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Verbindliche Zucker-Reduktionsziele und Zuckersteuer

Expertentenstatement zum Vortrag von Cornelia Prüfer-Storcks, Senatorin, Präses der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg, im Rahmen einer-Pressekonferenz zur Nationalen Diabetes-Strategie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am 11. September 2019 in Berlin.

Maßnahmen zur Reduzierung des Zuckerkonsums und zur Vorbeugung von Diabetes

Cornelia Prüfer-Storcks Der individuelle Zuckerkonsum in Deutschland liegt deutlich über der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die negativen Folgen eines überhöhten Zuckerkonsums sind wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen. Früh erworbenes Übergewicht kann Adipositas und weitere ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes II und Karies zur Folge haben. Jeder zweite erwachsene Deutsche wiegt zu viel. Das steigert das Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfälle, Herzinfarkte und Diabetes. Insbesondere Kinder und Jugendliche gehören zu den anfälligen Bevölkerungsgruppen.

Einen großen Anteil an Übergewicht hat zu viel Zuckerkonsum. Aber auch wer versucht, Süßigkeiten bewusst zu vermeiden, kommt ungewollt durch den Verzehr von Fertigprodukten spielend auf das Vierfache der empfohlenen Tagesdosis Zucker. Besonders in Kinderprodukten steckt eine Menge Zucker. Bei Kindern und Jugendlichen kann das ständige "Versüßen" von Lebensmitteln früh ein ungesundes Ernährungsverhalten prägen. Studien zeigen, dass über 90 Prozent der Eltern den Zuckergehalt z. B. in einem handelsüblichen Fruchtjoghurt deutlich unterschätzen. In Hamburg haben heute fünf Prozent der Kinder bei ihrer Einschulung so starkes Übergewicht, dass sie als adipös gelten. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte geht davon aus, dass mittlerweile 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen in Deutschland übergewichtig sind. Deshalb haben wir uns im Koalitionsvertrag auf eine Nationale Diabetesstrategie verständigt. Wir setzen uns für eine umfassende Strategie ein und fordern zu entschlossenen Schritten auf. Teil dieser Strategie sollten nach unserem Dafürhalten auch folgende Punkte sein:

Insbesondere die Zuckersteuer halte ich für das richtige und wirksamste Instrument. Es ist belegt, dass eine gezielte Besteuerung von ungesunden Lebensmitteln sich positiv auf das Ernährungsverhalten auswirkt: Nachdem die Politik 2004 die bei Jugendlichen beliebten Mischgetränke "Alkopops" mit einer Sondersteuer belegte, sank der Absatz binnen eines Jahres um 80 Prozent. Auch der Blick ins europäische Ausland zeigt, dass es möglich ist, die Industrie zu einer Senkung des Zuckergehalts in Lebensmitteln zu veranlassen: durch spezifische, zeitgebundene Zielvorgaben für die Zuckerreduktion und eine erläuternde Kennzeichnung auf der Vorderseite von Verpackungen - z. B. in Form einer Lebensmittelampel. Andere Länder haben bereits gesetzliche Vorschriften eingeführt, etwa zur Besteuerung zuckerhaltiger Getränke oder zur Einschränkung der Vermarktung stark zuckerhaltiger Produkte an Kinder. Die Beispiele aus Frankreich und Großbritannien zeigen, dass nach der höheren Besteuerung die Zuckergehalte innerhalb von ein bis zwei Jahren um bis zu 65 Prozent gesunken sind.

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Bildunterschrift: Cornelia Prüfer-Storcks
Bildquelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)

zuletzt bearbeitet: 19.10.2019 nach oben

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