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Erhöht Metformin in der Schwangerschaft das spätere Gewicht der Kinder?

Beim polyzystischen Ovarialsyndrom ja!

Aktuelle Studien vorgestellt und kommentiert von Prof. Helmut Schatz

In zwei randomisiert doppelblinden plazebokontrollierten Studien in Norwegen fanden sich bei Patientinnen mit dem Syndrom der polyzystischen Ovarien (PCOS), die während der Schwangerschaft Metformin bekommen hatten, im Vergleich zur Plazebogruppe signifikant mehr übergewichtige Kinder im Alter von vier Jahren.

Die 1. Studie untersuchte 40 schwangere Frauen mit PCOS unter täglich 1700 mg Metformin vs. Plazebo, die 2. Studie 257 Frauen mit PCOS und 274 Schwangerschaften unter täglich 2000 mg Metformin vs. Plazebo. Von den insgesamt 292 Kindern und deren Müttern der zwei Studien nahmen 182 an den longitudinalen Untersuchungen nach der Entbindung teil.

Für 154 Kinder lagen 4 Jahre nach der Geburt komplette Daten vor. Die Basisdaten der Verum- und Plazebogruppe bei der Geburt waren nicht unterschiedlich, hingegen wurden zwischen 6 Monaten und 4 Jahren Unterschiede sichtbar: Kinder der Metformingruppe wurden signifikant schwerer (p=0.015). Nach 4 Jahren wiesen sie einen signifikant höheren Z-Score für das Gewicht und den Body-Mass-Index (BMI) auf als die Kinder der Plazebo-Gruppe. Bei den 4-Jährigen fand man bei Metformin-Exposition während der Schwangerschaft 26 (=32 %) und unter Plazebo 14 (=18 %) übergewichtige bis adipöse Kinder (odds ratio, 2.7; p=0.038). Auf die Körpergröße zeigte Metformin keinen Einfluss.

Kommentar

Von Metformin weiß man, dass es über die Plazentaschranke hinweg in den Fetus gelangt. Wenn auch die bisher vorliegenden Resultate nicht einheitlich sind, so wird dennoch zumeist angenommen, dass Metformin einen günstigen oder zumindest keinen negativen Einfluss auf den Stoffwechsel des Embryos hat. Nun wird Metformin nicht nur in der Schwangerschaft bei PCOS-Patientinnen gegeben, sondern mit steigender Frequenz auch bei Gestationsdiabetes, bei Typ-2-Diabetes und bei Übergewicht bzw. Adipositas. Insofern sind die norwegischen Ergebnisse von hohem Interesse.

Die Autoren betonen, dass ihre Daten aus der größten longitudinalen follow-up - Studie über einen Einfluss von Metformin in utero stammen. Sie schränken ein, dass man daraus nur Aussagen über Metformin bei Embryonen von PCOS-Patientinnen treffen könne und nicht generell über Metformin in der Schwangerschaft. Als Ursache des beobachteten Effekts diskutieren sie, dass Metformin Änderungen des mütterlichen Stoffwechsels und als Folge das intrauterine Milieu beeinflussen könnte. Möglicherweise hemmt es auch die mitochondriale Atmungskette.

Helmut Schatz

Literatur

zuletzt bearbeitet: 11.03.2018 nach oben

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