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Deutscher Diabetiker Bund:

Institut missachtet Erfahrungen der Betroffenen

"Nach wie vor missachtet das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die Erfahrungen der von Diabetes betroffenen Menschen", kritisiert Manfred Wölfert, Vorsitzender des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB).

In dem jetzt vorliegenden Abschlussbericht zu kurzwirksamen modernen Insulinen (Analoga) wird behauptet, sie hätten für Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 keinen zusätzlichen Nutzen. Das Institut stützt sich dabei nur auf Studien nach selbst festgelegten Kriterien, nicht aber nach den guten Ergebnissen, die sich für die Betroffenen ergeben. Falls die Insulinanaloga aus der Verordnungsfähigkeit als Kassenleistung gestrichen werden, würde das besonders Kinder und Jugendliche treffen. Gerade sie postulierten bereits beim Deutschen Diabetiker Tag im September 2006 auf Spruchbändern: "Lasst uns unser Insulin!"

Der Bundesvorsitzende der größten deutschen Patientenorganisation für Diabetiker beurteilt die gegenwärtige Situation so: "Die Verantwortung liegt jetzt beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Wenigstens hier sollte nach den neuen gesetzlichen Regelungen vorgegangen werden. Sie besagen seit dem Inkrafttreten des Wettbewerbsstärkungsgesetzes für die gesetzlichen Krankenkassen am 1. April 2007, dass die Patienten und andere Experten konstruktiv einzubeziehen und internationale Standards anzulegen sind."

Bereits in seiner Stellungnahme zum Vorbericht hatte der DDB angeboten, Fallberichte zu unterstützen, in denen Betroffene mit langjährigen Erfahrungen zu unterschiedlichen Therapieformen befragt werden sollten. Dieser Vorschlag wurde vom IQWiG ignoriert. Statt der so zu ermittelnden Langzeiterfahrungen vieler wurden lediglich Ergebnisse zugrunde gelegt, die einen kurzen Zeitraum und einen kleinen Personenkreis reflektieren.

"Wir bleiben bei unserer Aussage", unterstreicht Manfred Wölfert, "dass das Wirkprofil der Analoga sowohl von den betreuenden Eltern als auch von den jungen und erwachsenen Betroffenen gegenüber den Humaninsulinen als positiv abweichend beschrieben wird. Es zeigt sich ein Zusatznutzen in der Verringerung von Unterzuckerungen, einem schwächeren Anstieg der Blutzuckerwerte nach dem Essen und somit der Vermeidung von Zwischenmahlzeiten sowie in der genauesten Berechnung der zu spritzenden Insulinmenge, da man die Injektion auch nach dem Essen entsprechend der wirklich zugeführten Menge von Kohlenhydraten verabreichen kann."

Der G-BA wird im Umgang mit dem IQWiG-Bericht zu berücksichtigen haben, dass auch Menschen mit Diabetes jeglichen Alters das Recht auf ein selbst bestimmtes Leben haben - und auch, dass es einen unseligen Zusammenhang gibt zwischen einer negativen Blutzuckerlage infolge einer schlechteren Therapie und teuren, schicksalhaften diabetesbedingten Komplikationen wie Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen, Nervenschädigungen und Erblindungen.

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zuletzt bearbeitet: 11.06.2007 nach oben

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