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Eine Steuer für unser Wohlergehen?

Strafsteuer soll uns vom Konsum kalorienreicher Nahrungsmittel abhalten

Ein mehr als fragwürdiger Präventionsansatz gegen Typ-2-Diabetes, Übergewicht & Co.

Im Kampf gegen Übergewicht erließ der mexikanische Kongress Anfang November eine Strafsteuer auf Fast Food. Das Konzept inspirierte offensichtlich auch einige deutsche Politiker, hochkalorische Nahrungsmittel als neue Steuereinnahmequelle ins Gespräch zu bringen. Angesichts der steigenden Zahlen an übergewichtigen und fettleibigen Bundesbürgern fordern der Bundestagsabgeordnete Edgar Franke (SPD) vom Ausschuss für Gesundheit und der CDU-Politiker Erwin Rüddel die Einführung einer Kaloriensteuer in Deutschland.

Zugegeben, auf den ersten Blick scheint die Idee, Menschen durch höhere Preise vom Kauf hochkalorischer Nahrungsmittel abzuhalten als plausibler Ansatz ? vor allem, wenn die dazugehörige Berichterstattung mit Bildern von fettigem Fast Food, süßer Cola und stark Übergewichtigen untermalt wird. Selbst große medizinische Fachgesellschaften scheinen sich hiervon überzeugen zu lassen. So spricht sich beispielsweise die Deutsche Diabetes Gesellschaft in ihrer aktuellen Pressemeldung für eine Besteuerung "ungesunder" Produkte sowie eine Steuerentlastung "gesunder" Nahrungsmittel aus. Dabei stellt sich bei dieser Forderung die Frage: Wer entscheidet, was gesund und was ungesund ist? Welche Maßstäbe sollen über eine Besteuerung oder Steuerentlastung entscheiden?

Der Vorschlag von Franke, alle Lebensmittel mit einem Kaloriengehalt von mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm zu verteuern, träfe auch Grundnahrungsmittel wie Speiseöl, Käse und Nüsse. Diese sind gehaltvoll an Kalorien aber auch reich an wichtigen Nährstoffen und gehören in maßvollen Mengen zur bewussten Ernährung. Über den Gesundheitswert unseres Essens entscheiden die Mengen und die Kombination aller Speisen und nicht der Energiegehalt einer einzelnen Komponente. Käse und Öl an einem gemischten Salat verbessern die Verwertbarkeit der fettlöslichen Vitamine aus der Rohkost. Käse auf dem Burger erhöht vor allem dessen Kalorienwert. Zudem könnte die Besteuerung von energiereichen Produkten wohl auch zum Griff zu zusatzstoffreichen Lightprodukten ermuntern.

Ob eine Kaloriensteuer tatsächlich die Zahl der Übergewichtigen im Lande senkt, bleibt fraglich. Der Fakt, dass alle Übergewichtigen ihre Pfunde dem maßlosen Konsum hochkalorischer Speisen verdanken, gehört aus medizinischer Sicht längst in die Vorurteilsschublade. Dass die eingenommenen Steuergelder gänzlich in sinnvolle Präventionsprogramme fließen, ist ebenso schwer vorstellbar. Die ökologischen Nebenwirkungen jedenfalls lassen sich bereits in Dänemark erkennen. Seit der Einführung der Fettsteuer Ende 2011 beklagen die dänischen Produzenten den gestiegenen bürokratischen Aufwand und die Gefährdung von Arbeitsplätzen. Gleichzeitig ging die Kaufkraft im Land zurück, da die grenznah lebenden Dänen ihre Einkäufe lieber in deutschen Supermärkten tätigten. Für den dänischen Steuerminister war das Grund genug die Fettsteuer bereits ein Jahr später als gescheitert zu erklären.

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zuletzt bearbeitet: 21.11.2013 nach oben

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