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Intra-abdominale Adipositas: Mythen und Mechanismen

Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. Hans Hauner im Rahmen der 41. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) in Leipzig.

Erhöhtes Diabetesrisiko bei Fettdepots im Bauchraum: Sind Adipokine des Rätsels Lösung?

Prof. Dr. Hans Hauner Die Adipositas ist der mit Abstand wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes. Die globale Adipositasepidemie ist letztlich die Ursache für die kontinuierliche Zunahme des Typ 2 Diabetes in den meisten Ländern, darunter auch Deutschland.

Eine Vielzahl klinischer Studien hat in den letzten Jahren gezeigt, dass es dabei nicht nur auf die Größe, sondern auch auf die anatomische/regionale Verteilung der Fettdepots ankommt. Vor allem eine stammbetonte Fettverteilung mit vergrößerten intra-abdominalen, viszeralen Fettdepots, d. h. Fettdepots im Bauchraum, die inneren Organe oder Eingeweide betreffend, ist eng mit einem erhöhten Diabetesrisiko verknüpft.

Das intra-abdominale Fettgewebe kann durch Bestimmung des Taillenumfangs indirekt erfasst werden. Ein Taillenumfang größer 80 cm bei der Frau und größer 94  cm beim Mann weist auf ein mäßig erhöhtes Risiko, Werte größer 88 cm bzw. größer 102 cm auf ein deutlich erhöhtes Risiko für Typ 2 Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen hin. Die viszerale Adipositas gilt dabei als phänotypisches Merkmal des metabolischen Syndroms.

Bis heute wird nur zum Teil verstanden, warum vor allem die intra-abdominalen Fettdepots so gefährlich sind. Eine bereits ältere Hypothese geht davon aus, dass die intra-abdominalen Fettspeicher infolge einer stärkeren Durchblutung und Innervierung stoffwechselaktiver sind und aufgrund ihrer hohen lipolytischen Aktivität vor allem die Leber mit Fettsäuren überfluten. In der Leber wird dann vermehrt Fett eingelagert, gleichzeitig steigt die Glukoseproduktion und schließlich entsteht eine hepatische Insulinresistenz.

Intra-abdominale Adipositas und Pathophysiologie des Typ 2 Diabetes Die zweite neuere Hypothese basiert auf der Beobachtung, dass vergrößerte Fettdepots eine Vielzahl von hormonell aktiven Faktoren freisetzt, die mit dem Begriff Adipokine bezeichnet werden. Derzeit wird intensiv geforscht, welche dieser Adipokine an der Pathogenese der adipositas-assoziierten Insulinresistenz beteiligt und über welche Mechanismen diese Störungen vermittelt sind.

Eine gute Botschaft ist, dass bei jeder Maßnahme zur Gewichtsreduktion die intra-abdominalen Fettdepots besonders mobilisiert werden, so dass bereits eine mäßige Gewichtssenkung das Diabetesrisiko signifikant reduziert.

Bildunterschriften: Prof. Dr. Hans Hauner, Direktor der Klinik für Ernährungsmedizin am Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin, Ordinarius für Ernährungsmedizin an der TU München (Bild 1) und vergrößerte intra-abdominale Fettdepots.
Bildquelle: Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG)

zuletzt bearbeitet: 26.05.2006 nach oben

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