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Geballte Kompetenz im Kampf gegen krankhaftes Übergewicht

Universitäres Adipositaszentrum des UKE bietet ganzheitliche Hilfe

Mit dem Bauch wächst das Diabetesrisiko Starkes Übergewicht ist Risikofaktor Nummer 1 für viele chronische Erkrankungen und muss behandelt werden. Dafür ist eine gut abgestimmte Behandlung durch Ärzte verschiedener Fachrichtungen erforderlich. Diese bietet das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) mit einem interdisziplinären Therapieansatz, der künftig unter dem Dach des "Universitären Adipositaszentrums" abgebildet wird. Die einzelnen Fachbereiche von Kardiologie bis Endoskopie sind spezialisiert und arbeiten eng zusammen, um so der enorm wachsenden Zahl an Patienten weiter die bestmögliche Therapie anbieten zu können.

In Deutschland leiden rund 16 Millionen Menschen an krankhaftem Übergewicht (Adipositas). Laut Nationaler Verzehrstudie ist jeder zweite erwachsene Deutsche übergewichtig (Body Mass Index [BMI] > 25 kg/m2) und jeder fünfte sogar adipös (BMI > 30 kg/m2). Damit verbunden ist ein erhöhtes Risiko für eine Vielzahl von Begleiterkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten. Soziale Ausgrenzung und geringes Selbstwertgefühl führen nicht selten zu schweren Depressionen. "Adipositas-Kranke habe nicht zuletzt aufgrund ihrer schwerwiegenden Begleiterkrankungen eine um rund 10 Jahre geringere Lebenserwartung", erklärt Priv.-Doz. Dr. Oliver Mann, chirurgischer Leiter des Universitären Adipositaszentrums des UKE.

"Sie brauchen daher vielfältige und vor allem auch verschiedene Arten von Unterstützung." Diese erfahren sie im Universitären Adipositaszentrum des UKE. Chirurgen, Endokrinologen, Ernährungsberater und Fachärzte für Psychosomatik arbeiten im interdisziplinären Team eng zusammen. Und je nach Begleiterkrankung der Adipositas-Patienten ergänzen beispielsweise Kardiologen oder Endoskopen das Team: "In allen Fachbereichen des Hauses haben wir Spezialisten, die sich mit den Besonderheiten bei der Behandlung von Adipositas-Patienten auskennen", erklärt Priv.-Doz. Dr. Jens Aberle, der endokrinologische Leiter des Zentrums. Und die sind jederzeit erreichbar, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Denn gerade bei Komplikationen sind Erfahrung und spezielles Fachwissen gefragt: So weisen adipöse Patienten beispielsweise eine viel geringere Symptomatik auf, die im Notfall sofort erkannt und behandelt werden muss.

"Vor allem Menschen mit besonders großem Übergewicht und schweren Begleiterkrankungen setzen ihre Hoffnung in die Hilfe der Chirurgie", erläutert Dr. Mann. Eine stark zunehmende Zahl an Patienten leidet unter dem sogenannten Metabolischen Syndrom - ein Erkrankungskomplex, bei welchem es gleichzeitig zu Störungen z. B. des Blutzucker- und Fettstoffwechsels kommt. Auch Bluthochdruck ist dabei eine weitere gefährliche Komponente. Rund 250 Adipositas-Operationen führt er pro Jahr durch - die meisten von ihnen sind Magen-Bypässe, bei denen der Verdauungstrakt verkürzt wird - eine der effektivsten Operationsmethoden, aber auch die technisch anspruchsvollste.

Bereits in den ersten Wochen nach der OP nehmen die Patienten rapide ab. Im ersten Jahr verlieren sie rund 30 bis 40 Prozent ihres vorherigen Körpergewichts. Und auch die Begleiterkrankungen werden geringer oder verschwinden sogar ganz: "Die meisten Patienten mit einem Diabetes können nach 6 bis 10 Monaten ihre Medikation deutlich reduzieren oder sogar beenden. Dieser Effekt hält einige Jahre an oder bleibt sogar lebenslang bestehen", so Dr. Aberle. Dies bestätigen auch aktuelle internationale Studien.

Ob eine Operation die richtige Behandlungsmethode ist, wird gemeinsam mit dem Patienten in einem interdisziplinären Adipositas-Team intensiv und individuell erarbeitet. Zu dem interdisziplinären Team gehören Fachärzte für Psychosomatik ebenso wie Ernährungswissenschaftler, Diätassistenten, Kardiologen und Pulmologen. Die UKE-Mediziner setzen auf eine umfassende Betreuung durch ein Expertenteam, um so den langfristigen Erfolg der Eingriffe sicherzustellen. Denn dafür ist es wichtig, dass die Patienten nach der Operation ihren bisherigen Lebensstil verändern.

"Wir können die Nahrungsaufnahme chirurgisch drosseln, aber für den Langzeiterfolg müssen die Patienten auch bereit und in der Lage sein, an sich und ihrem Ess- und Bewegungsverhalten zu arbeiten", sagt Prof. Dr. Dipl.-Psych. Bernd Löwe, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des UKE. Allein in seinem Team sind drei Spezialisten für Adipositas-Patienten. "Uns ist es wichtig, den Patienten auch psychologisch auf ein Leben nach der OP vorzubereiten." Eine langjährige, individuelle Nachsorge unter Berücksichtigung aller Begleiterkrankungen ist ein elementarer Bestandteil des Behandlungskonzepts des Universitären Adipositaszentrums. Denn wenn auch die Pfunde purzeln - durch das neue Gewicht sind nicht alle Probleme hinweggeschmolzen.

Bildunterschrift: Mit dem Bauch wächst das Diabetesrisiko
Bildquelle: Diabetes-Portal DiabSite

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zuletzt bearbeitet: 26.07.2012 nach oben

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Dr. phil. Axel Hirsch

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