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Diabetes Typ 2 und Übergewicht

Wird eine Kombination aus körpereigenen Eiweißmolekülen bald eine neue Therapieoption?

Dualer GIP/GLP-1-Rezeptoragonist zur Therapie von Diabetes Typ-2 und Übergewicht

Während des Europäischen Diabeteskongresses in Berlin 2018 wurden die Phase-2-Resultate mit dem dualen GIP/GLP-1-Agonisten ("Twincretin") bei Typ-2-Diabetespatienten vorgestellt und gleichzeitig im Lancet publiziert.[1] Das Lilly-Präparat LY 3298176 wurde gegenüber Plazebo und auch gegenüber einer selektiven Stimulation des GLP-1-Rezeptors mit Dulaglutid bei 316 unbefriedigend eingestellten Typ-2-Diabetespatienten geprüft. Nach 26 Wochen zeigte der duale GIP/GLP-1-Agonist signifikant stärkere Reduktionen von Blutglukose und Körpergewicht als mit Dulaglutid oder Plazebo. Die mittlere Abnahme des HbA1c betrug unter dem Twincretin bis zu 2.4 % und die des Gewichts bis zu 11.3 kg. Der duale Agonist wurde in 4 Dosen mit einer s. c. Injektion 1x wöchentlich getestet: 1, 5, 10 und 15 mg. Dulaglutid wurde 1x wöchentlich in einer Dosis von 1.5 mg s. c. gegeben.

Das Verträglichkeits- und Sicherheitsprofil wurde von den Autoren insgesamt als "akzeptabel" eingestuft: Es wurden die bei GLP-1-Agonisten bekannten Nebenwirkungen wie Nausea, Erbrechen und Diarrhoen gesehen. Sie waren dosisabhängig und reichten unter dem Verum-Präparat von 23 % mit 1 mg bis zu 66 % mit 15 mg, verglichen mit 42 % unter Dulaglutid und 9.8 % unter Plazebo. Dementsprechend war die Abbrecherquote unter der 15 mg-Dosis am höchsten. Schwere Hypoglykämien wurden nicht beobachtet, die Effekte auf Herzfrequenz und Blutdruck waren mit denen unter Dulaglutid vergleichbar.

Kommentar

Während des Deutschen Diabetes-Kongresses im Mai 2018 in München wurde das neue Prinzip von Kombinationstherapien ausführlich in einer eigenen Sitzung vorgestellt. Unter den im DGE-Blogbeitrag von 16. Mai 2018[2] angeführten Kombinationen wurde auch über GLP-1 /GIP -Co-Agonisten berichtet. Die bis dahin vorliegenden Ergebnisse mit dem Lilly-Präparat LY 3298176 (siehe oben) wiesen darauf hin, dass solche Kombinationen sowohl im Hinblick auf die Glukosekontrolle als auch auf das Übergewicht mit Vorteilen eingesetzt werden könnten, wenn die Verträglichkeit und die Sicherheitskontrollen auch über längere Zeiträume günstig ausfallen sollten. Die Ergebnisse sind oben dargestellt. Wichtig sei, wie in der Diskussion betont wurde, dass der duale Agonist langsam auftitriert wird. Novo Nordisk hat auch einen GIP / GLP-1 Agonisten - zur täglichen s. c. Injektion - in Entwicklung. Sanofi (SAR 438335) und 4 weitere Firmen forschen ebenfalls auf diesem Gebiet, zum Teil noch präklinisch. Auch Tri-Agonisten aus GLP-1, GIP und Glukagon werden geprüft, welche nach bisher vorliegenden Ergebnissen sowohl das Gewicht als auch den Glukosespiegel sehr gut reduzieren.

Diese Kombinationstherapien könnten eine neue Phase der Antidiabetika einläuten, wenn der Patentschutz für einige der GLP-1-Rezeptoragonisten auslaufen wird.

Helmut Schatz

Literatur

  1. J.P. Frias et al.: Efficacy and safety of LY 3298176, a novel dual GIP and GLP-1 receeptor agonist, in patients with type 2 diabetes: a randomized, placebo-controlled and active comparator-controlled phase 2 trial. Lancet 2018. 391:2607-2615.

  2. Helmut Schatz: Neue Strategien zur Gewichtsreduktion und Stoffwechselverbesserung bei Typ-2-Diabetes durch Kombinationstherapien. DGE-Blogbeitrag vom 16. Mai 2018

zuletzt bearbeitet: 01.11.2018 nach oben

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