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diabetesDE fordert Entscheidung zugunsten von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1

Kurzwirksame Insulinanaloga müssen in der Erstattung bleiben

Ob kurzwirksame Insulinanaloga Diabetikern bis zum 18. Lebensjahr weiterhin von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden, entscheidet in Kürze der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) und das Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Diese Insuline bilden einen wichtige Behandlungsbaustein für Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1. Experten von diabetesDE und der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der Deutschen Diabetes-Gesellschaft DDG) fordern daher, dass die Entscheidung erneut zugunsten der jungen Patienten ausfällt.

Bereits im Mai 2008 entschied das BMG unter Ministerin Ulla Schmidt, dass ein Verordnungsausschluss dieser Insuline für Kinder und Jugendlich eine unzumutbare und unverhältnismäßige Beeinträchtigung darstellen würde. Denn diese können viele Vorteile für die kleinen Patienten haben. Damit widersprach das Ministerium teilweise dem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vom 21. Februar 2008. Dieses empfahl, kurzwirksame Insulinanaloga für alle Menschen mit Diabetes Typ 1 aus der Erstattung auszuschließen, solange sie teurer sind als Humaninsuline.

Ob und bei welchen Patienten kurzwirksame Insulinanaloga eingesetzt werden, sind individuelle Therapieentscheidungen: Im Vergleich mit anderen Insulinen ermöglichen sie, dass Essen und Trinken nicht ausschließlich zu festgesetzten Zeitpunkten erlaubt ist. Das ist für Kinder wichtig, um ihren Tagesablauf möglichst flexibel nach ihren Bedürfnissen zu gestalten. Sie können dadurch auch mal am Wochenende ausschlafen oder ein Eis zwischendurch essen. Kurzwirksame Insulinanaloga sind außerdem Teil der Insulinpumpentherapie, die bei einer wachsenden Anzahl von Kindern und Jugendlichen eingesetzt wird.

Mehrere Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, dass diese davon profitieren. So treten beispielsweise deutlich weniger nächtliche Unterzuckerungen bei Kleinkindern mit Diabetes auf, wenn sie eine Insulinpumpe haben. Diese können, wenn sie unbemerkt bleiben, Hirnschäden oder Entwicklungsstörungen der Kinder zur Folge haben.

Das heutige breite Therapieangebot ermöglicht chronisch kranken Kindern ein fast normales Leben und hat gesundheitliche Vorteile: "In den letzten 15 Jahren hat sich die Stoffwechsellage von erkrankten Kindern messbar verbessert", meint Dr. med. Andreas Neu, Sprecher der AGPD. So sei der Anteil der Patienten, deren Blutzuckerwerte im angestrebten Normalbereich liegen, in diesem Zeitraum von 25 auf knapp 50 Prozent gestiegen. Das ist mit ein Verdienst der kurzwirksamen Analoginsuline. Normale Werte des Blutzuckers sind ein wichtiges Therapieziel, um beispielsweise akute, lebensgefährliche Unterzuckerungen oder langfristig Folgeschäden wie Herzinfarkt, Nierenversagen oder Erblindung durch Diabetes mellitus zu verhindern.

"Wir hoffen, dass auch die neue Bundesregierung und das BMG unter Bundesminister Dr. med. Philipp Rösler im Sinne unserer jungen Patienten entscheidet", betont Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE. Die Studienlage seit 2008 hat sich nicht geändert. Deshalb schafft auch der neue Bericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) keine neuen Erkenntnisse. Der G-BA beauftragte das Institut im Juli 2008, unter Einschluss weiterer Studien, den Zusatznutzen von kurzwirksamen Insulinanaloga bei Kindern und Jugendlichen zu überprüfen. Das IQWiG hat in seinem kürzlich veröffentlichten Abschlussbericht festgestellt, dass aufgrund zu wenig verwertbarer Studiendaten ein Zusatznutzen nicht feststellbar sei.

Das ist nicht verwunderlich: Denn es gibt aufgrund ethischer Bedenken bezüglich langfristiger pharmakologischer Studien mit Kindern unter 18 Jahren immer wenig Datenmaterial. Dies gilt auch für kurzwirksame Insulinanaloga in der Diabetes-Therapie. Es sei jedoch fehlerhaft, daraus zu schließen, dass kein Zusatznutzen durch diese Insuline für Diabetiker feststellbar sei, so die Diabetes-Experten.

Weitere Informationen

IQWiG: Kinder von kurzwirksamen Insulinanaloga auf Humaninsulin umstellen? Machen Sie einen Termin mit Ihrem Bundestagsabgeordneten! Aufruf Prof. Dr. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender diabetesDE, im Internet: http://www.diabetesde.org/selbsthilfegruppen/dasgehtunsallean/.

Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der Deutschen Diabetes-Gesellschaft / diabetesDE vom 07.07.2009 zum Vorbericht "Kurzwirksame Insulinanaloga bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 (Auftrag A08-01)", verfasst vom IQWIG. Im Internet: http://profi.diabetesde.org/stellungnahmen/.

zuletzt bearbeitet: 11.12.2009 nach oben

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