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Vorschläge für eine bessere IQWiG-Nutzenbewertung von Medikamenten

Gemeinsame Stellungnahme von fünf großen wissenschaftlichen Fachgesellschaften

Fünf große medizinische Fachgesellschaften haben in einer gemeinsamen Stellungnahme Verbesserungsvorschläge für den Prozess der Nutzenbewertung von Medikamenten nach dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) erarbeitet. Damit wenden sie sich an das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sowie den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), die diese Nutzenbewertung durchführen.

Die Fachgesellschaften wollen mit ihren Vorschlägen unnötige Streitigkeiten und Fehleinschätzungen vermeiden helfen. "Zugleich soll ein transparenter gestaltetes Verfahren die politische Akzeptanz der Ergebnisse bei Gesetzgebern, Kostenträgern, Leistungserbringern und insbesondere bei Patienten und Angehörigen erhöhen", heißt es in der Stellungnahme.

Die Stellungnahme haben die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) und die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) verfasst. Die Vorschläge konzentrieren sich auf fünf methodische Aspekte, die aus Sicht der Fachgesellschaften bei der Nutzenbewertung problematisch sind.

Für die Nutzenbewertung eines Medikamentes nach AMNOG definiert der G-BA eine zweckmäßige Vergleichstherapie. Diese Vergleichssubstanz, so der erste Kritikpunkt der Fachgesellschaften, sei oft unpassend gewählt und widerspreche dem aktuellen Stand medizinischen Wissens. Daher sollte die Festlegung der Vergleichssubstanz "unter Einbeziehung der Fachgesellschaften und unter Beachtung gültiger Behandlungsleitlinien erfolgen", schlagen die Wissenschaftsorganisationen vor.

Ähnliches gilt für die Fragestellung, die das IQWiG in den Mittelpunkt seiner Analysen stellt. Diese sei mitunter von vornherein so formuliert, dass kein plausibles Ergebnis herauskommen kann. Zudem bleibe bei den Bewertungen häufig unklar, was seitens des IQWiG als Zusatznutzen eines Präparats angesehen und definiert ist. Unter Umständen müsste von allgemeinen Regeln abgewichen werden, um einem Krankheitsbild gerecht zu werden, betonen die Fachgesellschaften.

Ein weiterer Kritikpunkt der Fachgesellschaften bezieht sich auf die Auswahl der Gutachter durch das IQWiG. Diese Auswahl sei häufig intransparent und widerspreche damit guter wissenschaftlicher Praxis, bemängeln die Organisationen. Zudem werde oft nicht klar, inwieweit die Gutachten Eingang in die IQWiG-Bewertung finden. Den Gutachtern solle widergespiegelt werden, wie mit ihrer Beurteilung umgegangen wird.

Nicht selten widersprechen IQWiG-Entscheidungen heute geltenden Leitlinien-Empfehlungen. Hier setzt ein weiterer Vorschlag der Fachgesellschaften an: Weichen IQWiG-Einschätzungen vom aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand ab, müsste dies begründet werden. Nur so sei die Arbeit des IQWiG für praktizierende Ärzte, Patienten und Angehörige nachvollziehbar.

In ihrer Stellungnahme betonen die Fachgesellschaften ihre Bereitschaft, das IQWiG jederzeit bei seiner Arbeit mit wissenschaftlicher Expertise zu unterstützen. "Wir bieten an, eine Kommission mit Mitgliedern zu gründen, die die Prozesse, Gespräche, Fragen, Klärungen und Diskussionen mit dem IQWiG frühzeitig und konstruktiv gestalten. Dies würde viele Probleme, Zeit, Diskussionen und aus unserer Sicht beklagenswerte und zum Teil nicht akzeptable Fehlentwicklungen vermeiden", stellen die Wissenschaftsorganisationen fest.

Die Stellungnahme im vollständigen Wortlaut können Sie nachlesen unter: Gemeinsame Stellungnahme

zuletzt bearbeitet: 23.05.2013 nach oben

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