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DiaDigital - das App-Siegel der Diabetesverbände

Abstract zum Vortrag von Dr.  med. Matthias Kaltheuner, Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes Gesellschaft und niedergelassener Diabetologe in Leverkusen, im Rahmen der Pressekonferenz zur 53. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am 10. Mai 2018 in Berlin.

Was bieten moderne Apps Menschen mit Diabetes?

Sichtweisen von Arzt und Patient

Dr. med. Matthias Kaltheuner Die Digitalisierung schreitet voran, unsere Kompetenz aber nicht automatisch mit. Smartphone-Apps sind in der Diabetologie schon recht verbreitet. Diabetes ist eine sehr Daten-intensive Erkrankung; insofern bietet sich die elektronische Datenverarbeitung als Hilfsmittel an. Smartphones sind die persönlichsten Computer geworden.

Nur wenige Anbieter haben eine hohe Anwenderzahl erreicht, die Geschäftsmodelle sind noch schwierig. Die meisten Apps werden nüchtern betrachtet wahrscheinlich wieder verschwinden.

Seit drei Jahren kommen betroffene Patienten und Behandler (Diabetesberaterinnen, Diabetesassistentinnen und Ärzte) zusammen, um ihre Kompetenz zu Smartphone-Apps zu erhöhen und die Erkenntnisse auch zu publizieren.

Eine Erkenntnis ist, dass der Nutzen die Nutzung bestimmt. Ohne Nutzen keine dauerhafte Nutzung!

Eine weitere Erkenntnis ist die, dass der Nutzen einer Diabetes-App wahrscheinlich nur durch Betroffene und Behandler beurteilt werden kann. Kann ein Nicht-Bahnfahrer die Bahn-App beurteilen? Kann ein Mensch mit Flugangst die Lufthansa-App wirklich beurteilen?

Angelehnt an einen europäischen Kriterienkatalog haben wir ein Bewerbungsverfahren entwickelt. Dieses beruht auf einem begleiteten Selbstauskunftsverfahren. Es erfolgt eine Bewerbung mit Selbstauskünften durch den Vertreiber der App, dann eine technische Prüfung durch das Zentrum für Telematik und Telemedizin (ZTG) in Bochum. Betroffene und Anwender benutzen die App und beurteilen sie nach Kriterien. Dabei wird auch nach Fehlfunktionen und Verbesserungsmöglichkeiten gesucht.

Ein wichtiger Punkt im Kriterienkatalog für die Beurteilung einer App ist auch die Barrierefreiheit: Das bedeutet, dass die App nach den Standardvorgaben der Betriebssysteme programmiert ist und dadurch auch von Menschen mit Einschränkungen wie Blindheit, Hörbehinderung oder aber von querschnittsgelähmten Menschen (durch Sprachausgabe wie VoiceOver/TalkBack oder Spracheingabe wie Alexa, Siri, Cortana, Ok Google) genutzt werden können. Nur wenn dies von vornherein gemacht wird, entstehen keine zusätzlichen Kosten.

Wir haben zunächst geglaubt, dass rein formale Kriterien ausreichen, haben aber festgestellt, dass diese die Subjektivität in der Anwendung nicht ausreichend abbilden.

Das Siegel der Diabetesverbände wird bei nicht negativer Bewertung vergeben, es wird eine kurze Beschreibung aus unserer Sicht veröffentlicht.

Wir sind sehr froh über diese Entwicklung. Was wir wirklich erreicht haben, ist unsere Kompetenz zu steigern. Geschafft haben wir zudem, interessierte Personen - sowohl Patienten als auch Behandler - zusammenzubringen und einige Apps strukturiert zu bewerten.

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Bildunterschrift: Dr. med. Matthias Kaltheuner
Bildquelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft

zuletzt bearbeitet: 01.06.2018 nach oben

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