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Die Stellungnahme der DDG zum Beitrag "Insulinanaloga"

Stellungnahme der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) von Dezember 2000.

Fernsehsendung FAKT der ARD am Montag, dem 16. Februar 2004, 21:05 Uhr

In dieser Sendung wurde unter anderem über Analog-Insuline berichtet. Die Art der Berichterstattung konnte den Eindruck erwecken, dass bei Diabetikern, die Analog-Insuline erhielten, durch diese Insuline eine Krebserkrankung ausgelöst wurde.

Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft weist in diesem Zusammenhang auf eine von ihr bereits im Dezember 2000 veröffentliche Stellungnahme zur mitogenen Wirkung von Insulin und Insulinanaloga hin (Diabetologie-Informationen 22: 385-386, 2000) , die nachfolgend noch einmal wiedergegeben sei. Prinzipiell neue Gesichtspunkte haben sich seitdem nicht ergeben.

Zur mitogenen Wirkung von Insulin und Insulinanaloga

In-vitro-Versuche an isolierten Zell-Linien zeigen, dass Insulin und Insulinanaloga neben ihrer metabolischen Wirkung auch die DNA-Synthese stimulieren können (mitogene Wirkung). Dieser Effekt kommt meist durch Bindung des Insulins an den IGF-I-Rezeptor zustande, kann in Zell-Linien mit hoher Insulinrezeptorendichte aber auch vom Insulinrezeptor selbst vermittelt sein. Es gilt als sicher, dass mitogene Effekte von Insulin weder in der Therapie mit Insulin, noch bei Hyperinsulinämie (z. B. Adipositas, Insulinom) eine Rolle spielen, da es in-vivo keine Hinweise auf IGF-I ähnliche Wachstumseffekte von Iinsulin gibt; eine tumorigene Wirkung von Insulin z. B. am Injektionsort oder an der Leber, wo höhere Konzentrationen auftreten, ist nicht bekannt.

Kürzlich wurden die mitogenen Effekte von Insulin und Insulinanaloga an der Osteosarkoma-Zell-Linie Saos/B10 verglichen (Kurtzhals etb al., Diabetes 49: 999-1005, 2000). Insulin-Glargin zeigte danach im Vergleich zu Humaninsulin auf Grund einer bereits in früheren Arbeiten beschriebenen höheren Affinität zum IGF-I-Rezeptor eine ca. 8-fach höhere mitogene Wirkung (Potency). Diese Daten wurden leider von der Öffentlichkeit z. T. unkritisch aufgenommen und sogar im arznei-telegramm (12/2000) als Hinweis auf eine potentielle "kanzerogene Wirkung" von Insulin-Glargin gedeutet.

Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft mit ihrem Pharmakotherapieausschuss hält diese Interpretation für nicht gerechtfertigt. Die verwendeten Osteosarkomzellen zeichnen sich dadurch aus, dass eine sehr hohe Zahl von IGF-I-Rezeptoren und eine sehr niedrige Zahl von Insulinrezeptoren exprimiert werden. Deshalb sind diese Zellen ein ideales Modell zur Untersuchung der durch den IGF-I-Rezeptor vermittelten Signaltransduktion. Eine Extrapolation der an diesen Zellen in-vitro erhobenen Daten auf die in-vivo-Situation, insbesondere bezüglich eines hypothetischen kanzerogenen Effekts, ist aber insofern äußerst problematisch, als an der Zell-Linie Insulin selbst in Konzentrationen, die postprandial erreicht werden, die DNA-Synthese stimuliert.

Würde man diese Daten auf den Menschen übertragen, müßte man konsequenterweise schließen, dass Humaninsulin selbst beim Menschen IGF-I-ähnliche Wachstumseffekte auslöst und daher ebenfalls - wenngleich in höheren, aber in-vivo vorkommenden Konzentrationen - potentiell kanzerogen ist. Wir meinen deshalb, dass Zell-Linien für die Beurteilung und den Vergleich der in-vivo mitogenen Wirkung von Insulin und Insulinanaloga ungeeignet sind; hierzu ist die klassische in-vivo Prüfung der chronischen Toxizität mit den herkömmlichen tierexperimentellen Modellen erforderlich.

Für den Ausschuss "Pharmakotherapie des Diabetes mellitus" (vormals Insulin-Ausschuss) der Deutschen Diabetes-Gesellschaft Prof. Dr. H. Schatz, Vorsitzender des Ausschusses.

Für die Deutsche Diabetes-Gesellschaft Prof. Dr. Dr. H.-G. Joost (damals, Anm. d. Red.) Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft.

zuletzt bearbeitet: 23.02.2004 nach oben

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