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Verleihung des Forßmann-Preises 2005 an zwei Herzforscher

Vorsorge gegen erneuten Gefäßverschluss ... und neue Behandlung des Metabolischen Syndroms

Für ihre herausragenden Arbeiten in der Herzforschung erhalten zwei Wissenschaftler den Forßmann-Preis 2005 der Medizinischen Fakultät der RUB: Den Förderpreis bekommt Prof. Dr. Christian Weber (Universitätsklinikum Aachen) für seine Arbeit über Gefäßeinengung und -verschluss. Der Förderpreis ist mit 5.000 Euro dotiert. Das Forßmann-Nachwuchsstipendium in Höhe von 6.000 Euro geht an Michael Schupp (Charité Berlin), der eine neue Behandlungsmethode für das komplexe "metabolische Syndrom" entwickelt hat.

Einengung von Gefäßen verhindern

Prof. Weber zeigt die entscheidende Bedeutung von Vorläuferzellen aus dem Knochenmark für die Einengung von Gefäßen durch Arteriosklerose und insbesondere nach Eingriffen zur Gefäßaufdehnung mittels Herzkathetertechnik. Ursache ist ein "überschießender Wundheilungsprozess" (neointimale Hyperplasie). In aufwändigen Modellen konnte er nicht nur die Herkunft der Gefäßwandzellen in diesen Engstellen (sogenannten Plaques) aufklären, sondern auch die molekularen Signale, die die Mobilisierung und Einwanderung dieser Zellen steuern.

Mithilfe von Knochenmarkstransplantation und Gentransfer in Mäusen mit Arteriosklerose konnte Weber das Protein "SDF-1" als Botenstoff identifizieren, der in verletzten Arterien durch das Absterben glatter Gefäßmuskelzellen hervorgerufen wird. Über seinen Rezeptor "CXCR4" lockt "SDF-1" einen Subtyp von Vorläuferzellen für glatte Muskelzellen aus dem Knochenmark an, die den übermäßigen Wundheilungsprozess in Gang setzen. Diese Erkenntnisse ermöglichen nicht nur neue Therapieverfahren, um erneuten Gefäßverschlüssen bei Arteriosklerose vorzubeugen - sie könnten bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit auch dazu dienen, neue Wege der Stammzell-Therapie zu optimieren und deren Risiken zu erkennen.

Neue Behandlung des metabolischen Syndroms

Pharmazeuten um Michael Schupp haben einen dualen Wirkungsmechanismus von Medikamenten zur Behandlung des komplexen "metabolischen Syndroms" entdeckt. Die Verbreitung von Fettleibigkeit (Adipositas) und Funktionsstörungen im Glukosestoffwechsel sind ein zunehmendes gesundheitliches Problem in den industrialisierten Ländern. Die betroffenen Patienten leiden zusätzlich meist an weiteren Störungen im Fettstoffwechsel und erhöhtem Blutdruck. Die medikamentöse Therapie zielt bisher darauf ab, einzelne Symptome zu behandeln, zum Beispiel den Bluthochdruck oder die erhöhten Blutfette. Diese Therapie erfordert eine Vielzahl von Medikamenten.

Experimentell konnten Schupp und sein Team zeigen, dass einige Substanzen aus der Gruppe der blutdrucksenkenden Sartane (Angiotensinrezeptor-Blocker) zusätzlich einen bestimmten Rezeptor ("PPARgamma") aktivieren, der eine zentrale Rolle in der medikamentösen Behandlung der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) spielt: Er führt zu einer effektiveren Wirkung des Insulins und damit zu einer Verbesserung der Blutzuckereinstellung. Es erscheint möglich, mit diesen Substanzen mehrere Komponenten des metabolischen Syndroms positiv zu beeinflussen. Diese Erkenntnis ist eine vielversprechende Therapieoption und könnte gleichfalls der Grundstein für die Entwicklung zukünftiger, effektiverer Substanzen sein.

Der Forßmann-Preis

Der Pionier der Herzkathetertechnik Prof. Dr. Werner Forßmann (1904-1979) ist Namenspatron des Preises. Er entwickelte das grundlegende medizinisch-kardiologische Verfahren der Herzkatheterdiagnostik. 1929 erprobte er die Methode erstmals in einem Selbstversuch. Dabei führte er durch ein Gefäß seines rechten Armes einen Katheter bis zum rechten Herzvorhof. Mit Hilfe eines Spiegels verfolgte er auf einem Durchleuchtungsschirm den Weg des Katheters durch seinen Körper. Für dieses Experiment wurde er 1956 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Die "Stiftung Kardiologie 2000" der Medizinischen Fakultät der RUB unterstützt und fördert mit dem Forßmann-Preis die Arbeit junger Wissenschaftler. Über die Preisvergabe entscheidet das Kuratorium der Stiftung. Gegründet wurde sie im Jahr 2000 von dem Stifter-Ehepaar Prof. Dr. Ulrich und Dr. Sigrid Gleichman.

zuletzt bearbeitet: 23.05.2005 nach oben

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