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Magen-OP bei extrem Übergewichtigen am Leipziger Universitätsklinikum

Fachübergreifende Behandlung und Nachsorge entscheiden über Erfolg

Jeder fünfte Erwachsene in Deutschland ist gemäß der Nationalen Verzehrsstudie übergewichtig. Gut eine Million ist mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 40 sogar schwer adipös. Um das Gewicht langfristig zu senken, haben diese Patienten oft nur eine Chance: eine Operation des Magens.

Ob und wann die sogenannte bariatrische Chirurgie für Patienten in Frage kommt und welches Verfahren sich eignet, kann nur ein erfahrenes, interdisziplinäres Team entscheiden, betont der Viszeralchirurg Professor Dr. med. Edward Shang vom Universitätsklinikum Leipzig anlässlich einer Operation, die er heute an zwei, mehr als 160 Kilo schweren Patientinnen durchgeführt hat.

Ernährungs-, Bewegungs- und Psychotherapien senken das Gewicht langfristig nur um ein bis zwei Prozent. Wenn diese konservativen Therapien auch nach einem Jahr nicht greifen, sind Übergewichtige ein Fall für eine bariatrische Operation. Denn ein Magenband, Magenschlauch oder Magenbypass erreichen - abhängig von der Methode - auch 15 Jahre nach dem Eingriff einen Übergewichtsverlust von rund 48,5 Prozent.

"Die heute am Universitätsklinikum Leipzig operierten Patientinnen mit einem BMI von über 50 haben beide einen sogenannten Roux-Y-Magenbypass bekommen, die weltweite Standardmethode", berichtet Shang. Dabei schließt der Operateur einen Teil des Magens vom Verdauungstrakt aus. Dadurch verkleinert sich der Magen und kann weniger Nahrung fassen. Zum anderen verkürzt sich die Magen-Darm-Passage derart, dass der Körper auch weniger Nährstoffe aus der Nahrung aufnimmt. "Patienten müssen daher lebenslang Vitamine und Spurenelemente zusetzen", sagt der Leiter der Adipositaschirurgie am Universitätsklinikum Leipzig.

Laut Shang ist die bariatrische Chirurgie selbst bei schwer Übergewichtigen mit einem BMI von über 80 gut durchführbar. "Entscheidend für das Gelingen jeder Adipositaschirurgie ist, das passende Verfahren zu wählen, den Patienten körperlich und mental vorzubereiten und die Nachsorge sicherzustellen", sagt Shang. Dafür sei kompetentes Personal aus verschiedenen Fächern unerlässlich. Bei den heutigen Operationen im Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen hospitierten Kollegen aus anderen Kliniken. Sie möchten von den Abläufen und hohen Qualitätskriterien in der bariatrischen Chirurgie am Universitätsklinikum Leipzig lernen.

Ein Operateur etwa sollte mindestes 150 solcher Operationen durchgeführt haben und die gesamte Bandbreite der bariatrischen Chirurgie beherrschen. Nur so können laut Professor Shang Spätkomplikationen und wiederholte Operationen vermieden werden. Doch nach der OP ist die Betreuung nicht vorbei: "Der Patient muss lebenslang begleitet werden, um etwa Vitaminmangel, körperliche Veränderungen oder ein gestörtes Essverhalten rechtzeitig zu erkennen", betont Shang, der deutschlandweit die erste ordentliche Professur für bariatrische Chirurgie inne hat.

Angegliedert an das Universitätsklinikum Leipzig erforschen und behandeln im IFB AdipositasErkrankungen mehr als 120 Mitarbeiter krankhaftes Übergewicht. Hier sind alle Kompetenzen verfügbar und im intensiven Austausch: "Von der konservativen Therapie bis hin zu den verschiedenen chirurgischen bariatrischen Verfahren bekommen Übergewichtige daher genau die Behandlung, die für sie sinnvoll ist", sagt Professor Shang. Dafür gebe es beispielsweise gemeinsame Sprechstunden mit Internisten, Psychologen, Chirurgen und dem Patienten. Für die heutige Operation im Leipziger Universitätsklinikum ist eine extrem übergewichtige Patientin eigens aus den USA angereist. Bisher behandeln die Ärzte hier weitgehend ambulant. Zurzeit ist außerdem eine interdisziplinäre Station im Aufbau.

zuletzt bearbeitet: 21.01.2011 nach oben

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