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Diabetes-Netzwerk mit Modellcharakter ausgezeichnet

Pressemitteilung: Bayer Vital GmbH

Erster Preis des Fine Star geht an das Diabeteszentrum in Jena

Einzigartige Kombination aus Beratungsstelle und Verein für Familien mit diabeteskranken Kindern schließt strukturelle Lücken in der Diabetesversorgung Thüringens und gewinnt 10.000 Euro beim Bayer-Preis für kreative Kinderdiabetes Projekte.

Wenn bei einem Kind ein Diabetes diagnostiziert wird, ist für die Familie nichts mehr wie es vorher einmal war. Das wissen auch Liane und Stephan Hansberg, deren Tochter Floris im Alter von zwei Jahren an der chronischen Stoffwechselstörung erkrankte. Wie unter Schock fühlten sich die jungen Eltern damals. Vor ihnen türmte sich ein Berg von Fragen, auf die sie keine Antworten wussten. Doch das Paar hatte Glück im Unglück. Denn Ärzte und Schwestern nahmen sich Zeit für die Eltern, auch abseits der Therapie. Und dafür, ihnen Mut zu machen und Zuversicht zu geben - in den zahlreichen alltäglichen Situationen, in denen ein Diabetes alles verändert.

Von dieser Erfahrung geprägt, gründeten Liane und Stephan Hansberg im Jahr 2007 zusammen mit dem Kinderarzt Dr. Axel Dost vom Universitätsklinikum Jena und der niedergelassenen Kinderdiabetologin Dr. Jutta Wendenburg das "Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche Jena e.V." Gemeinsam schufen sie damit ein Beratungsnetzwerk, das deutschlandweit Modellcharakter hat.

"Erste Hilfe" für Familien aus ganz Deutschland

Heute, rund fünf Jahre später, ist Liane Hansberg festangestellte Mitarbeiterin des Vereins. Ihr Büro hat sie in der Beratungsstelle, unweit der Universitätsklinik und der kinderdiabetologischen Schwerpunktpraxis. Rund 120 Kinder und Jugendliche mit Diabetes aus ganz Thüringen werden in den beiden Einrichtungen medizinisch betreut. Eine enorme Herausforderung - und nicht immer haben Ärzte und Schwestern ausreichend Zeit für intensive Gespräche und Schulungen. Deshalb bringen der Klinikarzt Dr. Dost und seine niedergelassene Kollegin Dr. Wendenburg ihre Patienten so früh wie möglich mit dem Verein in Berührung: Auf Wunsch der Eltern wird sofort nach der Diagnose ein Kontakt zum Diabeteszentrum Jena vermittelt. Dann ist es Liane Hansberg, die die Familie besucht und "erste Hilfe" leistet.

Als Mutter berichtet sie von eigenen Erfahrungen, als Sozialpädagogin gibt sie psychologische und soziale Hilfestellung. Viele Eltern fassen schnell Vertrauen, fühlen sich verstanden und gut aufgehoben. Aber auch telefonisch ist die Liane Hansberg erreichbar: Für Rat suchende Eltern aus ganz Deutschland, die vom Angebot des Diabeteszentrums Jena erfahren haben und in der Beratungsstelle anrufen. In mehr als 100 telefonischen und persönlichen Beratungen pro Jahr sind die Sozialpädagogin und ihre Vorstandskollegen zur Stelle, wenn ein Kind an Diabetes erkrankt ist. Häufig begleiten sie die Familien über Jahre.

Übung macht den Meister: "Learning by doing" ist die Devise

Was vor fünf Jahren auf Initiative eines betroffenen Elternpaares und den Medizinern begann, ist heute ein multidisziplinäres Diabetes-Netzwerk, das kontinuierlich wächst. Neben den beiden Ärzten Dr. Wendenburg und Dr. Dost engagieren sich auch mehrere Diabetesberaterinnen mit Herzblut für den Verein: An freien Abenden oder Wochenenden halten sie ehrenamtlich Schulungen oder Info-Veranstaltungen zu verschiedenen Themen rund um den Diabetes. Es geht um das richtige Blutzuckermessen, das Berechnen von Lebensmitteln und das Spritzen des Insulins. Jedes Thema wird praktisch begleitet: Da werden Vereinsräume zu kleinen Küchen, in denen Brotscheiben gewogen, Gemüse geschnitten und Süßigkeiten berechnet werden. An Stofftieren wird spielerisch das Spritzen und Messen des Blutzuckerspiegels geübt.

Auf diese Weise lernen nicht nur Familienangehörige, sondern auch Lehrer oder Sporttrainer den Umgang mit dem Diabetes. Neben den Schulungen bieten Sozialpädagogin Liane und Diplom-Psychologe Stephan Hansberg zusätzlich Einzel- und Paarberatungen an. Psychologische Elternseminare sollen Müttern und Vätern dabei helfen, die alltäglichen Belastungen in Worte zu fassen, zu analysieren und zu meistern. Bei gemeinsamen Festen oder Ausflügen haben die betreuten Familien außerdem die Möglichkeit miteinander ins Gespräch zu kommen. Und genau hier setzt die Vereinsarbeit vor Ort an: Ein starkes soziales Netzwerk ermöglicht den so dringend benötigten Erfahrungsaustausch unter Betroffenen.

Gemeinsam entwickeln Eltern und Kinder Lösungen für ganz individuelle Probleme und geben sich gegenseitig Tipps. "Viele Eltern sind verunsichert und überfordert. Durch den Verein lernen sie neue Wege im Umgang mit dem Diabetes kennen", berichtet Liane Hansberg. Dabei mache es keinen Unterschied, ob es um diabetesspezifische oder allgemeine Konfliktsituationen geht. Die Angst vorm Spritzen oder vor nächtlichen Unterzuckerungen wird bei den Vereinstreffen ebenso diskutiert wie Pubertätsprobleme oder andere Sorgen, die auf den Schultern der Eltern lasten.

10.000 Euro Preisgeld für die weitere Fortsetzung der Vereinsarbeit

Vor allem diese Arbeit im psychosozialen Bereich hat die Jury dazu bewogen, das Diabeteszentrum Jena im Jahr 2011 mit dem ersten Platz des Fine Star Bayer-Preises für kreative Kinderdiabetes Projekte auszuzeichnen. Mit dem Preisgeld von 10.000 Euro soll die Fortsetzung der Vereinsarbeit gesichert werden. "Das Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche Jena e.V. schließt eine strukturelle Lücke in der Betreuung von jungen Diabetespatienten. Neben der notwendigen medizinischen Versorgung durch die Kinderdiabetologen ist die Arbeit des Vereins auf das alltägliche Leben mit Diabetes ausgerichtet. Diese Kombination ist deutschlandweit einmalig und könnte in vielen Städten zur Nachahmung anregen", begründet Claudia Geis, Leiterin von Bayer Diabetes Care, die Entscheidung der Jury.

zuletzt bearbeitet: 21.01.2012 nach oben

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