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Verbraucherverein vzbv verunsichert Konsumenten

Nicht Werbung macht Kinder dick

Übergewicht und Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen haben viele Ursachen

Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW hat vor den verbraucherschädlichen Konsequenzen der aktuellen Kampagne des Verbraucher-Dachverbands vzbv gegen die Werbung der Lebensmittelwirtschaft gewarnt. Die von dort geforderte weitere Einschränkung von Werbung und Marketing verdecke die eigentlichen Ursachen für Übergewicht bei Kindern sowie Erwachsenen und erschwere damit erfolgreiche Gegensteuerung.

Der generalisierende und wahrheitswidrige Fingerzeig auf die Ernährungswirtschaft und ihre Marken-Werbung sei wissenschaftlich nicht haltbar, widerspreche den Erkenntnissen der Bundesregierung sowie den Erfahrungen aus dem Ausland, sagte der Hauptgeschäftsführer der Dachorganisation, Manfred Parteina, am Mittwoch in Berlin.

So habe die Bundesregierung in ihrem von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung herausgegebenen Ernährungsbericht festgestellt, dass ein negativer Effekt der TV-Lebensmittelwerbung auf das Ernährungsverhalten wissenschaftlich nicht belegt ist. "Zusätzliche Beschränkungen der Lebensmittelwerbung über den ohnehin bereits engen Rahmen hinaus sind ungeeignet, das komplexe Problem des Übergewichts bei Kindern zu bekämpfen", so Parteina. Das zeigten auch Erfahrungen aus Ländern mit Werbeverboten, wie der Provinz Quebec in Kanada oder Schweden.

In Deutschland seien nach wissenschaftlicher Erkenntnis 78 Prozent der Kinder normalgewichtig, 8,7 Prozent übergewichtig und 6,3 Prozent adipös. Ein wesentlicher Teil der deutschen Wissenschaft sehe den Schwerpunkt der Ursachen für Fehlernährung von Kindern in sozio-ökonomischen Faktoren wie Bildungsstand insbesondere der Eltern, der sozialen Schicht sowie der Herkunft. Verbunden mit solchen Ursachen seien mangelnde Bewegung, falsches Ernährungsverhalten und genetische Veranlagung. Auch die Bundesregierung habe die wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Entstehung von Übergewicht im Blick gehabt, als sie im Koalitionsvertrag eine politische Steuerung des Konsums durch Werbeverbote für vermeintlich ungesunde Lebensmittel als nicht zielführend ablehnte.

Hohes Schutzniveau durch rechtliche und selbstdisziplinäre Grenzen

Völlig außer Acht gelassen werde bei der von Verbraucherschützern emotional gelenkten Debatte, dass gerade die Lebensmittelwerbung gegenüber Kindern durch europäische und nationale Vorgaben rechtlich sehr eingeschränkt ist. "Eine Markt-Aufsichtsbehörde ist komplett entbehrlich angesichts der strengen Rechtslage, aus der sich ohnehin die Klagebefugnis der Verbraucherorganisationen, von Vereinen wie der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs sowie der Wettbewerber bei irreführender Werbung ableitet", so Parteina.

Irreführend sei auch die Behauptung des vzbv, die freiwilligen Werberegeln der Wirtschaft in diesem Arbeitssektor beträfen lediglich Werbemittel wie Anzeigen, Plakate und TV-Spots. Tatsächlich gelten seit 2009 zusätzlich zu den umfassenden gesetzlichen Bestimmungen spezielle selbstdisziplinäre Regeln des Deutschen Werberats in der Lebensmittelwerbung, die sich auf sämtliche kommerzielle Kommunikation in diesem Bereich beziehen. Diesem Regelwerk hätten sich Hersteller, Handel, Medien und Agenturen unterworfen. Die Verhaltensgrundsätze sein darauf ausgerichtet, alles in der kommerziellen Kommunikation der Lebensmittelwirtschaft zu unterlassen, was als Aufforderung zu einer übermäßigen oder einseitigen Ernährung verstanden werden könnte. Im Fokus stünden bei diesem Regelwerk insbesondere Kinder.

ZAW fordert Versachlichung

Alle sprechen täglich über Lebensmittel, so ZAW-Hauptgeschäftsführer Manfred Parteina. Mit voller Berechtigung nähmen auch Verbraucherorganisationen an dieser Debatte teil. "Unverantwortlich aber ist der Versuch, eine ganze Branche und deren Werbung wahrheitswidrig in die nähe krimineller und gesellschaftlich schädlicher Akteure zu rücken, wie es der vzbv am 6. Oktober mit der Überschrift 'Lebensmittelindustrie verteidigt Verbrauchertäuschung' getan hatte. Diese Polemik hilft niemandem, schon gar nicht Kindern. Wir rufen Politik und alle Marktbeteiligte auf, dieser Strategie der Verunsicherung der Verbraucher entgegenzutreten".

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zuletzt bearbeitet: 21.10.2010 nach oben

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