muss entscheiden können, welches Mittel für welchen Patienten am wirksamsten und für seinen Lebensalltag optimal ist."

Der DDB-Vorsitzende kritisiert zudem die Ergebnisse des für die Bewertung von Insulinanaloga zuständigen Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) aufs schärfste. Das Institut kam zu dem Schluss, dass die Analoga keinen zusätzlichen Nutzen für die Patienten brächten. In einer groß angelegten Protestaktion hatten annähernd 200.000 Patienten anhand ihrer Unterschriften die eindeutig höhere Lebensqualität dank der Analoga hervorgehoben. "Durch diese Rationierung würde die Politik das Leben vieler Diabetiker in zynischer Weise negativ beeinflussen", so Manfred Wölfert. "Wir hoffen darauf, dass die Kompetenz und die Erfahrungen der Betroffenen im Parlament und in der Regierung nicht ignoriert werden. Deshalb werden wir unsere Stimme weiter erheben. Wir wenden uns dabei auch an die Hersteller der Analoginsuline, denn laut G-BA-Beschluss wären sie weiterhin verordnungsfähig, wenn sie nicht teurer wären als Humaninsuline. Rationierung auf der einen Seite und Festhalten am Preis auf der anderen geht deutlich zu Lasten der Betroffenen - und das sind chronisch kranke Menschen, die sich dank der Analoga gleichberechtigt in die Solidargemeinschaft einbringen können und wollen."

zuletzt bearbeitet: 21.07.2006 nach oben

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