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Können Luftschadstoffe Typ-2-Diabetes auslösen?

Deutsche Diabetes Gesellschaft diskutiert über Umweltfaktoren als Auslöser von Diabetes

Jährlich erkranken etwa 270.000 Menschen in Deutschland neu an Diabetes Typ 2. Lange galten Faktoren wie Vererbung und Übergewicht als Hauptursachen für die Entstehung der Stoffwechselerkrankung. Seit einigen Jahren werden jedoch auch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung, Belastung mit Pestiziden und Passivrauchen mit der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes in Zusammenhang gebracht.

Insbesondere Luftschadstoffe wie Feinstaub und Stickstoffoxide könnten den Energiestoffwechsel stören. Unter anderem darüber diskutieren Experten beim Diabetes Kongress 2012, der 47. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, vom 16. bis 19. Mai 2012 in Stuttgart. Professor Dr. med. Michael Roden vom Deutschen Diabetes-Zentrum Düsseldorf stellt das Thema im Rahmen der Kongress-Pressekonferenz am 18. Mai näher vor.

Luftverschmutzung erhöht nachgewiesenermaßen das Risiko für Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Feinstaub und Stickstoffoxide stehen seit einiger Zeit in Verdacht, auch das Risiko für Diabetes Typ 2 zu erhöhen. An Mäusen wurde bereits eine Beeinflussung des Stoffwechsels belegt: So bewirkte eine Belastung mit Feinstaub über zehn Wochen bei Mäusen eine Insulinresistenz, das heißt, eine Abnahme der Insulinwirkung und eine Erhöhung der Blutglukosewerte. In einem anderen Experiment entwickelten Mäuse unter kontinuierlicher Luftschadstoffbelastung über zehn Monate hinweg ebenso eine Insulinresistenz, eine verminderte Glukosetoleranz sowie Entzündungsreaktionen im Bauchfett. Feinstaubbelastung könnte daher über Auslösung eines entzündungsfördernden Mechanismus den Energiestoffwechsel stören und so die Entwicklung von Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes begünstigen.

Den möglichen Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastung und dem Auftreten eines Diabetes Typ 2 zeigten auch verschiedene prospektive Kohortenstudien: Eine 2010 im Ruhrgebiet durchgeführte Studie, entstanden aus einer Kooperation zweier Leibniz-Zentren, des Deutschen Diabetes Zentrums und des Instituts für Umweltforschung, fand weltweit erstmalig unabhängig von Adipositas, Rauchen und niedriger Bildung einen direkten Zusammenhang von Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Konzentrationen am Wohnort und der Zahl an Diabetes-Erkrankungen. Als weitere Studie wies die amerikanische Nurses Health Study (NHS) einen solchen Zusammenhang nach: Ihren Daten zufolge war das Diabetesrisiko für Frauen, deren Wohnort nahe an einer dicht befahrenen Straße lag, um 20 Prozent erhöht. In der Black Women's Health Study aus Los Angeles fand sich ein Zusammenhang zwischen Stickstoffoxiden und der Diabetesinzidenz.

Wie hoch der Anteil des Straßenverkehrs am Diabetesrisiko ist, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen und bedarf weiterer Studien. Professor Dr. med. Michael Roden gibt auf der Kongress-Pressekonferenz am 18. Mai 2012 im Internationalen Congresscenter Stuttgart einen näheren Einblick in die Rolle von Umweltfaktoren auf die Entstehung von Diabetes mellitus.

zuletzt bearbeitet: 18.05.2012 nach oben

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