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Adipositas und Diabetes - ein "verhängnisvolles Gespann"?

Abstract zum Vortrag von Professor Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger, Vorsitzende der DGIM, Ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin in den Fünf Höfen, München, im Rahmen der Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) am 9. Februar 2017 in Berlin.

Wie Arzt und Patient gemeinsam beides in den Griff bekommen können

Professor Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger Adipositas ist eines der fünf wesentlichen Gesundheitsrisiken in der modernen Gesellschaft, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Adipositas als chronische Erkrankung deklariert. Die gesundheitspolitische Bedeutung der Adipositas, das heißt des schweren Übergewichts, begründet sich ganz wesentlich in ihrer hohen und stetig steigenden Häufigkeit sowie dem erheblichen Risiko für Begleit- und Folgeerkrankungen (vor allem Typ-2-Diabetes mellitus, Hyperurikämie/Gicht, Fettleber, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erhöhtes Krebsrisiko und so weiter).

Gerade auch in Deutschland ist die Prävalenz der Adipositas in den vergangenen Jahren stetig angestiegen (nach den Ergebnissen der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland, DEGS, des Robert-Koch-Instituts sind mindestens 23,3 Prozent der Männer und 23,9 Prozent der Frauen in Deutschland adipös, wobei vor allem die ausgeprägte Adipositas mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 35 kg/m2 besonders stark angestiegen ist.

Der Zusammenhang zwischen dem deutlich erhöhten Körpergewicht/Adipositas und einem gesteigerten Risiko für die Manifestation eines Typ-2-Diabetes mellitus ist ebenso gut belegt wie die Tatsache, dass durch eine Gewichtsreduktion die Manifestation des Typ-2-Diabetes mellitus verzögert werden kann beziehungsweise ein bereits bestehender Typ-2-Diabetes mellitus wieder stabilisiert und zurückgeführt werden kann in eine Vorstufe der Erkrankung beziehungsweise einen gesunden Zustand. Von großer Bedeutung ist eine eingehende Schulung und Beratung der Betroffenen, um durch eine optimierte Lebensführung im Hinblick auf gesunde kalorien- und mengenbegrenzte Ernährung einerseits und regelmäßige körperliche Aktivität andererseits die Gewichtsabnahme im Alltag umsetzen zu können. Die lebensstilmodifizierenden Maßnahmen zählen zur Basistherapie von Adipositas und Typ-2-Diabetes und sollten über die optimierte Ernährung und Bewegung hinaus auch Strategien zur Stressbewältigung und möglichst eine psychologische Begleitung einschließen.

Wenn diese Basismaßnahmen nicht ausreichend erfolgreich sind, muss stufenweise steigernd eine medikamentöse Therapie zur Stabilisierung des Stoffwechselbefundes verabreicht werden, insbesondere bei manifestiertem Typ-2-Diabetes. Es sollten moderne Behandlungsprinzipien genutzt werden, die gleichzeitig die Gewichtsreduktion deutlich unterstützen (GLP-1-Agonisten, SGLT2-Inhibitoren).

Adipositas und Diabetes sind ein verhängnisvolles Gespann, das insbesondere bei erblich dafür prädisponierten adipösen Menschen bereits in jungen Jahren behandlungsbedürftig werden kann. Darüber hinaus ist diese Konstellation besonders schwierig und macht eine kontinuierliche, "lebenslange" Begleitung, Beratung und Schulung dieser Menschen notwendig.

Da nach einer möglicherweise erfolgreichen "Lifestyle-Intervention" mit Gewichtsreduktion und Stabilisierung der Stoffwechselbefunde jeder erneute Gewichtsanstieg wiederum in die Erkrankung mit Diabetes und den begleitenden Risikokonstellationen - vor allem kardiovaskulären Erkrankungen - zurückführt.

Somit haben wir es mit einem "Dauerproblem" zu tun, das von Arzt und Patient langfristig nur dann in den Griff zu bekommen ist, wenn eine kontinuierliche, idealerweise psychologisch unterstützte Betreuung der adipösen Menschen erfolgt - auch nach einer erfolgreichen Gewichtsreduktion und möglichst auch unter Einbeziehung der Familie und in Anbetracht der gesamten Lebenssituation.

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Bildunterschrift: Professor Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger
Bildquelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)

zuletzt bearbeitet: 13.02.2017 nach oben

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