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Kinder lernen von Diabetikern - Schulprojekt "Lehrter Modell"

Vortrag von G.-R. Storm, Diabetologische Schwerpunktpraxis Lehrte, und Dr. J. Teiwes, Schuldirektor i. R., Lehrte, auf der bundesweiten Hauptveranstaltung zum Weltdiabetestag 2006.

Diabetiker, Diabetes-Experten und Sportvereine vermitteln Lehrter Schülern und Eltern Diabetes-Wissen in Theorie und Praxis

Diabetes mellitus und hierbei insbesondere der Typ-2-Diabetes - früher unter dem Begriff "Alterszucker" bekannt - wird in Deutschland wie in allen westlichen Ländern immer häufiger. Immer mehr junge Menschen und zunehmend auch schon Kinder und Jugendliche entwickeln diese Form des Diabetes. Diabetes ist eine teure Erkrankung und kann insbesondere bei Auftreten in jungen Jahren durch entstehende Folgeerkrankungen auch die Berufsfähigkeit nachhaltig beeinträchtigen. Nationale und internationale Diabetes-Kongresse beschäftigen sich zunehmend intensiver mit dieser Problematik unter dem Motto: "Diabetes verhindern".

Diese Diabetesepidemie ist die Folge unseres westlichen Lebensstils, gekennzeichnet durch immer weniger Bewegung und falsche Ernährung - zu viel, zu fett, zu süß. Wissenschaft und die Politik haben die Notwendigkeit erkannt, frühzeitige Aufklärung zu betreiben und auf Verhaltensänderungen hin zu wirken. Nationale Fachgesellschaften planen Programme, die diese Entwicklung bremsen oder gar umkehren könnten.

In Lehrte wird gehandelt.

Seit 2001 haben 1150 Schüler der 5. und 6. Klassen aus den Orientierungsstufen in zwei Lehrter Schulen an Schulprojekten nach dem Lehrter Modell teilgenommen. Das Ziel des Lehrter Modells ist es, den Kindern die Zusammenhänge zwischen mangelnder Bewegung und übermäßiger / falscher Ernährung klarzumachen und mögliche Folgen wie die Diabetesentstehung aufzuzeigen.

Die Initiative für ein Diabetes-Schulprojekt für 10- bis 12-jährige Schüler entstand aus den betreffenden Schulen in Zusammenarbeit mit der Diabetologischen Schwerpunktpraxis Lehrte. Die notwendigen fachlichen Informationen vermittelten der Diabetologe Dr. Storm und die Schulungskräfte der Schwerpunktpraxis. Dr. Teiwes, ehemaliger Direktor der Orientierungsstufe Lehrte Süd, ist bis heute Koordinator für die verschiedenen Schulen.

Einen wichtigen Anteil des Projektes trugen aber die Diabetiker selbst bei. Etwa jeweils 20 - 30 Diabetiker aller Altersgruppen aus der Diabetikerselbsthilfegruppe Lehrte berichteten frei über ihr Leben und den Alltag mit ihrem Diabetes. So konnten die Kinder authentisch erfahren, was Diabetes bedeutet. Was gesunde Ernährung tatsächlich bedeutet, wurde anschaulich gemacht, zum Beispiel am Fettanteil einer Pommes-Portion oder dem Zuckergehalt eines Glases Cola. Abgerundet wurde dieses theoretische Wissen durch die Praxis. Mütter bereiteten ein leckeres, schmackhaftes und gesundes Frühstück zu.

Es stand besonders die Bewegung, der Sport im Mittelpunkt der Projekte. Ein ganzer Tag des dreitägigen Projektes war dem Sport vorbehalten. Lehrter Sportvereine und Tanzschulen haben sich engagiert und die Kinder in ihre verschiedenen Sparten hineinschnuppern lassen. Es wurden bei allen Kindern der Blutzucker sowie Größe und Gewicht gemessen und umfangreiche Fragebögen zum Sport und zur Ernährung beantwortet.

Die Evaluation dieser Daten übernahm Prof. Dr. Schöfl, damals aus der Medizinischen Hochschule Hannover, jetzt an der Charité Berlin.

Es zeigte sich, dass die Lehrter Kinder in der Mehrheit durchaus sportbewusst sind, die Ernährung mit hohem Gemüse- und Obstanteil und mäßigem Konsum von Süßigkeiten ganz gut da steht. Dennoch, fast jedes fünfte Kind ist übergewichtig.

Das letzte Projekt wurde im Juni 2006 durchgeführt, und es wurden in allen Projekten zusammen fast 2000 Kinder erreicht.

Das Schulprojekt Lehrter Modell hat zwei Ziele. Einerseits sollen die Kinder frühzeitig informiert und sensibilisiert werden und ihr eigenes Verhalten kritisch überdenken. Auf der anderen Seite wurde aus den vorliegenden Erfahrungen ein Curriculum erstellt, das von allen Schulen in Niedersachsen und darüber hinaus genutzt werden kann. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass die Schulen auf ihre örtlich sehr unterschiedlichen Angebote zurückgreifen können (Ärzte, Sportvereine, Firmen usw.).

Weitere Informationen: www.lehrter-modell.lehrte.de

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zuletzt bearbeitet: 14.11.2006 nach oben

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