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Vielversprechender Therapieansatz bei Lebererkrankung
Nicht-alkoholische Fettleber, Übergewicht und die Zuckererkrankung Typ-2-Diabetes
Wissenschaftler um Dr. Anita Pathil-Warth, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, haben einen neuen Wirkstoff gegen nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen entwickelt und erfolgreich im Tierversuch getestet. Die Arbeit wurde mit dem Adolf-Kußmaul-Preis der Falk Foundation ausgezeichnet und in Hepatology veröffentlicht.
Wer an einer nicht-alkoholischen Fettleber leidet, muss darauf hoffen, dass Diät und ausgewogene Ernährung seine Leber vor weiteren Schäden schützt - Medikamente gibt es nicht. Dr. Anita Pathil-Warth, Assistenzärztin an der Abteilung für Gastroenterologie an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Stremmel), und Kollegen haben eine Wirkstoffverbindung gefunden, die im Tierversuch die Leberverfettung stoppt und die daraus hervorgehende Entzündung ausheilen lässt. Die Bestandteile des Wirkstoffs kommen von Natur aus in der Leber vor und verursachten bei Mäusen keine Nebenwirkungen. Für diese wegweisende Arbeit, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Hepatology, ist die 30-jährige Medizinerin mit dem Adolf-Kußmaul-Preis der Falk Foundation e.V. ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.
Gastroenterologen schätzen, dass rund jeder fünfte Erwachsene in Deutschland an einer sogenannten nicht-alkoholischen Leberverfettung leidet. Anders als bei der alkoholischen Fettleber wird diese Erkrankung nicht durch übermäßigen Alkoholkonsum verursacht. Die Folgen sind allerdings dieselben: Bei ca. 20 Prozent der Betroffenen kann die Verfettung Entzündungen (Fettleber-Hepatitis) bis hin zu Leberzirrhose und -krebs auslösen. Die Erkrankung wird meist nur zufällig entdeckt, da sie in der Regel keine oder nur leichte Beschwerden wie Völlegefühl verursacht. Die Mehrzahl der Patienten ist stark übergewichtig und leidet an der Zuckererkrankung Diabetes Mellitus Typ 2. Aber auch Normalgewichtige können betroffen sein.
Bisher keine gezielte Behandlung möglich
Die Abläufe im Körper, die zur nicht-alkoholischen Fettleberhepatitis und -zirrhose führen, unterscheiden sich von der alkoholischen Form und sind bisher nicht abschließend erforscht. Die einzigen Gegenmaßnahmen sind aktuell eine allmähliche Gewichtsreduktion und die genaue Einstellung von Blutzucker und Fettstoffwechsel. ?Wir gehen heute davon aus, dass ein Großteil der Leberzirrhosen, deren Ursache bisher nicht geklärt werden konnte, auf nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen zurückgehen. Das ist ein relevantes Problem, für das wir dringend eine Behandlung brauchen?, erklärt Dr. Anita Pathil-Warth.
Hepatitis heilte im Tierversuch aus
Gemeinsam mit ihrem Team untersucht sie eine neue Verbindung aus Gallensäure (Ursodeoxycholsäure/UDCA) und einem sogenannten Phospholipid (Lysophosphatidylethanolamid/LPE), einem natürlichen Bestandteil der Zellhüllen im Körper. UDCA ist ein gängiges Medikament bei Erkrankungen von Leber und Galle mit wenigen Nebenwirkungen. "Eine US-amerikanische Studie von 2004 hat gezeigt, dass UDCA alleine nicht ausreichend gegen Fettlebererkrankungen wirkt. Durch die Verbindung mit dem entzündungshemmenden Phospholipid LPE konnten wir die Schutzwirkung bei Mäusen verstärken", so Pathil-Warth. Dies gelang sowohl bei Fettleber in Verbindung mit Übergewicht als auch bei Fettleber als Folge einer Stoffwechselstörung: Die Leberwerte besserten sich und die Fetteinlagerungen in den Leberzellen gingen zurück. Die Entzündungsreaktionen klangen ab, wodurch eine Hepatitis gar nicht erst auftrat bzw. ausheilte.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich die neue Verbindung hervorragend als Medikament gegen die nicht-alkoholische Fettleberhepatitis eignen könnte", so Pathil-Warth. Nun arbeitet die Gruppe an einer geeigneten Verabreichungsform, damit der Wirkstoff zukünftig - zunächst im Rahmen klinischer Studien - als Tablette eingenommen werden kann."
Weitere Informationen unter: Gastroenterologie, Infektionskrankheiten, Vergiftungen auf der Internetseite des Universitätsklinikums Heidelberg.
Quelle: Hepatology, 2012 May;55(5):1369-78. doi: 10.1002/hep.25531. Epub 2012 Mar 18.
Bildunterschrift: Dr. Anita Pathil-Warth, Assistenzärztin an der Abteilung für Gastroenterologie an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg.
Bildquelle: Universitätsklinikum Heidelberg
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