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Diabetestherapie: Wann kommt die Insulin-Pille?
Viele Diabetiker würden die Einnahme des Hormons der Insulinspritze vorziehen
"Kannst Du nicht einfach eine Pille schlucken?" Diese Frage hören Diabetiker immer wieder, wenn sie sich das lebenswichtige Hormon Insulin spritzen oder ihre Insulinpumpe zücken. Auch Patienten mit einer Pumpentherapie müssen sich alle zwei bis drei Tage eine Nadel in die Haut stechen, um den Katheter zu legen. Selbst wenn die Angst vorm Spritzen im Laufe der Zeit schwindet, träumt so mancher Diabetiker von einer schmerzfreien Insulinzufuhr. Doch die Insulin-Pille bleibt ein Traum, solange das Hormon im Magen zerkleinert wird und im Blutkreislauf nicht mehr als Insulin wirken kann.
Die Insulinspritze war die einzige Option für Typ-1-Diabetiker und insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker bis Unternehmen vor einigen Jahren begannen, andere Darreichungsformen ernsthaft zu erforschen. So brachte Pfizer 2006 mit "Exubera" das erste Insulin zum Einatmen auf dem deutschen Markt (wir berichteten). Schon ein Jahr später war der Versuch mit dem inhalativen Insulin gescheitert. Zu klobig waren die Inhalationsgeräte. Sie wurden von den Anwendern nicht akzeptiert und Ärzte befürchteten Ungenauigkeiten bei der Dosierung und eine mögliche Schädigung der Lunge bei Langzeitanwendung wie das Diabetes-Portal DiabSite berichtete.
Doch noch mehr Unternehmen experimentieren mit alternativen Darreichungsformen für Insulin. Ende 2009 begann der Insulinhersteller Novo Nordisk eine Phase-1-Studie mit Insulin-Kapseln. Die Firma Oramed Pharmaceutical hat 2010 sogar schon eine Phase-2-Studie mit erwachsenen Typ-2-Diabetikern durchgeführt. Deren Blutzuckerspiegel wurden mit Hilfe der Kapseln gesenkt. Das mag ein Hoffnungsschimmer für Menschen mit Typ-2-Diabetes sein, doch eine exakte Dosierung des Insulins kann mit Insulin-Kapseln in absehbarer Zeit wohl nicht erreicht werden.
Auf welche Weise das Insulin einmal aus dem Magen oder Darm in den Blutkreislauf kommen soll und wie unterschiedliche Nahrungsmittel seine Aufnahme beeinflussen, diese Fragen sind bis heute nicht abschließen geklärt. Deshalb sehen viele die Erfolgsaussichten für die Insulin-Pille der Zukunft derzeit eher skeptisch.