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Zugewinn an Selbstständigkeit und Lebensqualität

Pressemitteilung: BERLIN-CHEMIE AG

Spezielles Schulungsprogramm für geriatrische Diabetiker

Auch multimorbide Diabetiker mit geriatrischen Syndromen profitieren von einer Diabetesschulung - vorausgesetzt das Schulungsprogramm berücksichtigt die speziellen Bedürfnisse dieser Patientengruppe. Ein solches Programm ist die von der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Geriatrie der Deutschen Diabetes Gesellschaft mit Unterstützung der BERLIN-CHEMIE AG entwickelte "Strukturierte Geriatrische Schulung" (SGS). Die SGS ist an die alters- und krankheitsbedingten kognitiven, sensorischen und feinmotorischen Veränderungen angepasst. Sie hilft den älteren Patienten die Therapie selbstständig durchzuführen und ihre Lebensqualität zu erhalten. Für interessierte Ärzte und Diabetesberater bietet BERLIN-CHEMIE deutschlandweit Trainer-Seminare an, bei denen das Konzept der SGS vorgestellt wird.

Der Typ-2-Diabetes, seine Folgeerkrankungen und die Interferenz mit den typischen geriatrischen Beschwerden Inkontinenz, Immobilität, Seh- und Hörstörungen, Schwindel, Depressionen und kognitiven Defizite führen zu massiven Einbußen in der Lebensqualität und zu einer deutlichen Reduktion behinderungsfreier Lebensjahre. Deshalb benötigen auch hochbetagte, multimorbide Diabetiker eine Schulung, die ihnen dabei hilft, ihre Selbstständigkeit und Unabhängigkeit weites gehend zu erhalten. Dieses Ziel verfolgt die strukturierte geriatrische Schulung, angelehnt an das Joslin-Zitat "More life to years not years to life".

Verständnis für Patienten ist wichtige Voraussetzung für Therapieerfolg

Ärzte und Diabetesberater haben die Möglichkeit die Hintergründe, Vorgehensweise und Ergebnisse der SGS im Rahmen der Trainer-Seminare der BERLIN-CHEMIE AG kennen zu lernen. Dabei wird Wert darauf gelegt, dass die Teilnehmer Verständnis für ihre Patienten entwickeln, damit sie diese innerhalb ihrer Therapie angemessen begleiten können.

Die Referenten des Trainer-Seminars in Magdeburg, Dr. Silvia Hildebrandt, Internistin und Diabetologin, Thale, und Jürgen Hildebrandt, Diabetesberater, Thale, hatten für die Teilnehmer eine aufschlussreiche praktische Übung vorbereitet: Mit Brillen, die das Sehvermögen schwächten, sollte z.B. versucht werden, handschriftliche Medikamentenanweisungen zu lesen - meist erfolglos. Ohrstöpsel dienten der Minderung des Hörvermögens, so dass eine Unterhaltung in normaler Lautstärke kaum noch möglich war und dank der speziellen Handschuhe, die jeder Teilnehmer anziehen musste, wurde verständlich gemacht, wie kompliziert manche Blisterverpackungen im Handling sind und wie schwierig es ist, mit eingeschränkter Feinmotorik Tabletten zu teilen. Spätestens nach diesen Übungen war allen die Bedeutung der körperlichen Leistungseinschränkungen im Alter bewusst.

SGS vermittelt Wissen patientenorientiert

Die Inhalte einer Diabetikerschulung und deren didaktische Vermittlung müssen an die Lern- und Merkfähigkeit sowie an die persönlichen Bedürfnisse der geriatrischen Patienten angepasst sein. Das Konzept der SGS erfüllt diese Anforderungen: Im Vordergrund stehen der Dialog und die Interaktion, das heißt die aktive Mitarbeit der Patienten ist gefragt. Diese kann jedoch nur erreicht werden, wenn die Schulungskraft eine vertrauensvolle Atmosphäre schafft, in der sich die Patienten wohl fühlen können.

Die alten Menschen sollen sich sicher sein können, dass es in der Schulung um sie, um ihre Lebensqualität und um ihre Gesundheit geht. Wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen, steigt die Motivation zum Lernen. "So muss man sich als Trainer durchaus darauf einstellen, dass man mal eine Stunde lang nur über Margarine spricht", erklärte Hildebrandt.

Konkretes bildliches Anschauungsmaterial, kurze Sätze und der Verzicht von Fremdwörtern erleichtern alten Menschen das Lernen. Statt abstrakter Mengen- und Gewichtsangaben wird anschaulichen Angaben wie z.B. "eine Hand voll" der Vorzug gegeben. Ebenso werden die sensorischen Einschränkungen im Alter berücksichtigt. Große Schrift, gute Beleuchtung und deutliches, lautes Sprechen sind eine wichtige Voraussetzung für den Lernerfolg. Wegen der kürzeren Aufmerksamkeitsphasen dauern die Vorträge nur einige Minuten.

SGS besteht aus 6, für Patienten mit einer Insulintherapie aus 7 Schulungsstunden à 45 Minuten. Jede Stunde beginnt mit einer ausführlichen Wiederholung (ca. 15 Minuten). Die Vermittlung neuer Kenntnisse erfolgt behutsam und nimmt weitere 15 Minuten in Anspruch. Schließlich folgt noch eine 15-minütige Wiederholung des eben Gelernten.

Langfristiger Erfolg der strukturierten geriatrischen Schulung

Den Erfolg des SGS-Programms sieht man anhand der Ergebnisse einer randomisierten Evaluationsstudie mit 196 geriatrischen Patienten im Alter von über 65 Jahren. Die Studienteilnehmer hatten bereits leichte kognitive Einschränkungen. Sie erhielten entweder die strukturierte geriatrische Schulung oder die Standardschulung "Behandlungs- und Schulungsprogramm für Typ-2-Diabetiker, die Insulin spritzen", welche auf jüngere Diabetes-Patienten abgestimmt ist (Berger et al., Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 1999).

Unmittelbar nach der Schulung wären 88,2% der Patienten der SGS-Gruppe fähig, die Blutzuckerselbstkontrolle und Insulininjektion selbständig vorzunehmen. In der Vergleichsgruppe war dies nur bei 75,8% der Patienten der Fall. Der durchschnittliche HbA1c-Wert in der SGS-Gruppe war nach 6 Monaten von 8,2% auf 7,7% gefallen, in der Vergleichsgruppe von 7,7% auf 7,6%.

Des Weiteren war bei den Patienten der SGS-Gruppe eine höhere Therapiezufriedenheit zu verzeichnen, da die durch die Angst vor Hypoglykämien entstehende subjektive Belastung gesunken war. Am besten zeigt sich der Erfolg der SGS-Schulung durch eine schon nach 6 Monaten signifikant geringere Zahl symptomatischer Hypoglykämien.

Fazit für die Praxis

Am Ende der Veranstaltung waren sich alle Teilnehmer ihrer Bedeutung für den Erfolg der Schulung für geriatrische Diabetiker bewusst. Die Ziele der Diabetestherapie - Vermeidung von Pflegebedürftigkeit, Verhinderung von Komplikationen und vor allem der Erhalt der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit - können vom Patienten erreicht werden, wenn dieser eine angemessene Unterstützung und Hilfestellung erfährt.

Quelle:
Trainer-Seminar "SGS - Strukturierte Geriatrische Diabetikerschulung" (Veranstalter: Berlin-Chemie AG, Magdeburg, 31.08. - 01.09.2007)

zuletzt bearbeitet: 11.10.2007 nach oben

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