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Bei Diabetes die "Nerven bewahren"

Pressemitteilung: Wörwag Pharma GmbH & Co.KG

Aktuelles zur diabetischen Neuropathie

Aktuelles zur diabetischen Neuropathie - Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße? Nervenschäden in Folge eines Diabetes, sogenannte Neuropathien, werden häufig zu spät erkannt und behandelt. Um die Früherkennung der weit verbreiteten und folgenschweren Nervenschädigung zu erleichtern, stellten Experten anlässlich des Diabetes-Kongresses 2022 aktuelle Erkenntnisse und neue Empfehlungen vor. Ein wichtiges Fazit: Ob schmerzhafter oder symptomloser Verlauf - eine Therapie sollte so früh wie möglich beginnen und vielschichtig sein.

Die diabetische Neuropathie zählt zu den häufigsten und schwerwiegendsten Folgeerkrankungen des Diabetes: "Etwa ein Drittel der Menschen mit Diabetes ist davon betroffen", erklärte Prof. Dr. med. Dan Ziegler vom Institut für Klinische Diabetologie am Deutschen Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Während etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten unter Missempfindungen, Schmerzen oder Taubheitsgefühl - insbesondere in den Füßen und Unterschenkeln - leidet, bleibt es in den anderen Fällen häufig bei einem symptomlosen Verlauf.[1] Beide Ausprägungen können gravierende Folgen haben: Symptome wie Schmerzen, Kribbeln und Brennen in den Füßen führen vielfach zu Schlafstörungen und Depressionen. Bei symptomlosem Verlauf lässt schleichend die Sensibilität der Füße für Schmerzen, Berührungen und Temperaturen nach. Dadurch erhöht sich das Risiko für unbemerkte Verletzungen und damit für ein diabetisches Fußsyndrom. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind daher in allen Fällen essenziell, appellierte Ziegler. Eine Neuropathie bleibt aber häufig unerkannt und unbehandelt.[2,3]

Drei Grundpfeiler der Therapie

Unter der Leitung von Prof. Dan Ziegler hat daher eine internationale Gruppe von 15 Experten aus 12 Ländern umfassende Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der diabetischen erarbeitet.[4] Die Experten empfehlen eine Therapie, die auf drei Grundpfeilern basiert:

  1. Erste Maßnahme, um der Nervenschädigung entgegenzuwirken, ist eine möglichst gute Blutzuckereinstellung. Dazu trägt neben einer optimalen Diabetestherapie eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung bei. Zudem sollten weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder erhöhte Blutfette behandelt werden.

  2. Ergänzend kann eine Behandlung mit der fettlöslichen Vitamin-B1-Vorstufe Benfotiamin, und/oder dem Antioxidans Alpha-Liponsäure sinnvoll sein. Diese Behandlung hat zum Ziel, sowohl die Symptome der Neuropathie als auch die nervenschädigenden Prozesse positiv zu beeinflussen. Beide Substanzen haben auch in der Langzeittherapie ein gutes Sicherheitsprofil.

  3. Bei neuropathischen Schmerzen kann der Arzt zusätzlich schmerzlindernde Medikamente verordnen. Hier kommen Wirkstoffe zum Einsatz, die auch gegen Depressionen oder Epilepsie angewendet werden, bis hin zu Opioiden. Auch nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Physiotherapie oder Akupunktur können hilfreich sein.

Die medikamentöse Therapie, die ausschließlich gegen die Symptome gerichtete ist, kann bei einem Teil der Patienten neuropathische Schmerzen lindern, ist aber häufig mit Nebenwirkungen verbunden, erläuterte PD Dr. med. Ovidiu Alin Stirban, Chefarzt der Diabetesklinik an der Asklepios-Klinik Birkenwerder. Im Gegensatz dazu sei die Behandlung mit Benfotiamin oder Alpha-Liponsäure gut verträglich. Die fettlösliche Vitamin-B1-Vorstufe Benfotiamin kann einen Vitamin-B1-Mangel ausgleichen, der bei Menschen mit Diabetes häufig auftritt und Neuropathien verursachen kann.[5] Das Antioxidans Alpha-Liponsäure kann oxidativen Stress bei Diabetes vermindern und dadurch der Nervenschädigung entgegenwirken. "Kombinationstherapien aus unterschiedlichen Substanzklassen sind häufig notwendig, um eine optimale Linderung bei akzeptablem Nebenwirkungsprofil zu erreichen", berichtete Stirban aus seiner Erfahrung.

Frühzeitig handeln

Prof. Dr. med. Ralf Lobmann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie am Krankenhaus Bad Cannstatt des Klinikums Stuttgart, warnte davor, die Neuropathie als "Spätkomplikation" des Diabetes zu betrachten. Die Nervenschädigung könne schon frühzeitig auftreten und bei Menschen mit Typ-2-Diabetes bereits zum Zeitpunkt der Diagnose vorliegen. Insbesondere schmerzlose Verläufe werden häufig unterschätzt. Eine frühzeitige Diagnostik trägt unter anderem entscheidend dazu bei, ein diabetisches Fußsyndrom zu verhindern.

Informationsmaterial rund um die diabetische Neuropathie Fundierte Informationen und praktische Tipps rund um die Erkrankung „diabetische Neuropathie“ finden Betroffene und Interessierte auf der Webseite der Nationalen Aufklärungsinitiative zur diabetischen Neuropathie "Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße".

Über die Nationale Aufklärungsinitiative zur diabetischen Neuropathie:

Die Nationale Aufklärungsinitiative zur diabetischen Neuropathie verfolgt das Ziel, die Früherkennung und eine rechtzeitige Therapie der diabetischen Folgeerkrankung zu fördern, um Komplikationen, wie das diabetische Fußsyndrom, zu verhindern. Die Aufklärungsinitiative wird von Wörwag Pharma in Zusammenarbeit mit der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS) und einem wissenschaftlichen Beirat aus renommierten Experten der Diabetologie und Neurologie getragen. Sie informiert sowohl Patienten als auch Fachkreise über die diabetische Neuropathie, schärft das Bewusstsein für die Erkrankung, stellt Service-Material zur Verfügung und führt wissenschaftliche Studien durch. Weitere Informationen: www.hoerensieaufihrefuesse.de

Quelle:
Online-Expertengespräch "Aktuelles zur diabetischen Neuropathie" am 24. Mai 2022 anlässlich des Diabetes-Kongresses 2022; Veranstalter: Nationale Aufklärungsinitiative zur diabetischen Neuropathie (NAI). Die NAI wird von Wörwag Pharma in Zusammenarbeit mit der Deutschen Diabetes-Stiftung getragen.

Literatur

  1. Pop-Busui R et al. Diabetic Neuropathy: A Position Statement by the American Diabetes Association. Diabetes Care 2017;40(1):136-154

  2. Ziegler D et al. Painful and painless neuropathies are distinct and largely undiagnosed entities in subjects participating in an educational initiative (PROTECT-Study). Diabetes Res Clin Pract. 2018;139:147-154

  3. Ziegler D et al. Polyneuropathy is inadequately treated despite increasing symptom intensity in individuals with and without diabetes (PROTECT follow-up study). J Diabetes Investig 2020; 11: 1272–1277 (a).

  4. Ziegler D, Tesfaye S, Spallone V, Gurieva I, Al Kaabi J, Mankovsky B, Martinka E, Radulian G, Thy Nguyen K, Stirban AO, Tankova T, Varkonyi T, Freeman R, Kempler P, Boulton AJM. Screening, diagnosis and management of diabetic sensorimotor polyneuropathy in clinical practice: International expert consensus recommendations. Diabetes Res Clin Pract 2022; 186: 109063.

  5. Thornalley PJ et al. High prevalence of low plasma thiamine concentration in diabetes linked to a marker of vascular disease. Diabetologia 2007; 50: 2164-2170

Bildunterschrift: Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?
Bildquelle: Aufklärungsinitiative diabetische Neuropathie

zuletzt bearbeitet: 24.05.2022 nach oben

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