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Diabetesforschung

ERC Advanced Grant für Prof. Dr. Matthias Tschöp

Prof. Dr. Matthias Tschöp Der Diabetes-Experte Prof. Dr. Matthias Tschöp erhält für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Stoffwechselforschung einen ERC Advanced Grant. Diese höchstmögliche Förderung durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) ist mit 2,48 Millionen Euro dotiert und wird über fünf Jahre zur Verfügung gestellt. Tschöp untersucht den Zusammenhang von Entzündungsreaktionen im Gehirn mit Adipositas und Diabetes.

Trotz großer Bemühungen und Aufklärungsarbeit seitens der Politik und der biomedizinischen Forschung breiten sich Typ-2-Diabetes und damit verwandte Stoffwechselkrankheiten weltweit nach wie vor rasant aus. Gleichzeitig fehlen sichere und effiziente Therapien zur Ursachenbekämpfung. Erst vergangene Woche nahm die Weltgesundheitsorganisation WHO dies zum Anlass, den diesjährigen Weltgesundheitstag dem Thema Diabetes zu widmen und auf die Gefahren aufmerksam zu machen.

"Unser mangelndes Verständnis der Krankheitsmechanismen ist sicher ein Grund für die schwierige Lage", sagt Tschöp, Direktor des Instituts für Diabetes und Adipositas am Helmholtz Zentrum München. Während viele Ansätze darauf abzielen, die Ursachen auf Ebene von Nervenzellverbänden zu verstehen, widmen er und sein Team sich der Kommunikation zwischen verschiedenen Zelltypen in einer bestimmten Hirnregion - dem Hypothalamus.

Zu viele Kalorien fördern Entzündungen im Gehirn

Der Hypothalamus gilt als wichtigste Schaltzentrale des vegetativen Nervensystems. Hier werden unter anderem der Kreislauf, die Körpertemperatur und das Sexualverhalten gesteuert, aber eben auch die Aufnahme von Nahrung sowie der Zellstoffwechsel in Fettgewebe und Leber. An dieser Stelle setzt Tschöp's Projekt HypoFlam an, für das er und seine Kollegen vom ERC nun mit einem der renommierten Advanced Grants Forschungsförderung erhalten.

Zugrunde liegt die Beobachtung der Forscher, dass eine gesteigerte Aufnahme von Fett und Zucker zu Immunreaktionen im Hypothalamus führen. So konnten sie beobachten, dass durch den Verzehr von kalorienreicher Nahrung im Hypothalamus typische Prozesse ablaufen, die man auch nach Hirngewebsverletzungen sieht, etwa die sogenannten reaktiven Gliosen.

Mögliche Ursache für Diabetes

"Unsere Hypothese ist, dass die gesteigerte Aufnahme von Kalorien zu entzündungsähnlichen Prozessen im Hypothalamus führen und dieser dadurch in seiner Funktion beeinträchtigt wird", erklärt Tschöp. "Die Folge wäre ein weiterer Kontrollverlust in Richtung mehr Übergewicht und Diabetes."

Diese zu Grunde liegenden Mechanismen wollen die Forscher nun im Rahmen von HypoFlam aufklären. "Unser Ziel ist es, die zellulären Kontroll- und Kommunikationsprozesse aufzudecken und Stellschrauben zu finden, an denen wir eingreifen können", so Tschöp. "Sollte das gelingen, könnten wir versuchen präzise und personalisierte Therapien zu entwickeln, um Diabetes und Adipositas ursächlich zu behandeln und nicht erst gegenzusteuern, wenn die Zellkommunikation in Kontrollzentren bereits irreversibel gestört ist."

Weitere Informationen

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.100 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören.

Das Institut für Diabetes und Adipositas (IDO) erforscht die Erkrankungsmechanismen des Metabolischen Syndroms mit systembiologischen und translationalen Ansätzen. Mittels zellulärer Systeme, genetisch modifizierter Mausmodelle und klinischer Interventionsstudien sollen neue Signalwege und Zielstrukturen entdeckt werden. Ziel ist die interdisziplinäre Entwicklung innovativer Therapieansätze zur personalisierten Prävention und Behandlung von Adipositas, Diabetes und deren Begleiterkrankungen. Das IDO ist Teil des Helmholtz Diabetes Center (HDC).

Bildunterschrift: Prof. Dr. Matthias Tschöp
Bildquelle: Helmholtz Zentrum München

zuletzt bearbeitet: 25.04.2016 nach oben

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