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Maßnahmen für Migranten mit Diabetes ungenügend

Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund haben ein erhöhtes Diabetes-Risiko

Bochum - Rund 15,3 Millionen Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund leben in Deutschland. Sie haben ein erhöhtes Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken und ihnen bleibt der Zugang zu präventiven und Früherkennungs-Maßnahmen häufig verschlossen. Die Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Migranten der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) forderte deshalb anlässlich des Diabetes-Forums am 24. November 2006 in Berlin, präventive Maßnahmen so zu gestalten, dass nicht große Teile der Bevölkerung ausgeschlossen sind.

Angesichts der stark zunehmenden Anzahl von Typ-2-Diabetikern sind Früherkennung von Risikopatienten und frühzeitige Behandlung auch von Vorstufen des Diabetes wichtige Ziele der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Nicht alle Risikopatienten können bisher jedoch mit Informationen erreicht werden. "Empirische Studien zeigen, dass Analphabetismus, Bildungsdefizite, Armut und mangelnde Informiertheit Risikofaktoren - unabhängig von körperlichen Faktoren - für das Auftreten und eine schlechte Prognose von Diabetes und morbider Adipositas sind", meint Dr. med. Batuhan Parmakerli-Czemmel, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Migranten in der DDG.

Dies gilt für alle Bevölkerungsgruppen - wobei Migranten der Zugang zu überwiegend deutschen Informationen und Schulungsprogrammen erschwert ist. Hinzu kommt, dass einer Studie zufolge überproportional viele türkische Migranten an Typ-2-Diabetes erkrankt sind: Experten schätzen die Anzahl auf etwa 14,9 Prozent im Vergleich zu rund sieben Prozent der Gesamtbevölkerung. Insgesamt sind es mindestens eine Million Erkrankte mit Migrationshintergrund.

"Neben Sprache und Kultur sind es die soziale Schicht und die mangelnde Bildung, die eine effektive Prävention und eine geeignete Behandlung verhindern. Alle bisherigen Konzepte und zukünftigen Maßnahmen, müssen diese Faktoren berücksichtigen, um erfolgreich zu sein", fordert Parmakerli-Czemmel. Ein Ziel des Diabetes-Forums 2006 ist deshalb, dass zukünftig alle Arbeitsgemeinschaften der DDG dies in ihrer Arbeit stärker berücksichtigen. Dazu gehört beispielsweise, dass jede AG einen Migranten-Beauftragten benennt.

Die AG Diabetes und Migranten ist eine von 17 Arbeitsgemeinschaften der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG). In der AG erarbeiten Ärzte, Psychologen, Diabetesberater und Betroffene Lösungen, um Migranten in Deutschland adäquat, leitlinienorientiert und nach evidenzbasierter Medizin zu betreuen. Unter anderem erarbeitet die AG zurzeit für die Deutsche Diabetes-Stiftung einen Entwurf für ein regionales Präventionsprogramm "Diabetes-Prävention: Zielgruppe Migranten und andere Bevölkerungsgruppen mit niedrigem sozioökonomischen Status".

In acht Ausschüssen, drei Kommissionen, 17 Arbeitsgemeinschaften und 15 Landesgruppen sind zahlreiche Mitglieder aktiv, um die Ziele der Deutschen Diabetes-Gesellschaft umzusetzen. Sie alle unterstützen mit ihrer Arbeit den Vorstand, erarbeiten Leitlinien, verantworten im Rahmen der DDG Veranstaltungen oder organisieren sonstige Fortbildungsveranstaltungen, Seminare, Workshops und Projekte.

Alle Vorsitzenden dieser Gruppierungen trafen sich am 24. November zum Diabetes-Forum 2006 in Berlin, um unter der Leitung des Präsidenten Prof. Dr. Wolfgang Kerner und des DDG-Vorstandes über ihre Tätigkeiten zu berichten. Diese Veranstaltung gibt einen aktuellen Überblick über die zahlreichen Aktivitäten der DDG innerhalb der Diabetologie und den Fortschritten in diesem Fach. Das Forum fand nach 2003 und 2004 zum dritten Mal statt. Die Tätigkeitsberichte der Beteiligten werden auf der Interseite www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de veröffentlicht.

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 30.11.2006 nach oben

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