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Eversense

Praxiserfahrungen mit dem ersten Langzeit-CGM System für bis zu 90 Tage

Dr. med. Hansjörg Mühlen Das Eversense® CGM System für ein kontinuierliches Glukose-Monitoring (CGM) ist das erste CGM-System mit einem Sensor, der unter die Haut eingesetzt wird, dort die Gewebeglukose über ein optisches Verfahren misst und "Rohdaten" an den Smart Transmitter sendet. Der Smart Transmitter berechnet anhand der empfangenen Daten die aktuelle Glukosekonzentration und überträgt diese dann an ein Smartphone.

Das System hat folgende Vorteile: Als erstes Langzeit-CGM System wird es bis zu 90 Tage unter die Haut gesetzt, sodass kein wöchentlicher Sensorwechsel notwendig ist. Zudem kann er nicht abgerissen werden, z. B. bei Kontaktsportarten (Handball und auch Fußball können ruhig dazu gezählt werden). Der Smart Transmitter kann jederzeit abgenommen und wieder angelegt werden. Bedienfehler durch den Anwender, was bei den bisherigen Systemen meist den Verlust des Sensors bedeutet, sind daher nahezu ausgeschlossen. Das ganze System ist minimalistisch, da außer dem Sensor und dem Smart Transmitter keine weiteren Geräte gebraucht werden. Dies spart dem Patienten viel Mühe und den Kassen viele Kosten.

Die Laufzeit des Sensors beträgt derzeit bis zu 90 Tage. Anfangs hatte ich Bedenken bzgl. der Notwendigkeit eines viermaligen Sensorwechsels pro Jahr mit dem damit verbundenen Infektionsrisiko, möglicher Probleme mit Allergien und der Bioverträglichkeit und dem kosmetischen Ergebnis, da das Einsetzen am Oberarm im sichtbaren Bereich vorgesehen ist. Die Frage war, ob diese Risiken das Ergebnis rechtfertigen würden.

Jeder angesprochene Patient war sofort bereit, an der Pilotphase teilzunehmen. Selbst bei jungen Frauen war das Einsetzen und die damit verbundene Narbe von ca. 3 mm kein Problem. Sehr positiv wurde aufgenommen, dass der Empfänger der Daten das eigene Smartphone ist. Da das System noch nicht mit allen Betriebssystemen kompatibel ist, wurde in einem Fall extra für Eversense ein neues Smartphone angeschafft.

Das Einsetzen des Sensors war völlig problemlos und dauerte nur wenige Minuten, wobei chirurgisches Geschick von Vorteil ist. Während der gesamten Zeit kam es zu keiner Infektion oder Wundheilungsstörung. In einem Fall kam es zum Ausfall des Sensors, der ersetzt wurde. Der Smart Transmitter wurde insgesamt als etwas zu groß und klobig empfunden, was aber mit der nächsten Generation, die jetzt auf den Markt kommt, verbessert wurde. Häufiger kam es Verbindungsproblemen zwischen Transmitter und Smartphone, was in der Regel vom Patienten selbst oder mit Hilfe der Hotline behoben werden konnte. Dieses Problem ist sicher dadurch bedingt, dass der Bluetooth-Standard viele Variationen enthält.

Der Zeitaufwand für die Schulung bzgl. der Interpretation der Daten ist für alle CGM-Systeme gleich. Das Auslesen der Daten aus dem Transmitter über die neue Software Accu Chek® Smart Pix Software 3.0 mit der anschließenden automatisierten Datenauswertung und Visualisierung bringt jedoch dem Patienten viele Probleme seiner Stoffwechseleinstellung schneller näher als bei anderen Systemen.

Die technische Einweisung war deutlich einfacher und schneller, da es praktisch keine Fehlerquelle beim Patienten gibt. Die App war einfach und intuitiv.

Alle Patienten wollten nach Ende der Pilotphase einen Folgesensor, wobei sich nahezu alle Patienten in der Rate der Unterzuckerungen und der Stoffwechseleinstellung verbessert haben. Nach Abgabe des Sensors haben sich die Patienten unsicher im Diabetesmanagement gefühlt. Abschließend muss ich zugeben, dass die anfänglichen Bedenken - insbesondere dem Einsetzen des Sensors gegenüber - sich in keinster Weise bestätigt haben. Das Einsetzen und das Entfernen waren erheblich schneller und einfacher und mit weniger Problemen behaftet als angenommen. Alle Patienten haben vom System profitiert und die Stoffwechseleinstellung hat sich verbessert.

Bildunterschrift: Dr. med. Hansjörg Mühlen
Bildquelle: Roche Diabetes Care Deutschland GmbH

zuletzt bearbeitet: 27.05.2017 nach oben

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