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Mediziner übergibt weltweit einzigartige Diabetes-Langzeitstudie

Herzlichen Glückwunsch an Dr. med. Heinz Schneider

Dr. Schneider ist Ehrenmitglied im DDB-Landesverband Brandenburg e.V.

Dr. med. H. Schneider Viele Uckermärkerinnen und Uckermärker haben die markante Persönlichkeit von Dr. med. Heinz Schneider noch gut vor Augen. Über 30 Jahre, von 1967 bis 1998 wirkte er als Chefarzt der Bezirksdiabetesabteilung Neubrandenburg am Kreiskrankenhaus Prenzlau. Nach der politischen Wende wurde er zudem als Prenzlauer Stadtverordneter in der Kommunalpolitik aktiv. Am Dienstag, dem 7. Januar, feierte er im Kreis seiner Familie in Mahlow seinen 80. Geburtstag.

Das Jubiläum und der derzeitige Gesundheitszustand haben in ihm den Entschluss reifen lassen, seine Ergebnisse einer weltweit einzigartigen Studie in die Hände des Leipziger Diabetologen und Dr. med. habil. Hans-Joachim Verlohren zu übergeben. Ein Kollege, den er kennen und schätzen gelernt hat, wie Dr. Schneider im Gespräch mit dem Uckermark Kurier versicherte.

Der "Großraum-Knast DDR", wie der ehemalige Chefarzt scherzhaft die DDR-Verhältnisse beschreibt, haben ihm letztendlich die Möglichkeit zu der einzigartigen Diabetikerprognosestudie eröffnet. 1962, als der spätere Prenzlauer Mediziner als wissenschaftlicher Assistenzarzt im Diabeteszentrum in Karlsburg arbeitete, begann er mit der Studie. Einer bis heute weltweit einzigartigen Dokumentation über den Krankheitsverlauf. Im Altkreis Neustrelitz erhielt er Daten von neu erkrankten Diabetes-Patienten. Insgesamt 147 an Diabetes (Zucker) erkrankten Frauen und Männer erklärten sich bereit, ihre individuellen Daten für Schneiders Studie zur Verfügung zu stellen. Über Jahrzehnte hinweg, in letzter Konsequenz bis zu ihrem Tod, wurden diese gesammelt und ausgewertet. Bis zur Wende 1989 waren noch zehn der Teilnehmer am Leben. Die letzte Teilnehmerin starb mit 84 Jahren 2013 in Bremerhaven.

"Die Abgeschlossenheit der DDR ermöglichte diese einmalige, vollständige Dokumentation von ambulanten und stationären Krankheitsverläufen, da die Patientengruppe bis zur Wende in einer Beratungsstelle behandelt wurde“, erläutert Dr. Schneider. Aus der beachtlichen Datensammlung lassen sich Rückschlüsse über krankheitsfördernde Einflüsse ziehen, bis heute. Beispielsweise lässt sich das Gewicht, der Body-Mass-Index (BMI) des jeweiligen Erkrankten in Relation zum Überleben setzen. "Dabei stellte sich heraus, dass leichtes Übergewicht längst nicht so schädlich war, wie zunächst angenommen", fasst Dr. Schneider das Ergebnis kurz zusammen. Richtig gefährlich für übergewichtige Patienten wird es allerdings ab einem BMI von 40 und höher.

Die Unterscheidung in Diabetes I- und Diabetes II-Erkrankungen gab es zum Beginn der Studie noch nicht. Auch erfuhren die Teilnehmer eine ganz normale medizinische Behandlung und Betreuung. Die Auswertung der Diabetikerprognosestudie zeigte auch, dass jeder 5. Diabetiker die Lebenserwartung der "Normalbevölkerung" erreichte beziehungsweise überschritt.

An der Durchführung und Auswertung der Ergebnisse war die Neustrelitzer Diabetologin Dr. M. Lischinski wesentlich beteiligt. Nach der Wende wurden die Daten in mühevoller Kleinarbeit auf Computerdateien übertragen. Nationale und internationale Fachzeitschriften und Kongresse würdigten die über Jahrzehnte geführte Prognosestudie. So berichtete die international angesehene Pariser Fachzeitschrift "Diabete & Metabolisme" über die Prenzlauer Studie. Dr. Schneider berichtete unter anderem in Düsseldorf und Salzburg über deren Ergebnisse.

Mit dem Tod der letzten Teilnehmerin im soeben zu Ende gegangenen Jahr ist die Datenerfassung abgeschlossen. Doch lassen sich daraus unter verschiedenen Gesichtspunkten immer wieder neue Erkenntnisse gewinnen und Rückschlüsse ziehen. "Für mich ist diese Arbeit auch aus gesundheitlichen Gründen zu schwierig geworden", begründet Dr. Schneider den Schritt, die Datensammlung aus über fünf Jahrzehnten an seinen Leipziger Kollegen zu übergeben. Er sicherte dem ehemaligen Chefarzt die endgültige Auswertung der Studie zu. Neben dem Wunsch nach einer stabileren Gesundheit wohl das schönste Geschenk für den Mediziner, der am 7. Januar seinen 80. Geburtstag feiern durfte.

Bildunterschrift: Dr. med. Heinz Schneider
Bildquelle: privat

zuletzt bearbeitet: 17.02.2014 nach oben

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