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Erstes Fazit der Gesundheitsreform

Medizinisch gefährlich und soziales Fiasko

Als "medizinisch gefährlich und ein soziales Fiasko" bezeichnet der Bundesvorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, Dr. Maximilian Zollner, die Gesundheitsreform auf Grund der ersten Erfahrungen der niedergelassenen Ärzte. In den wenigen Tagen seit dem Inkrafttreten des Gesetzes zeigten sich die Auswirkungen der chaotischen Umsetzung: "Für sozial Schwache und chronisch Kranke bedeuten die neuen Zuzahlungen zum Teil den finanziellen Gau", bekräftigt Zollner. Nach dem Wegfall der alten Befreiungsregelung hätten diese Patienten in den ersten Januartagen nicht selten 60 bis 100 Euro an Zuzahlungen leisten müssen.

"Es gibt bereits Beispiele, bei denen Patienten ihre Rezepte aus finanziellen Gründen nicht mehr einlösen", so Zollner. Dies sei mittlerweile nicht mehr die Ausnahme, sondern stünde auf der Tagesordnung. "Ich kenne einen Diabetiker, der sein Insulin-Rezept nicht mehr einlöst. Von ähnlichen Fällen kann beinahe jeder niedergelassene Arzt berichten", stellt Dr. Zollner fest.

Als weitere Auswirkung sei eine Änderung des Arzt-Patienten-Verhältnisses zu beobachten. "Patienten blicken nicht mehr durch den Zuzahlungs-Dschungel und sie misstrauen allem und jedem - inzwischen auch ihrem Arzt und Apotheker." Schuld daran sei die mangelhafte Umsetzung der Gesundheitsreform, besonders bezüglich der Regelungen von Zuzahlungs-Ausnahmen und chronischen Krankheiten. Hier liege die Verantwortung bei Ulla Schmidt und nicht, wie von ihr behauptet, bei Ärzten und Krankenkassen.

"Wenn die Bundesgesundheitsministerin das nun den Ärzten in die Schuhe schieben will, ist das blanker Hohn", betont Dr. Zollner. Das Gesetz sei auf den letzten Drücker gekommen - es wurde am 19. November 2003 verkündet und damit rechtswirksam. Ein juristisch effektives Arbeiten der Selbstverwaltung sei erst ab diesem Zeitpunkt möglich gewesen.

Zollner rief indes die niedergelassenen Ärzte auf, dem NAV-Virchow-Bund, Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, weitere Fälle zu melden, bei denen es wegen der Gesundheitsreform zu außergewöhnlichen medizinischen oder sozialen Härtefällen gekommen sei.

zuletzt bearbeitet: 14.01.2004 nach oben

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