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Wie viel Normalität gestehen wir Typ-1-Diabetikern zu?

Pressemitteilung: Medtronic GmbH

Ergebnisse einer Podiumsdiskussion zur Notwendigkeit der Erstattung von CGM-Systemen

Typ-1-Diabetes trifft Patienten mitten im Leben, häufig in sehr jungen Jahren, und begleitet sie ein Leben lang. Innovative Hilfsmittel wie das kontinuierliche Glukosemonitoring (CGM) könnten eine große Last von den Schultern der Betroffenen nehmen. Das gilt insbesondere für aktive, berufstätige Menschen, die unter häufigen, schweren Hypoglykämien leiden, aber auch vor allem für die kleinsten Diabetespatienten, bei denen die Hauptlast in einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung auf den Schultern der Eltern liegt.

Doch obwohl es ein technisches Hilfsmittel gibt, welches das Leben mit Typ-1-Diabetes ganz entscheidend verbessern und ihnen ein Stück Normalität zurückgeben kann, gibt es in Deutschland noch keine generelle Erstattung für solche innovativen Geräte. Der GKV-Spitzenverband teilt nicht die Auffassung, dass es sich bei CGM um ein Hilfsmittel handelt. Demnach muss jeder Fall einzeln von der Krankenkasse geprüft werden. In Berlin trafen sich Experten, Betroffene und Kostenträger zu einer Bestandsaufnahme und diskutierten lebhaft die Bedeutung von CGM für ein autonomes und sicheres Leben von Typ-1-Diabetikern.

Fast 30.000 Stiche in den Fingerkuppen des kleinen Merlins

Familie Abel aus Lübeck hat gleich zwei Kinder mit Typ-1-Diabetes: Lina und Merlin. Beide haben - wie es bei den kleinen Patienten häufig der Fall ist - stark schwankende Glukosewerte. Entsprechend groß ist die Angst der Eltern vor Hypoglykämien, besonders nachts, wenn die Kleinen schlafen. "Ich glaube, wir haben das letzte Mal vor vier Jahren durchgeschlafen. Das war vor der Diagnose", erzählte Sandra Abel. Mit einer Insulinpumpentherapie, begleitet von zahlreichen Blutzuckerkontrollen, ließ sich der Glukoseverlauf der beiden Kinder letztlich in Bezug auf den HbA1c-Wert gut kontrollieren. Aber unvorhersehbare Hypoglykämien traten trotz großem Einsatz der Eltern in der Therapie weiterhin auf.

Besonders belastend im Alltag war das ständige Blutzuckermessen. "Ich habe mal hochgerechnet, wie oft ich meine Kinder seit der Manifestation pieksen musste. Bei Merlin waren es rund 23.000 Stiche am Tag und 6.000 in der Nacht", berichtete sie. Familie Abel hat einen Antrag auf Kostenübernahme eines CGM-Systems gestellt. In einer Erprobungsphase hat die Familie bereits über Wochen sehr positive Erfahrungen mit der sensorunterstützten Pumpentherapie bei beiden Kindern sammeln können. "Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir endlich wieder so etwas wie ein fast normales Familienleben", so Carsten Abel. Die Familie möchte die zurück gewonnene Sicherheit für ihre Kinder und die damit verbundene Lebensqualität nicht mehr missen. Dr. Ralph Ziegler, Münster, konnte dies sehr gut nachvollziehen: "Es gibt so viele Fälle, in denen Kindern vermeidbares Leid zugemutet wird. Ein Kind mehr als zehn Mal am Tag zu pieksen, grenzt schon an Kindesmisshandlung.

Effektivität der SuP - Was zeigen die Studiendaten?

Eine Verbesserung der Lebensqualität einhergehend mit einem Mehr an Sicherheit ist ein spürbarer Effekt, der für Menschen mit Typ-1-Diabetes einen Unterschied macht. Damit eine solch innovative, aber auch teure Technologie jedoch von den Krankenkassen erstattet werden kann, muss eine medizinische Evidenz vorliegen. "Die medizinische Evidenz von CGM und der sensorunterstützten Pumpentherapie (SuP) ist gut und die vorliegenden Studien zeigen sehr gute Ergebnisse", sagte Dr. Andreas Liebl, Bad Heilbrunn. Das oberste Ziel der Diabetestherapie ist eine normoglykämische Einstellung. Gleichzeitig ist dies aber auch die größte Herausforderung für Menschen mit Typ-1-Diabetes. Denn Hypoglykämien stellen einen limitierenden Faktor für das Erreichen einer normnahen Diabeteseinstellung dar[1] und sorgen für schwankende Glukosewerte[2].

Ein besonderes Problem sind nächtliche Hypoglykämien, die in schwerer Ausprägung bei Kindern in bis zu 75 % der Fälle während der Schlafenszeit auftreten.[3] Aktuelle Studiendaten belegen, dass die sensorunterstützten Pumpentherapie mit Hypoglykämieabschaltung das Risiko sowohl für schwere als auch für leichte Hypoglykämien reduzieren kann. In einer randomisierten, kontrollierten Studie über sechs Monate bei Erwachsenen, Kindern sowie Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes und einer gestörten Hypoglykämiewahrnehmung zeigte sich, dass schwere Hypoglykämien vollständig verhindert werden können.

Das Risiko leichter Hypoglykämien sowie die verbrachte Zeit im Glukosebereich unter 70 mg/dl konnten signifikant reduziert werden, ohne dass sich der HbA1c-Wert veränderte.[4] "Das Auftreten einer Hypoglykämie ist der größte Risikofaktor für die nächste Hypoglykämie. Durch die automatische Hypoglykämieabschaltung wird die Zeit im hypoglykämischen Bereich verkürzt und dieser Teufelskreis durchbrochen", berichtete Professor Dr. Thomas Danne, Hannover. Dies bestätigen die Ergebnisse der ASPIRE-In-home Studie, in der bei Patienten mit häufigen Unterzuckerungen in der Nacht die Dauer und Anzahl nächtlicher Hypoglykämien bei Nutzung der automatischen Hypoglykämieabschaltung gegenüber einer sensorunterstützten Pumpentherapie ohne Hypoglykämieabschaltung signifikant reduziert werden konnte.[5]

Erstattung von CGM - Zeit zu Handeln

Anders als in einigen europäischen Nachbarländern ist CGM in Deutschland bislang keine Regelleistung der Kassen. Dafür, dass CGM Patienten nicht nur in Einzelfällen erstattet wird, sei es allerhöchste Zeit, so Dr. Jens Kröger, Hamburg. "Eine meiner Patientinnen hat immer wieder schwere Hypoglykämien im Rahmen einer Hypoglykämiewahrnehmungsstörung. Sie wurde bereits mehrfach bewusstlos am Arbeitsplatz aufgefunden und hatte bereits bedrohliche Unfälle aufgrund von Unterzuckerungen, unter anderem einen Arbeitsunfall mit Sprunggelenksfraktur.

Da die Patientin allein lebt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis etwas Ernsteres passiert. Der Antrag auf CGM wurde von ihrer Krankenkasse abgelehnt mit der Begründung, ihre Situation sei nicht lebensbedrohlich", berichtete der Diabetologe. Dabei geht es gar nicht darum, die teure Technologie jedem Patienten zu ermöglichen. "Bei rund 300.000 Menschen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland sprechen wir hier von 15.000 bis 20.000 Patienten, bei denen CGM dringend notwendig wäre", so Kröger. Wenn diese Menschen weitgehend ohne Komplikationen und Folgeerkrankungen irgendwann in Rente gingen, habe sich die Investition gelohnt. "Eine schwere Hypoglykämie mit Notarzteinsatz und stationärem Klinikaufenthalt kostet die Krankenkasse etwa 3.000 Euro. Damit wären die CGM-Kosten für ein Jahr gedeckt und dem Patienten sicherlich mehr geholfen, auch im Hinblick auf Folgeschäden", bestätigte Dr. Michael Naudorf, Lindlar.

Optimierungsbedarf auf allen Ebenen

Dr. Imke Schmitz-Losem von der pronova BKK in Leverkusen sprach sich als Kassenvertreterin ausdrücklich für Innovationen wie CGM aus. Sie wies aber auch darauf hin, dass man mit den begrenzten Ressourcen der Solidargemeinschaft verantwortungsvoll umgehen müsse. Was die Anträge angehe, so seien diese sehr heterogen. "Von Stichworten und lückenhaften Blutzuckertagebüchern bis hin zu differenzierten, medizinischen Gutachten ist wirklich alles dabei. Das macht es für uns als Kasse nicht gerade leicht, richtige Entscheidungen zu treffen", so Schmitz-Losem.

Eine erste Grundlage könnte ein standardisierter Antrag zur Kostenübernahme für CGM-Geräte sein. Dieser wurde von der Arbeitsgemeinschaft Diabetologische Technologie (AGDT) zusammen mit weiteren Experten entwickelt. Das neue Antragsformular soll den Antragstellern die Beantragung erleichtern und auch den Krankenkassen sowie dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) eine bessere Entscheidungsgrundlage bieten. Dr. Imke Schmitz-Losem betonte aber auch: "Für uns ist es hilfreich, dass die Anträge durch individualisierte Gutachten ergänzt werden, die die persönliche Situation und die Herausforderungen des einzelnen Patienten darstellen."

Alle Diskutanten machten deutlich, dass das Wohl der Patienten für sie an erster Stelle steht und sie sich alle bereits heute schon dafür engagieren, diejenigen Patienten, für die CGM ein wertvolles Hilfsmittel sein kann, auf ihrem Weg dahin bestmöglich zu unterstützen. "Wenn unterschiedliche Parteien ihre Stimme erheben, kann dies einiges bewirken. Es besteht nach wie vor Diskussions- und vor allem Handlungsbedarf, doch ich bin optimistisch und ich hoffe, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland schon bald auf eine ebenso gute Erstattungsgrundlage bauen können, wie es bereits in einigen unserer Nachbarländer der Fall ist", fasste Professor Dr. Thomas Danne zusammen.

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Über Medtronic Diabetes

Der Geschäftsbereich Diabetes von Medtronic ist weltweit marktführend in der Entwicklung und Herstellung innovativer Lösungen für das Diabetes-Management. Dies beinhaltet integrierte Diabetes-Managementsysteme, insbesondere Insulinpumpentherapie, kontinuierliche Glukosemessung sowie Softwarelösungen zur Therapieoptimierung. Wir beraten und betreuen unsere Patienten und medizinischen Dienstleister über umfangreiche Services sowie unsere 24-Stunden-Servicerufnummer für technische Anfragen. Weitere Informationen finden Sie unter www.medtronic-diabetes.de sowie www.medtronic.de.

Über Medtronic

Medtronic, Inc. ist einer der weltweit führenden Entwickler und Hersteller von Medizintechnik mit Hauptsitz in Minneapolis, USA. In Deutschland ist Medtronic über die Medtronic GmbH mit Sitz in Meerbusch vertreten. Alle drei Sekunden kann das Leben eines Menschen durch eine Therapie oder ein Produkt von Medtronic gerettet oder wesentlich verbessert werden. Weitere Informationen finden Sie unter www.medtronic-diabetes.de sowie www.medtronic.com.

Aussagen über die Zukunft unterliegen den Risiken und Unsicherheiten, wie sie in den periodisch bei der Securities and Exchange Commission hinterlegten Berichten dargestellt sind. Die tatsächlichen Ergebnisse können erheblich von den Voraussagen abweichen.

Quellen

  1. Cryer PE. Diabetes Metab Res Rev 2002; 45: 937-948
  2. Perea V et al. J Diabetes Sci Technol 2013: 289-290
  3. Davis et al. Diabetes Care 1997; 20: 22-25
  4. Ly TT et al. JAMA 2013; 310 (12): 1240-1247
  5. Bergenstal RM, Klonoff DC, Garg SK et al. N Engl J Med 2013; 369 (3): 224-232

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zuletzt bearbeitet: 15.11.2013 nach oben

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