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DZD präsentierte Forschung am Diabetes Kongress

Innovativ, individuell und praxisnah

Von welchen neuen Formen der Prävention und Therapie des Diabetes könnten Patienten in Zukunft profitieren? Welche Rolle spielen dabei individuelle, maßgeschneiderte Ansätze? Und wie gelangt man von der Projektitis zu nachhaltigen Konzepten? Diese Fragen standen vom 13. bis 16. Mai 2015 im Mittelpunkt des Diabetes Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Berlin. Unter dem Motto "Personalisierte Diabetologie: innovativ-individuell-nachhaltig" wurden die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen diskutiert. Über 60 Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) präsentierten aktuelle Forschungsergebnisse in Vorträgen und auf Postern.

Fünf Jahre nach der Gründung und exzellenten Evaluierung des DZD stellte der nationale Forschungsverbund den rund 6.000 Kollegen, Ärzten und medizinischen Fachkräften die Fortschritte und Ergebnisse des Forschungskonzepts vor.

Individuelles Präventionskonzept

Kongresspräsident und DZD-Wissenschaftler Prof. Dr. med. Norbert Stefan stellte in der Eröffnungsveranstaltung und anschließenden Pressekonferenz die Prädiabetes Lebensstil Interventionsstudie (PLIS) des DZD vor. "Kein Patient ist wie der andere. Daher spricht nicht jeder gleich effektiv auf eine Lebensstiländerung an", erklärt Stefan. Bislang wurde eine moderate Umstellung des Lebensstils mit kalorienärmerer Ernährung und Bewegungssteigerung zur Vorbeugung des Diabetes empfohlen. In der PLIS-Studie werden hingegen individuelle Faktoren berücksichtigt: Wird noch ausreichend Insulin vom Körper produziert? Wie gut wirkt es? Liegt eine Fettleber vor? Patienten mit Hoch-Risiko-Prädiabetes wird dann eine intensivierte Lebensstiländerung empfohlen. Sie sollen beispielsweise 6 Stunden pro Woche körperlich aktiv sein.

Vom Labor zur Anwendung am Menschen

Die translationale Diabetesforschung sowohl beim Typ-1- als auch beim Typ-2-Diabetes stand im Mittelpunkt des DZD-Symposiums, das im Rahmen des Kongresses veranstaltet wurde. Hier wurde genauer beleuchtet, wie sich Ergebnisse aus der Grundlagenforschung auf die Anwendung am Menschen übertragen lassen. "Präklinische Modelle bilden eine wichtige Grundlage für neue Erkenntnisse in der Diabetesforschung. Durch die enge Zusammenarbeit mit der klinischen Forschung im DZD können die Ergebnisse schneller am Menschen überprüft und für die Praxis genutzt werden", erläutert Prof. Martin Hrabé de Angelis, DZD-Vorstand sowie Direktor des Instituts für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München. So wurden bereits mehr als 150 Gene identifiziert, deren Varianten eine Rolle bei der Entstehung von Übergewicht und Diabetes spielen könnten.

Ausgezeichnete Forschungsleistungen

DZD-Wissenschaftler wurden mit den renommierten DDG-Forschungspreisen ausgezeichnet: Prof. Dr. med. Andreas Birkenfeld vom Paul-Langerhans-Institut Dresden (PLID) des Helmholtz-Zentrums München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, erhielt für seine Forschungsleistung zur metabolischen Regulation den Ferdinand-Bertram-Preis. Prof. Dr. med. Andreas Fritsche, Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, wurde mit dem Werner-Creutzfeldt-Preis geehrt. Seinem Tübinger Kollegen Dr. Martin Heni wurde der Silvia-King-Preis der DDG verliehen. Dr. Angela Hommel, PLID, erhielt die Hellmut-Mehnert-Projektförderung. Die Menarini-Projektförderung ging an PD Dr. Sebastian Schmid aus Lübeck. Dr. Melina Claussnitzer von der TU München (zur Zeit als Postdoc in Boston) bekam einen Förderpreis der DDG und DZD-Projektpartner Prof. Reinhard Holl von der Universität Ulm freute sich über die Hans-Christian-Hagedorn-Projektförderung.

Nachhaltigkeit gefordert

In der Podiumsdiskussion zu innovativen Therapien und Prävention gingen Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Gesetzlicher Krankenversicherung und Industrie der gesundheitspolitischen Dimension der Diabetologie auf den Grund. Prof. Hans-Ulrich Häring, DZD-Vorstand und Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik IV der Universität Tübingen, erläuterte dabei den Handlungsbedarf aus Sicht der Diabetes-Forschung: "Nach Abschluss der DZD-Studien ist eine Übertragung der Ergebnisse in die Fläche wichtig." Diese sieht er durch die Verdrängung der Diabetologie aus den Universitätsklinika gefährdet. Die Politik wurde aufgerufen, sich für Rahmenbedingungen einzusetzen, die einen langfristigen Erfolg der Forschungsarbeit sichern. Da für die Nachhaltigkeit auch die Nachwuchsförderung wichtig ist, betreuten Mentoren talentierte Nachwuchswissenschaftler während des Kongresses. Dieses neue Programm wurde auch vom DZD unterstützt.

Weitere Gelegenheit zum Austausch bot der Stand des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung im Diabetes Forum. Mit vertreten war der Diabetesinformationsdienst München. Der Stand war sowohl für Wissenschaftler als auch für Ärzte und Fachkräfte eine gern genutzte Anlaufstelle.

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. ist eines von sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz-Zentrums München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner.

zuletzt bearbeitet: 20.05.2015 nach oben

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