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Neue Therapieoptionen durch Inkretinkonzept

Pressemitteilung: BERLIN-CHEMIE AG

Maßgeschneiderte Therapie für Typ-2-Diabetiker

Nordamerikanischen Krustenechse, Gila-Monster Das Inkretinkonzept hat eine neue Generation von Antidiabetika hervorgebracht, die viele Vorteile haben: Sie ermöglichen eine effektive Senkung des HbA1c ohne das Risiko für Hypoglykämien zu erhöhen, wenn in Kombination mit Metformin gegeben. Typ-2-Diabetikern fällt es mit dieser Kombinationstherapie zudem wesentlich leichter, ihr Gewicht zu halten oder sogar abzunehmen. Ist die Monotherapie mit Metformin ausgereizt, lohnt es sich daher, über eine Ergänzung der bestehenden Monotherapie um eine der neuen Therapieoptionen nachzudenken. Prof. Dr. Thomas Haak, Bad Mergentheim, fasste im Rahmen eines Vortrags die wesentlichen Unterschiede der Therapieprinzipien zusammen und erklärte, worauf es bei der Therapiewahl ankommt.

Die orale Zufuhr von Glukose hat eine höhere Insulinsekretion zur Folge als die intravenöse Glukose-Zufuhr. Dieser sogenannte Inkretin-Effekt ist auf die Freisetzung der gastro-intestinalen Peptidhormone Glucagon-Like Peptide-1 (GLP-1) und Glucose-dependet Insulinotropic Peptide (GIP) zurückzuführen. Beide Hormone stimulieren in Abhängigkeit des Blutzuckers postprandial die Insulinsekretion der Betazellen im Pankreas und hemmen die Glukagonbildung der Alphazellen.

Bei Typ-2-Diabetikern ist der Inkretin-Effekt vermindert, das GLP-1 wird nur noch in geringem Maße ausgeschüttet. Dadurch wird weniger Insulin produziert und mehr Glukagon gebildet. Der Versuch, GLP-1 zu substituieren, scheitert jedoch an der kurzen Halbwertszeit des Hormons. Innerhalb weniger Minuten wird GLP-1 durch das Enzym Dipeptidyl-Peptidase-4 (DPP-4) abgebaut. An diesem Punkt setzen die Wirkprinzipien der neuen Antidiabetika an.

Zwei unterschiedliche Ansätze: GLP-1 imitieren oder den Abbau hemmen

Die Wirkung eines synthetisch hergestellten Inkretinmimetikums wie Exenatide beruht auf der Nachahmung des GLP-1. Die Aminosäuresequenz von Exenatide stimmt teilweise mit der des humanen GLP-1 überein. In in-vitro Studien wurde gezeigt, dass Exenatide an den GLP-1-Rezeptor bindet und diesen aktiviert.
Der DDP-4-Hemmer Sitagliptin hingegen hemmt das Enzym DPP-4 und schützt auf diese Weise GLP-1 vor dem Abbau.

In Kombination mit Metformin keine Hypoglykämien, keine Gewichtszunahme

Beide Substanzen sind in Kombination mit Metformin, einem Sulfonylharnstoff oder Metformin plus Sulfonylharnstoff zugelassen, erklärte Haak. Exenatide senkt den HbA1c-Wert durchschnittlich zwischen 0,8 und 1,1 %, Sitagliptin um 0,8b %. Ein Unterschied ist die deutliche Gewichtsreduktion zwischen 1,6 und 2,8 kg unter dem GLP-1-Analogon, während der DPP-4-Hemmer eher als gewichtsneutral zu bezeichnen ist, da er das Hungergefühl weniger stark beeinflusst, so Haak.

Nachteile ergeben sich für das Inkretinmimetikum aus der Applikation und dem Nebenwirkungsprofil. Exenatide muss zweimal täglich (2 x 50 μg) subkutan injiziert werden. 40 - 50 % der Patienten berichten über anfängliche Übelkeit und Völlegefühl.
Die Vorteile von Sitagliptin sieht der Diabetologe in der täglichen Einmalgabe und der oralen Applikationsform als 100 mg-Tablette. Es sei zudem wesentlich nebenwirkungsärmer, Übelkeit trete nur selten auf.

Therapieeinsatz ist abhängig vom Krankheitsverlauf

Typ-2-Diabetes ist eine heterogene Erkrankung und nicht jeder Patient ist gleich zu behandeln. Die Schwere der Erkrankung reicht von einer Insulinresistenz bis zu einer Insulinsekretionsstörung. Die Basistherapie ist nach wie vor Ernährungsumstellung, Bewegung und die Gabe von Metformin. Wenn die Metformin-Monotherapie jedoch nicht den gewünschten Erfolg zeigt, sollte man möglichst frühzeitig Sitagliptin dazugeben, um den Blutzucker effektiv senken zu können, rät Haak. Ist der HbA1c-Wert bereits zu hoch (ab 10  %) zeigt auch die Kombinationstherapie möglicherweise nicht mehr den gewünschten Effekt. In diesem Fall kann die Therapie mit Exenatide eine Alternative sein. Das Inkretinkonzept sei eine Bereicherung für die Behandlung des Typ-2-Diabetes und biete in Zukunft mehr Möglichkeiten für maßgeschneiderte Therapien, erklärte Haak abschließend.

Quelle

  • Pre-Session der BERLIN-CHEMIE AG "Inkretine - Inkretinschutz und DPP-4-Hemmer" anlässlich der 43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, München, 29. April 2008.

Bildunterschrift: Eine nordamerikanischen Krustenechse Gila Lizard im Aquarium in Berlin.
Bildquelle: Diabetes-Portal DiabSite

Hintergrundinformation von der DiabSite-Redaktion

Das Hormon Exendin-4 (Exenatide) wurde im Speichel des Gila-Monsters (einer nordamerikanischen Krustenechse, siehe Bild) entdeckt. Exendin-4 hat die gleiche Wirkung wie das menschliche Darmhormon GLP-1 (Glukagon-Like-Peptide). Das Hormon kurbelt die Insulinproduktion nur dann an, wenn der Blutzucker erhöht ist.

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zuletzt bearbeitet: 10.07.2008 nach oben

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