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Vitamin D bei postmenopausalen Frauen für die Muskelkraft nachteilig

Schützt das Vitamin vor Diabetes, Krebs und weiteren Erkrankungen?

Aktuelle Studien vorgestellt und kommentiert von Prof. Helmut Schatz

Prof. Helmut Schatz Die Frage, ob gesunde Menschen Nahrungssupplemente mit Vitamin D einnehmen sollten, sorgt immer wieder für rege Diskussionen unter Experten. Bis vor einiger Zeit wurde vermutet, Vitamin D könne ein echtes "Wundermittel" sein, dass vor Knochenbrüchen Krebs, Diabetes und vielen weiteren Erkrankungen schützt. Aktuellere Studien legen nahe, dass Vitamin D außerhalb des Skelettsystems keinen Effekt hat oder sogar nachteilig sein kann, wie eine aktuelle Untersuchung an gesunden Frauen nach dem Wechsel andeutet.

Auf dem Jahrestreffen 2018 der Amerikanischen Gesellschaft für Knochen- und Mineralstoff-Forschung (ASBMR) in Montreal berichteten Lise Sophie Bislev et al. aus Aarhus, Dänemark[1] über eine Plazebo-kontrollierte Studie an 81 gesunden postmenopausalen Frauen mit Vitamin D - Spiegeln <50 nmol/l / <20 mg/dl und sekundärem Hyperparathyreoidismus (PTH >6.9 pmol/l / 65 pg/ml). Täglich 2800 IE Vitamin D3 über drei Monate im Winter verschlechterten signifikant die Muskelkraft ebenso wie die körperliche Aktivität.

Ergebnisse im Detail: Vitamin D vs. Plazebo: Maximale Handgriff-Stärke: -9 % (-15 % bis -3 %, p<0.01), Kniebeugung: -13 (-24 bis -2 %, p=0.02) und Time Up to Go Test (TUG): 4.4 % (0.1 % bis 8.6 %, p<0.05). Die Verschlechterung der körperlichen Aktivität wurde nach einer Skala über einen Fragebogen erfasst. Die posturale Stabilität und die Ergebnisse des Repeated Chair Stand Test (RCT) wurden durch Vitamin D3 nicht hingegen nicht verändert, ebenso nicht die fettfreie Körpermasse.

Die Erstautorin interpretierte ihre Resultate in dem Sinne, dass man bei Vitamin D -Spiegeln <50 nmol/l / <20 ng/dl (einer "suboptimalen Vitamin D - Konzentration" nach dem Robert-Koch-Institut bzw. einer "insufficiency" gemäß dem Institute of Medicine, IOM) "nicht so hohe Vitamin D -Dosen wie 2800 IE täglich" geben solle. Sie wies darauf hin, dass eine sehr hoch dosierte, intermittierende Vitamin D - Gabe ein bekannter Risikofaktor für Stürze sei. Im DGE-Blog wurde am 16. Januar 2016 über eine derartige Untersuchung berichtet.[2] Die jetzige Arbeit sei wohl die erste, die einen nachteiligen Effekt auch täglicher Vitamin D -Zufuhr in einer höheren, wenn auch nicht sehr hohen Dosis aufzeigte.

Kommentar

Wenn es sich auch um die nur kleine Zahl von 81 gesunden postmenopausalen Frauen gehandelt hat und Vitamin D nur 3 Monate über den Winter gegeben wurde, so fügt sich diese Arbeit in das Bild ein, welches sich zunehmend aus den randomisiert-kontrollierten Studien mit Vitamin D ergibt. Man wird die beiden großen Outcomes-Untersuchungen VITAL in den USA und die D-Health Study in Australien abwarten müssen, um die Fragen beantworten zu können, ob bzw. welche Bedeutung dem Vitamin D bei den sehr zahlreichen Krankheitsbildern zukommt, für die heute von vielen nach wie vor ein positiver Effekt postuliert, erwartet oder erhofft wird.

Helmut Schatz

Literatur

  1. Lise Sofie Bislev et a.: Three months of vitamin D3, 2800 IU/d has an unfavourable effect on muscle strength and physical performance in vitamin D insufficient, hyperparathyroid women - a randomized placebo controlled trial. 2018 Annual Meeting of the American Society of Bone and Mineral Research, Montreal, Abstract FRI-1118

  2. Helmut Schatz: Hochdosiertes Vitamin D verbessert nicht die neuromuskuläre Funktion und führt zu mehr Stürzen. DGE-Blog vom 16. Januar 2016

Bildunterschrift: Prof. Helmut Schatz
Bildquelle: privat

zuletzt bearbeitet: 20.10.2018 nach oben

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