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Laufende Kontrolle von Diabetikern über Telemedizin kann zu Milliardeneinsparungen im Gesundheitswesen führen

Wirtschaftswissenschaftler der Greifswalder Universität erforschten gesundheitsökonomische Folgen von Diabetes-Behandlungen

Wirtschaftswissenschaftler der Universität Greifswald haben in enger Kooperation mit dem DISCO-Verbund (s. Hintergrund) und dem Institut für Diabetes "Gerhardt Katsch" in Karlsburg (IDK) zwei Jahre lang geforscht, welche Kostenersparnis durch eine telematikbasierte Überwachung und Blutzuckereinstellung von chronisch zuckerkranken Patienten zu erwarten ist.

Dazu wurden Analysewerte von telemedizinisch kontrollierten Diabetikern und eine für derartige Fragestellungen entwickelte Simulationssoftware der Firma IMOR hinzugezogen. Ergebnis der Untersuchungen: Gelänge es mit Hilfe der Telemedizin die für das Jahr 2010 prognostizierten zusätzlichen 5 Millionen zu den derzeit in Deutschland lebenden Diabetikern von Krankheitsbeginn an leitliniengerecht einzustellen, könnten über einen Betrachtungszeitraum von 10 Jahren rund 4,3 Mrd. Euro durch die Gesetzliche Krankenversicherung eingespart werden.

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist eine der bedeutendsten Volks- und Wohlstandskrankheiten unserer Gesellschaft, an der bundesweit etwa vier bis sechs Millionen Menschen leiden. Prognosen gehen davon aus, dass sich die Anzahl der Erkrankten ohne eine Verstärkung der Präventionsarbeit und eine gesündere Ernährung in den kommenden Jahren explosionsartig ausbreiten wird. Um eine erfolgreiche Kontrolle der Zuckerkrankheit zu gewährleisten und diabetische Spätfolgen vorzubeugen oder zu verhindern, ist in der sogenannten sekundärpräventiven Phase eine entsprechende kontinuierliche Zuckereinstellung und Zuckerkontrolle der betroffenen Patienten notwendig.

Als Grundlage für die am Lehrstuhl von Prof. Dr. Manfred Jürgen Matschke vorgenommene Evaluation der telematikbasierten Blutzuckereinstellung von Diabetes-Patienten dienten Annahmen bezüglich der medizinischen Wirksamkeit des durch das IDK konzipierten Therapieregimes. Mit Hilfe der durch das Institut entwickelten Software (KADIS®) des Diabetes Service Center Karlsburg (DCC®) ist es möglich, das zu erwartende auftretende Blutzuckertagesprofil eines Diabetespatienten auf der Basis seiner individuellen Stoffwechselsituation in Abhängigkeit unterschiedlicher therapeutischer Maßnahmen und körperlicher Aktivitäten nachzuahmen.

Unmittelbar daraus können die gesundheitsökonomischen Folgen von regelmäßiger Therapieüberwachung errechnet werden. Die ökonomischen Konsequenzen wurden mit Hilfe einer über zehn Jahre simulierten Untersuchung auf Basis von medizinischen Langzeitstudien ermittelt. Ein Schwerpunkt lag in der Ermittlung der durch eine laufende Blutzuckereinstellung bedingten Ausgabenersparnisse aus Sicht der Gesetzlichen Krankenversicherung in Abhängigkeit des therapeutischen Erfolgs.

Übergreifendes Ziel der Studie "Gesundheitsökonomische Evaluation" war es, die gesundheitsökonomischen Vorteile einer optimalen Behandlung von chronischen Patienten zu analysieren und Kostenersparnisse für unterschiedliche "medizinische Erlebnisszenarien" zu quantifizieren. Der enorme Einfluss der Einstellungsqualität des Blutzuckers von Diabetespatienten auf die Manifestation und Progression diabetesspezifischer Folgekomplikationen sowie den damit verbundenen Kosten konnte eindrucksvoll belegt werden. Das auf der Investitionstheorie entwickelte Modell kann von Krankenkassen oder anderen Einrichtungen für die Beurteilung von sekundärpräventiven Maßnahmen im Rahmen des Diabetes mellitus herangezogen werden.

In der derzeitig laufenden Studie werden die getroffenen Annahmen hinsichtlich der medizinischen Wirksamkeit des Therapiekonzepts durch aktuelle aus der medizinischen Evaluation resultierenden Daten ersetzt. Erste Studienergebnisse bestätigen die getroffenen Annahmen hinsichtlich der Wirksamkeit des Therapiekonzepts aus medizinischer Sicht.

Hintergrund DISCO
In dem unter Federführung des Instituts für Diabetes Karlsburg initiierten DISCO-Verbundprojekt "Disease Informations- und Service-Center Online" (DISCO) entstehen telemedizinische Dienstleistungsunternehmen. Diese können auf der Basis vernetzter Betreuungsstrukturen und rechnergestützter Beratungssysteme Informationen und Behandlungsempfehlungen zu chronischen Krankheitsbildern in Form eines Health Care Centers für die ortsunabhängige Nutzung, 24 Stunden am Tag, verschiedenen Nutzergruppen (Patienten, Ärzten, weiteren Dienstleistern) zur Verfügung stellen. Der DISCO-Verbund in der Region Vorpommern ist als InnoRegio Teil von "Unternehmen Region", einer vor sechs Jahren gestarteten Innovationsinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für die neuen Länder. Das DISCO-Vorhaben wird erstmalig die Anwendung einer neuen, innovativen Generation gesundheitstelematischer Dienstleistungen als Bindeglied zwischen Medizin und moderner Informations- und Kommunikationstechnologie an konkreten Beispielen der Patientenbetreuung definieren.

zuletzt bearbeitet: 06.09.2005 nach oben

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