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Lösliche und unlösliche Ballaststoffe in der Ernährung bei Diabetes

Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. med. Andreas F. H. Pfeiffer im Rahmen eines Symposiums von Abbott Diabetes Care auf der 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) in Hamburg.

Unlösliche Ballaststoffe könnten in Zukunft eine bedeutsame Rolle spielen

Prof. Dr. med. Pfeiffer Ballaststoffe zeigen in großen epidemiologischen Studien eine enge Verknüpfung mit dem Risiko für Diabetes mellitus wie auch Atherosklerose. Bemerkenswerterweise scheinen Ballaststoffe aus Getreide den größten Teil dieser Effekte zu erklären. Dagegen spielen Ballaststoffe aus Obst und Gemüse wohl eine eher kleinere Rolle. Ballaststoffe lassen sich in lösliche und unlösliche Ballaststoffe unterteilen, je nach ihren physikochemischen Eigenschaften. In der Vergangenheit wurden meist lösliche Ballaststoffe mit einer Verbesserung des Lipidprofils, einer Verringerung des LDL-Cholesterins und einer Verbesserung der Triglyzeride assoziiert. Unlösliche Ballaststoffe, die überwiegend aus Zellulose und Hemizellulose bestehen, wurden überwiegend als inaktiv betrachtet, ohne dass dies genauer untersucht worden wäre.

Lösliche Ballaststoffe verändern die Viskosität des Nahrungsbreis und können dadurch die Geschwindigkeit der Nahrungsresorption beeinflussen. Nach einigen Studien wird durch Ballaststoffe der glykämische Index durch die Veränderung der Glukoseresorption verzögert. Ein typischer solcher Ballaststoff ist z. B. Arabinoxylan, aus Weizen oder Hafer gewonnen. Wir beobachteten in prospektiv angelegten Interventionsstudien mit einem Cross-over-design, in denen 15 g Arabinoxylan zusätzlich pro Tag gegeben wurden, eine Verbesserung der Insulinwirksamkeit und einen günstigeren Verlauf des Fettprofils über den Tag verteilt. Weiterhin interferierte das Arabinoxylan mit den Ghrelinspiegeln, also einem Sättigungshormon aus dem Magen. Dagegen fanden sich keine Veränderungen von Adiponektin oder Zytokinen oder des CRPs.

Unlösliche Ballaststoffe könnten in Zukunft eine bedeutsamere Rolle spielen, nachdem wir in Untersuchungen einen erstaunlich ausgeprägten Effekt auf die Insulinempfindlichkeit beobachteten. Hierbei erhielten Probanden 30 g unlösliche Ballaststoffe eingebacken in Brot in einem blinden prospektiven Design. Die unlöslichen Ballaststoffe hatten keinen akuten Effekt auf den glykämischen Index, veränderten aber etwas die Insulinsekretion in dem Sinne, dass der Insulin-Peak schneller und früher auftrat. Diese Veränderung der Insulinsekretion war durch ein verändertes Sekretionsmuster des gastric inhibitory polypeptide bedingt. Am zweiten Tag erhielten die Probanden einen standardisierten Test des glykämischen Index mit 50 g Kohlenhydraten in Form von Weißbrot, und hierbei zeigte sich jetzt eine deutliche Verbesserung der Insulinsensitivität. Dies beruhte nicht auf einer Veränderung der Glukoseaufnahme, wie dies für lösliche Ballaststoffe beschrieben wurde, sondern auf einer Beschleunigung der Glukoseverschwinderate, also einer Verbesserung der Insulinwirksamkeit. Da diese Daten aus Mahlzeitentests berechnet worden waren, wiederholten wir die Untersuchungen mit adipösen Patienten, die während drei Tagen unlösliche Ballaststoffe erhielten und danach einen hyperinsulinämischen euglykämischen Clamp. Hierbei bestätigte sich die deutliche Verbesserung der Insulinsensitivität ohne wesentliche Veränderung anderer Biomarker des metabolischen Syndroms wie beispielsweise von Adiponektin oder Zytokin. Allerdings fanden sich deutliche Veränderungen verschiedener Sättigungshormone.

Vergleichbare Untersuchungen bei Diabetikern wurden mit weniger aufwändigem Design durchgeführt, zeigten aber auch eine deutliche Verbesserung des Glukosestoffwechsels. Ballaststoffe sind damit eine einfache Stoffklasse mit einem erstaunlich starken positiven Effekt auf den Stoffwechsel und in epidemiologischen Studien auch auf Endpunkte wie Diabetes und kardiovaskuläres Risiko. Eine vermehrte Aufnahme von Ballaststoffen ist deshalb ein sehr realisierbares und interessantes Konzept zur Verbesserung der Nahrungsqualität sowohl beim metabolischen Syndrom wie beim manifesten Diabetes mellitus.

Bildunterschrift: Prof. Dr. med. Andreas F. H. Pfeiffer, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin.
Bildquelle: Abbott Diabetes Care

zuletzt bearbeitet: 16.05.2007 nach oben

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