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Vitamin B1-Vorstufe hilft Diabetikern mit Nervenschäden

Diabetes-bedingte Folgeschäden möglicherweise durch Vitamin-B1-Mangel begünstigt

Diabetiker tragen ein hohes Risiko, dass ihnen ihre Zuckerkrankheit im wahrsten Sinne des Wortes an die Nerven geht: Jeder zweite bis dritte Diabetiker bekommt eine Nervenstörung, die sogenannte Polyneuropathie, die sich meist durch Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühl oder Schmerzen in den Füßen bemerkbar macht. Eine Vorstufe vom Vitamin B1, das Benfotiamin, scheint dem Nervenleiden entgegen wirken zu können und die unangenehmen Beschwerden zu lindern. Das bestätigte jetzt eine Placebo-kontrollierte klinische Studie eines Forscherteams um Prof. Hilmar Stracke von der Universitätsklinik Gießen und Marburg.

Die Wissenschaftler beobachteten bei 165 Diabetikern mit Polyneuropathien, dass sich durch eine Behandlung mit dem Biofaktor Benfotiamin bereits nach sechs Wochen die Symptome der Nervenerkrankung deutlich verbesserten. Insbesondere die Schmerzen ließen nach, aber auch Taubheits-Gefühle und Brennen wurden gelindert. "Dabei zeigte sich auch, dass der Wirkstoff selbst in hoher Dosierung mit 600 mg Benfotiamin pro Tag sehr gut verträglich ist", erklärt der Studienleiter Stracke.

Den besonderen Nutzen des vitaminähnlichen Wirkstoffs sehen die Wissenschaftler darin, dass er der Nervenerkrankung offensichtlich ursächlich entgegen wirkt. Denn neueren Erkenntnissen zufolge scheint ein Mangel an Vitamin B1 eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Folgeschäden des Diabetes zu spielen: Britische Wissenschaftler wiesen nach, dass Diabetiker um 75 - 76 % erniedrigte Vitamin B1-Konzentrationen im Blutplasma haben. Ursache der extremen Defizite ist ein diabetesbedingter Defekt der Niere, der große Vitamin B1-Verluste über den Urin zur Folge hat. Ein Vitamin B1-Mangel fördert wiederum Neuropathien - und wahrscheinlich auch Schäden an den Blutgefäßen.

Die fettlösliche Vitamin B1-Vorstufe Benfotiamin wird vom Körper und dem Nervengewebe wesentlich besser aufgenommen als wasserlösliches Vitamin B1. "Das ist eine wichtige Voraussetzung, um die Vitamin-Defizite nach oraler Einnahme rasch und wirksam ausgleichen zu können", erklärt die Gesellschaft für Biofaktoren.

Gleichzeitig scheint Benfotiamin das Aggressionspotential des erhöhten Blutzuckers erheblich entschärfen zu können: Die Vitaminvorstufe steigert nämlich die Aktivität eines körpereigenen Entgiftungsenzyms, der Transketolase. Dadurch hemmt Benfotiamin die Bildung toxischer Abfallprodukte des Zuckerstoffwechsels, die bei Diabetikern Nerven-, Gefäß- und Organschäden verursachen.

Quelle: Exp Clin Endocrinol Diabetes 2008, 116: 600-605.

zuletzt bearbeitet: 22.12.2008 nach oben

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