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Neues vom Sattmacher

Wie das Hormon Leptin den Hunger zügelt

Das Hormon Leptin zügelt unseren Hunger und erzeugt ein Gefühl der Sättigung. Obwohl es bereits vor etwa 20 Jahren entdeckt wurde, ist bis heute nicht genau klar, wie es das macht. Eine Studie kanadischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler liefert nun neue Einblicke vom Ort des Geschehens.

Wenn wir ausreichend gegessen haben, scheiden unserer Fettzellen das Hormon Leptin aus. Es wandert über das Blut ins Gehirn und signalisiert dort, dass die Nahrungsaufnahme beendet werden kann - soweit die Theorie. Wie das Signal im Gehirn aber tatsächlich verarbeitet wird, das untersuchen Wissenschaftler bis heute.

Ein Team aus Kanada hat nun eine bestimmte Gruppe von Zellen ausgemacht, die für die Weitergabe des Sättigungsgefühls entscheidend sind. Diese sogenannten NG2-Gliazellen unterstützen in einem als eminentia mediana bekannten Teil des Gehirns die Weitergabe von Leptin und arbeiten den verantwortlichen Nervenzellen sozusagen zu.

In der aktuellen Studie beschreiben die Autoren die eminentia mediana als einen geschäftigen Umschlagplatz, an dem zahlreiche Hormone und andere Moleküle zwischen Hirn und Blutstrom hin und her wandern. Die NG2-Gliazellen stellen laut der Studie hier den Kontakt zwischen dem Leptin aus dem Blut und den entsprechenden Rezeptoren auf den Nervenzellen her, die das Signal dann ins Gehirn weitertragen.

Um diese Vermutung zu beweisen, beobachteten sie das Sättigungsverhalten von Mäusen, deren NG2-Gliazellen inaktiviert worden waren. Binnen drei Tagen konnten sie feststellen, dass die Tiere anfingen, mehr Nahrung zu sich zu nehmen. Nach einem Monat hatte sich ihr Gewicht sogar teilweise von 25 auf 50 Gramm verdoppelt. Die Nervenzellen, die sonst das Hungergefühl vermitteln, antworteten nicht mehr auf Leptin im Blut.

Obwohl NG2-Gliazellen auch in anderen Bereichen des Gehirns vorkommen, schienen laut den Autoren aber nur die Zellen in der eminentia mediana eine Rolle für die Gewichtskontrolle zu spielen. Hier wollen die Forscher nun ansetzen, um den Sättigungsprozess auch beim Menschen im Detail zu verstehen.

Wie das Forscherteam spekuliert, könnten die aktuellen Ergebnisse zudem eine Erklärung dafür sein, dass Patienten mit Hirntumoren nach einer Strahlentherapie an Gewicht zunehmen. Da die NG2-Gliazellen hohe Teilungsraten aufweisen und sich damit ähnlich wie Tumorzellen verhalten, könnten sie bei einer Bestrahlung ebenso in Mitleidenschaft gezogen werden und ihr Fehlen einen entsprechenden Effekt verursachen.

Quellen

zuletzt bearbeitet: 08.06.2016 nach oben

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