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Fit wie ein Diabetiker - Messen! Essen! Laufen!

Das Diabetes-Portal DiabSite im Gespräch mit Hans Lauber

Hans Lauber Hans Lauber (54) war zwölf Jahre lang Ressortleiter bei Capital und impulse. Von 1991 bis 1999 arbeitete er als Marketingdirektor der MGM MediaGruppe München und als Vermarkter von ProSieben. Lauber, selbst Typ-2-Diabetiker, ist heute als Medienberater und Publizist tätig. Seit über einem Jahr hat er seinen Diabetes dank der "Lauber-Methode" im Griff. In seinem Buch "Fit wie ein Diabetiker" verrät er, wie er das geschafft hat.
DiabSite nutzte die Chance zu einem Exklusiv-Interview mit Hans Lauber am Rande der Elmauer Gespräche 2003 - einer Presseveranstaltung der Roche Diagnostics GmbH.

DiabSite:
Herr Lauber, herzlichen Glückwunsch zum Erfolg Ihres Buches! Messen, Essen, Laufen - lautet Ihr Erfolgsrezept für Diabetiker. Damit haben Sie es bisher geschafft, Ihren Diabetes zu besiegen. Sie benötigen zur Zeit weder Tabletten noch Insulin. Was hat Sie bewogen, Ihre ganz persönlichen Erfahrungen in einem Buch zu veröffentlichen?
Lauber:
Ich habe das Buch geschrieben, weil ich diese Krankheit, den Typ-2-Diabetes, habe beziehungsweise hatte. Es ist ja eine schleichende Erkrankung. Sie hat sich bei mir immer wieder gezeigt. Schon der Vater hatte Diabetes, und der Großvater ist daran gestorben. Im Gegensatz zu meinen beiden Brüdern scheine ich die Disposition dafür geerbt zu haben. Seit frühester Kindheit hat mir der Arzt immer wieder gesagt "Passen Sie mit dem Zucker auf!". Das ist so ein Satz, den ich oft gehört habe. Und wiederholt bekam ich vom Hausarzt mitgeteilt "So ein bisschen hoch ist er.". Vor rund zehn Jahren habe ich dann die erste Radikalmaßnahme getroffen und aufgehört, süße Dinge zu essen.
DiabSite:
Ich möchte noch einmal nachfragen: Was hat Sie bewogen, Ihre persönlichen Erfahrungen in einem Buch zu veröffentlichen?
Lauber:
Weil ich es selbst nicht glauben konnte, dass ich es geschafft habe, den Diabetes zu besiegen. Eine Krankheit, von der mir alle - vor allem Ärzte - gesagt haben, dass sie nicht heilbar ist und dass ich bis zu meinem Lebensende Tabletten nehmen und demnächst vermutlich Insulin spritzen müsse. Dieser persönliche Sieg - das wollte ich einfach aufschreiben.
DiabSite:
Wen wollen Sie mit Ihrem Buch ansprechen, welche Zielgruppe haben Sie ins Auge gefasst?
Lauber:
Vor allem die Diabetiker, die selber bereit sind zu handeln, die sich motivieren lassen. Denen will ich zeigen, wie es geht. Dass sie nicht so schnell der Mut verlässt, und damit sie diesen nicht immer leichten - auch für mich mit Rückschlägen verbundenen - Weg gehen, um den Diabetes zu besiegen.
DiabSite:
Ihr Buch lässt sich entsprechend Ihres Erfolgsrezeptes in die Kapitel "Messen, Essen, Laufen" einteilen. Der Ernährung widmen Sie den größten Teil. Es stehen aber schon unzählige Ernährungsratgeber in den Regalen. Was unterscheidet Ihr Buch von anderen Ratgebern?
Lauber:
Gestatten Sie mir, dass ich erst etwas zum Thema Blutzuckermessung sage? Denn für mich ist das Messen das Wichtigste. Ich teste mehrmals täglich meinen Blutzucker. Er ist für mich zugleich Statusreport und Handlungsanleitung. Wenn ich nüchtern einen zu hohen Wert habe, weiß ich, dass ich heute etwas anderes essen muss.
Nun zur Ernährung. Da gibt es zwei wesentliche Komponenten: Was man isst und wie man isst. Das WAS ist unter dem Schlagwort "Eine leichte Mittelmeerküche" zusammengefasst. Das WIE bedeutet, dass man nicht alles auf einmal isst. Und wenn schon einmal eine große Mahlzeit sein muss, dann sollte diese am Mittag und nicht unbedingt am Abend gegessen werden. Das sind im Grunde genommen Trivialitäten. Aber wenn man diese Ratschläge konsequent verfolgt, ist es unvorstellbar, was für eine tolle Wirkung sie haben. 70 Prozent meines Erfolges habe ich über das Essen erreicht, die restlichen 30 Prozent gehen auf das Konto der Bewegung.
DiabSite:
Ich wiederhole meine Frage: Was unterscheidet das Kapitel Essen in Ihrem Buch von anderen Ernährungsratgebern?
Lauber:
Ich denke, es ist nicht wirklich neu, was ich geschrieben habe. Ich habe lediglich alles, was ich gefunden habe, zusammengetragen und um Vitamine, Spurenelemente, auch ein paar Phytopharmaka (pflanzliche Arzneimittel, Anm. d. Red.), ergänzt und somit alle Informationen in ein geschlossenes System gebracht. Außerdem habe ich alles auf den Typ-2-Diabetes bezogen.
DiabSite:
Sie empfehlen in Ihrem Buch ausgiebige Mittagessen. Sie, und mit Ihnen gewiss viele Rentner, können dies leicht in den Tagesablauf einplanen. Doch wird es gerade Rentnern oft schwer fallen, diese kostspielige Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Fisch und magerem Fleisch umzusetzen.
Lauber:
Sie sprechen da einen Aspekt an, der immer wieder als Kritikpunkt an dem Buch genannt wird. Zugespitzt formuliert: Meine elitären Ratschläge, in tollen Restaurants zu essen, in Gemüsegeschäften zu kaufen, die vielleicht nicht zu den allerbilligsten gehören. Ich wollte damit etwas anderes ausdrücken. Gebt nicht das ganze Geld für Reisen nach Mallorca oder neue Autofelgen aus! Investiert besser in eine gesunde Ernährung! Setzt andere Prioritäten! Mein Verständnis ist: Man ist, was man isst und man wird, was man läuft! Ich weiß natürlich auch, dass viele Leute sich das nicht immer leisten können. Aber wenn Sie vor der Entscheidung stehen, wofür Sie Geld locker machen, dann sollten Sie mehr für das Essen ausgeben. Das tun die Franzosen auch.
DiabSite:
Herr Lauber, eine Zwischenfrage: Kennen Sie Sozialstatistiken, wie Menschen mit Diabetes in Deutschland leben - mit wie viel Geld sie im Monat auskommen müssen?
Lauber:
Nein, so tief bin ich nicht eingestiegen. Ich bin schon - das gebe ich gerne zu - von mir ausgegangen. Und mir ist aufgefallen, dass sehr viele Manager, mit denen ich beruflich verkehre, extrem anfällig für Diabetes sind. Immer wieder werde ich gefragt: Könnte ich auch Diabetes haben? Ist das Buch auch etwas für mich?. Und viele dieser Menschen lesen dann mein Buch, vor allem zur Prävention.
DiabSite:
Gibt es Diabetes-Experten, die Ihre Wundermittel, zum Beispiel exotische Tees, anzweifeln?
Lauber:
Ich habe die einschlägige Phytopharmaka-Literatur gelesen und vieles ausprobiert. Was für mich übrig geblieben ist, sind zwei Dinge. Es sind die Heidelbeerblätter und die Bohnenschalen, die ich als Tee trinke. Ich habe bei mir das Gefühl, dass sie den Blutzucker um fünf bis zehn Punkte senken.
DiabSite:
Gibt es Experten, die das anzweifeln?
Lauber:
Sie werden niemanden finden, der etwas gegen Heidelbeerblätter und Bohnenschalen sagt. Allerdings, wenn sie die Fachliteratur lesen, gibt es unzählige Wundermittel.
DiabSite:
Mir ist aufgefallen, dass Sie sehr viele Namen nennen: Restaurants, Hotels, Ärzte, spezielle Lebensmittelgeschäfte und den Hersteller Ihrer Joggingschuhe. Stimmt es, dass Sie von diesen Firmen keinerlei Unterstützung für Ihr Buch bekommen haben? Oder wird das Buch durch die Werbung für den Leser doch etwas preiswerter?
Lauber:
Überhaupt nicht. Die Leute oder Firmen, die namentlich erwähnt werden, wussten gar nicht, dass sie in meinem Buch genannt werden. Es sind einfach Läden, die ich persönlich gut finde. Ich wollte einfach sehen, wie das ankommt. Es hat natürlich eine elitäre Komponente. Ich plane allerdings noch im Laufe dieses Jahres eine Neuauflage des Buches. Und dann kann man auch danach handeln, weil die Restaurants und Geschäfte flächendeckender genannt werden. Ich werde außerdem ein paar preiswertere Läden aufnehmen.
DiabSite:
Sie erwähnen in Ihrem Buch auch ein bestimmtes Blutzuckermessgerät. Ist es wirklich wichtig, mit welchem Gerät von welchem Hersteller Sie Ihren Blutzucker testen?
Lauber:
Wichtig ist, dass gemessen wird. Die heute handelsüblichen Geräte sind alle, und ich habe sie verglichen, sehr gut. Das ich dieses Gerät benutze, in dem gleich mehrere Teststreifen enthalten sind, hängt damit zusammen, dass es so praktisch ist.
DiabSite:
Ist es überhaupt erforderlich, spezielle Hersteller oder Läden zu nennen? Können Sie nicht einfach sagen: Kaufen Sie dort ein, wo der Bauer auf dem Markt steht, und wo Sie direkt erfahren, ob die "Eier von glücklichen Hühnern" sind?
Lauber:
Nun, Sie haben mir am Anfang des Interviews zum Erfolg des Buches gratuliert. Dafür, dass es in einem Fachverlag erschienen ist, hat es eine extrem gute Resonanz gefunden. Die Authentizität des Buches spielt dabei sicherlich eine wichtige Rolle. Authentizität schaffen Sie, indem Sie Dinge konkret benennen, zum Beispiel einen bestimmten Laden. Das ist einfach eine journalistische Arbeitsweise, die man gut oder schlecht finden kann. Ich habe sie gewählt, und ich war lange Magazinredakteur. Es ist meine Arbeitsweise, zu der ich stehe. Es gab einige, die diesen Aspekt kritisierten, doch der Erfolg beim Leser ist ja auch schon etwas.
DiabSite:
Sie kaufen Wild in Köln, Feldsalat in Lörrach, Fleisch in Glonn bei München und so weiter. Jetten Sie für die Zutaten Ihres Mittagessens wirklich quer durch Deutschland?
Lauber:
Nein, natürlich nicht. Allerdings habe bin ich beruflich meist in Großstädten zu Hause, und da versuche ich bei Ökoläden einzukaufen. Die sind heutzutage gar nicht mehr so viel teurer als Supermärkte. Ich lade Sie gern einmal ein, mit mir zusammen einzukaufen, wie ich es mit den Fernsehteams gemacht habe. Die fragten dann immer: "Wo sind denn jetzt die teuren Dinge?" Ich esse den Tag über nicht sonderlich viel, doch was ich esse, das suche ich mir sehr genau aus. Manchmal muss ich dabei auch Kompromisse eingehen, aber ich lasse die fetten Lebensmittel weg.
DiabSite:
Sie schreiben viel über sich und von Ihren ganz persönlichen Vorlieben. Haben Sie jemals überlegt, dem Buch den Untertitel zu geben: "Eine Biographie von Hans Lauber"?
Lauber:
Das Buch ist natürlich die Biographie von Hans Lauber, und trotzdem ist eine zusätzliche Botschaft enthalten. Auf den Titel bin ich übrigens gekommen, weil mein Arzt mich einmal gefragt hat: "Wie haben Sie es eigentlich geschafft, so einen tollen Cholesterinwert zu bekommen? Den hätte ich auch gern!" Da bin ich stutzig geworden. Der gute Cholesterinspiegel ist offensichtlich der erste angenehme Nebeneffekt meines Tuns, der zweite ist das Idealgewicht und der dritte ist eine gewisse mentale Stärke.
DiabSite:
Kommen wir zum dritten Kapitel Ihres Buches - Laufen. Bewegung ist gut, nicht nur für Diabetiker. Aber sollen über 60jährige Typ-2-Diabetiker wirklich joggen oder gar Marathon laufen? Und ist Ihr Laufprogramm gar eine göttliche Eingebung?
Lauber:
Eine göttliche Eingebung ist es nicht. Wir sind von Gottes Schöpfung dazu bestimmt, uns zu bewegen. Unsere physiologischen Abläufe sind dementsprechend konzipiert. Das habe ich umgesetzt. Doch Sie nennen hier einen Punkt, über den man diskutieren kann und muss. Ich werde das Thema in der Neuauflage präzisieren. Natürlich will ich nicht behaupten, dass Leute über 65, die Diabetes bekommen, anfangen müssen zu laufen. Zu sagen, dass die Oma mit 70 jetzt joggen gehen muss, das wäre zynisch und so ist es auch nicht gemeint. Es gibt Leute, die können und wollen sich mit 70 Jahren noch bewegen. Eine vernünftige Bewegung ist gut. Marathon laufen, das habe ich übrigens in dem Buch auch geschrieben, ist eigentlich Quatsch. Das kann ich guten Gewissens niemanden empfehlen. Ich habe es halt gemacht.
DiabSite:
Sie sagten, dass Ihre neue Lebensweise bei Ihnen zu einer gewissen mentalen Tiefe geführt habe. Sind Sie glücklicher, seit Sie sich gesund ernähren und laufen?
Lauber:
Ich bin zufriedener als früher. Ob man glücklich wird durchs Laufen, bezweifle ich. Da gibt es andere Dinge.
DiabSite:
Was sagen Sie der Rentnerin mit 600 Euro im Monat, die von Ihrem Buch begeistert ist und Ihr Konzept gerne umsetzen will, es sich aber nicht leisten kann?
Lauber:
Da antworte ich Ihnen indirekt: Ich habe sehr viele, fast rührende, handgeschriebene Briefe von ebensolchen Leuten bekommen, und ich habe ihnen geraten, dieses Buch nicht zu kaufen. Weil ich gewusst habe, sie können das, was darin steht, wahrscheinlich nicht umsetzen. Eine ältere Dame hat nochmals gefragt, ob es denn wirklich nichts für sie wäre. Da habe ich ihr ein Buch geschenkt. Aber manchen Leuten rate ich sogar davon ab, das Buch zu kaufen.
DiabSite:
Für Menschen mit dem nötigen "Kleingeld" ist Ihr Buch sicherlich eine Motivation, gesünder zu leben und sich mit dem Diabetes zu beschäftigen. Aber wird die Neuauflage, für die ich Ihnen an dieser Stelle schon einmal viel Erfolg wünsche, auch etwas für Diabetiker bieten, die weniger Geld haben?
Lauber:
Ich werde nicht vom Grundprinzip abweichen und den Leuten sagen, dass sie andere Prioritäten setzen sollen. Aber ich versuche Wege aufzuzeigen, wie man sich auch preiswerter vernünftig ernähren kann. Das schon.
DiabSite:
Herr Lauber, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Autor: hu; zuletzt bearbeitet: 07.03.2003 nach oben

Bildunterschrift: Hans Lauber
Bildquelle: privat

Hinweis: Die Neuauflage des Buches "Messen! Essen! Laufen!" von Hans Lauber ist 2004 im Verlag Kirchheim erschienen. Weitere Hinweise zum Buch finden Sie im Bereich Lesefutter auf der DiabSite.

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