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Blähbauch, Darmträgheit, Völlegefühl - manchmal ist Diabetes der Grund

Verstopfung nach Stufenkonzept wirkungsvoll behandeln

Etwa 10 bis 15 Prozent der deutschen Erwachsenen leiden unter chronischer Verstopfung. Blähbauch, Völlegefühl und eine gestörte Stuhlentleerung sind vor allem bei Frauen häufig.

Um die sogenannte Obstipation erfolgreich zu behandeln, setzen Viszeralmediziner unter anderem auf neue Medikamente: Diese Prokinetika regen die Darmbewegung an. Anhand eines Stufenkonzepts, das ausgehend von ballaststoffreicher Ernährung in Ausnahmefällen sogar bis hin zur Operation reicht, können Verstopfungserkrankungen heute effektiv therapiert werden, betonen die Experten im Vorfeld der Fachtagung "Viszeralmedizin 2012", die vom 19. bis 22. September 2012 in Hamburg stattfindet.

Folge einer Erkrankung? Zunächst Ursachen der Verstopfung abklären

"Chronische Obstipation ist keine Befindlichkeitsstörung, an der Betroffene womöglich selbst schuld sind", erklärt Professor Dr. med. Peter Layer, Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und Direktor der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus, Hamburg. In schweren Fällen könnten die Beschwerden zu einer wesentlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen; dann ist eine eingehende Untersuchung oft die Voraussetzung für eine wirksame Behandlung. "Zu einer gründlichen Diagnostik gehört auch die Klärung, ob die Verstopfung Folge einer anderen Erkrankung ist", erklärt Layer. So kämen zum Beispiel Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenunterfunktion als Ursache in Frage. Auch eine Dauermedikation mit bestimmten Schmerzmitteln könne zu einer gestörten Darmmotorik führen.

Erste Maßnahme: Ernährung umstellen und Sport treiben

Um chronische Verstopfung zu therapieren, wenden Experten ein spezielles Stufenkonzept an. "Die Behandlung hängt davon ab, wie stark die Symptome sind, wie gut der Patient auf die Maßnahmen anspricht und ob er diese verträgt", erläutert Dr. med. Viola Andresen, zweite Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) und Ärztin an der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus, Hamburg. Bei milderen Formen helfe es oft schon, wenn der Patient mehr Ballaststoffe und Flüssigkeit zu sich nehme und mehr Sport treibe. Helfen diese Maßnahmen nicht, sieht die nächste Stufe dann den Einsatz von Abführmitteln vor. "Wenn diese gut wirken und der Patient sie verträgt, können Laxantien auch längerfristig eingesetzt werden", so Andresen, die auf einer Vorab-Pressekonferenz zum Kongress über aktuelle Therapien bei Verstopfung informiert.

Bei hartnäckiger Verstopfung: Neue Medikamente regen den Darm an

Ist dies nicht der Fall, empfiehlt der Stufenplan die Einnahme sogenannter Prokinetika. "Prokinetika vom Typ der 5-HT4-Agonisten sind eine gute, neue Therapieoption", sagt Andresen. "Diese Mittel regen die Bewegung des Magen-Darmtraktes an und helfen in der Mehrzahl der Fälle, die Beschwerden zu lindern." Als ebenfalls wirksame Kandidaten zur Behandlung der Obstipation haben sich in klinischen Studien die neuen Wirkstoffe "Linaclotid" und "Lubiproston" entpuppt, welche die Wasser- und Elektrolyt-Sekretion in den Darm anregen und so den Stuhlgang in Schwung bringen. "Allerdings sind beide Mittel in Deutschland bislang nicht zugelassen und ausschließlich "off label" einsetzbar", erklärt Expertin Andresen.

Wenn nichts hilft, bleibt die Operation

Nur bei Patienten, die einem hohen Leidensdruck ausgesetzt sind und denen keine anderen Therapien helfen, ziehen die Mediziner auch eine Operation in Betracht. "Die Entfernung von Dickdarm-Anteilen oder der Einsatz eines "Darmschrittmachers", der mit schwachen elektrischen Impulsen die Sakralnerven stimuliert, ist nur bei schwersten Formen eine Behandlungsoption", erklärt Professor Dr. med. Stefan Post, Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralmedizin (DGAV). "Diese Eingriffe sollten auch ausschließlich durch erfahrene Experten und im interdisziplinären Konsens zwischen Gastroenterologen und Viszeralchirurgen sowie, unabdingbar, nach umfassender Funktionsdiagnostik erfolgen."

"Aufgrund ihrer Häufigkeit kommt der Problematik der chronischen Obstipation im Bereich der Viszeralmedizin eine bedeutende Rolle zu", erklärt Professor Peter Layer. Auf der "Viszeralmedizin 2012" haben die Kongresspräsidenten dem Thema deshalb eine eigene Sitzung gewidmet: Im Rahmen des Programmpunkts "Vom Müsli bis zum Skalpell: Was hilft bei chronischer Verstopfung?" wird einer der weltweit führenden Experten für gastrointestinale Funktionsstörungen, Professor Dr.  Michael Camilleri aus der Mayo Clinic in Rochester/USA, über neue medikamentöse Entwicklungen in der Obstipations-Therapie berichten.

Das ausführliche Kongressprogramm finden Sie hier: http://www.viszeralmedizin.com

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 04.09.2012 nach oben

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