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Schreibt der?
Ich arbeite als Projektkoordinator bei einer Berliner Erschließungsbaugesellschaft, also ein idealer Arbeitsplatz für einen Diabetiker, da meine Tätigkeit zu 90 % im Büro zu erledigen ist. Denkt man, doch die Tücke steckt bekanntlich im Detail.
Bei einer Verhandlung, die die Vertragsaufhebung eines Pachtvertrages in Brandenburg zum Ziel hatte, entpuppte sich der Pächter (ein rüstiger Rentner, Major d. NVA a.D.) als gewiefter Taktiker, der die Aufgabe seiner Datsche aus sozialistischer Vergangenheit so teuer wie möglich verkaufen wollte. Während also mein Kollege die Verhandlung führte, fütterte ich eifrig die Excel-Tabelle meines Laptops, die zermürbende Argumentationskette des Majors ("Wenn wir den Kalten Krieg gewonnen hätten, wär' ja alles anders gekommen") stetig im Ohr.
Doch auf einmal war Ruhe. Ich schaute auf und sah in das misstrauische Offiziersgesicht, dreht mich zu meinem Kollegen und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen: Er hatte, da sein Kugelschreiber den Geist aufgegeben hatte, meinen Insulin-Pen in der rechten, die Kappe in der linken Hand und schaute verstört auf die Kanüle. Ich hatte ihn gedankenlos neben den Rechner gelegt, da er mir schon öfter aus der Hemdtasche gefallen war. "Schreibt der?" war sein trockener Kommentar und ich klärte den Major mit knappen Sätzen über den besonderen Stift auf. Die Verhandlung wurde wieder aufgenommen, doch die Luft war irgendwie raus, wir kamen schnell zum Ziel. Der Vertrag wurde schließlich aufgehoben, für weniger Geld als wir kalkuliert hatten. Wahrscheinlich war der alte Soldat der psychologischen Geheimwaffe des Westens nicht gewachsen.
; zuletzt bearbeitet: 13.03.2000 
Herzlichen Dank für Ihre Diab-Story und die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung!
