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Insulin-Preise in den USA

Versorgung ärmerer Diabetes-Patienten in Gefahr

Insulin-Preise in den USA: Für viele Diabetiker sind sie nicht mehr erschwinglich. In der amerikanischen Presse und auch bei uns liest man immer wieder über die in den USA um ein Vielfaches höheren Preise für Insulin als bei uns. Typ-1-Diabetespatienten aus ärmeren Schichten können sich die Monatspreise von bis zu 500 US$ oft nicht mehr leisten. Ein Fläschchen Glargin-Insulin habe 2001 noch 35 US$ gekostet, 2019 liegt der Preis für das gleiche Fläschchen bei 275 US$. Man liest, dass viele Menschen schon aus Insulinmangel gestorben sind. Die Washington Post titelte am 13. Januar 2019: "Leben, Tod und Insulin". Ein Artikel in der ZEIT ONLINE über das US-Gesundheitssystem vom 4. August 2019 trug die Überschrift: "Der Überlebenswille ist eingepreist". Er begann mit den Sätzen: "Die Pharmabranche ist kaum reguliert, die Patienten haben kaum eine Wahl: Wer in den USA Medikamente braucht, verzweifelt oft an den Rechnungen".

Im Unterschied zur Situation bei der Insulinversorgung für die Diabetespatienten Typ 1 boome in den USA das Geschäft mit der Diagnose "Prädiabetes". Im "Deutschlandfunk" wurde berichtet, dass viele amerikanische Ärzte schon vor der Diagnose "Diabetes" Diabetesmedikamente verschreiben, auch wenn die Präparate dafür nicht zugelassen sind. Charles Piller wird zitiert: "Die Amerikanische Diabetes-Gesellschaft wird massiv von Firmen unterstützt, die mit ihren Medikamenten und Geräten vom Riesen-Markt der Prädiabetes-Patienten profitieren. Mit der Diagnose Prädiabetes werden Milliarden verdient". Man schätzt, dass im Jahr 2012 die Behandlung des Prädiabetes dem Amerikanischen Gesundheitssystem 44 Milliarden US$ gekostet habe, bei steigender Tendenz. Nach den immer tiefer angesetzten Grenzwerten des Langzeitzucker-Wertes HbA1c etwa auf 5.7 % hätte heute jeder dritte Amerikaner einen Prädiabetes. Allerdings passt dieser Trend zu der stetig steigenden Zahl von Übergewichtigen und Adipösen.

In Deutschland ist die Situation insofern anders, als eine medikamentöse Behandlung vor der Diagnose Diabetes, also im Stadium des Prädiabetes nicht zur Debatte steht. Es laufen stattdessen Studien wie die sich zur Zeit in Auswertung befindliche Lebensstil-Interventionsstudie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung, an der auch Andreas Fritzsche, Tübingen teilgenommen hat. Das unterschiedliche Ansprechen auf diese Maßnahmen wird dabei evaluiert, um die Charakteristika von Personen mit hohem Risiko herauszufinden.

Nach Abfassung des obigen Blogbeitrags Ende 2019 erscheint ein Bericht in News > Reuters Health Information, 3. Januar 2020, mit dem Titel: "Novo Nordisk to Offer Free Insulin to U.S. Patients in Immediate Need". Darin wird mitgeteilt, dass Novo Nordisk auf die heftige Kritik der Gesetzgeber und regulierenden Behörden reagiert habe. Die Firma teilte mit, dass sie "auf Rezeptverschreibung einmalig an Personen mit preisbedingt akutem Insulinbedarf 3 Fläschchen Insulin oder 2 Pen-Packungen ihres bisherigen Insulins kostenfrei abgeben werde. Anschließend sollten sie, wie es heißt, "nach anderen Lösungen suchen". Im September 2019 hatte Novo Nordisk - ähnlich wie auch andere Insulinfirmen (Sanofi, SA und Lillly) schon den monatlichen Insulinbedarf an bestimmte Patientengruppen für 99 US$ angeboten. Novo Nordisk verkündete auch, den Preis für sein am meisten verschriebenes Insulin, Novolog™, in einer billigeren Version zu vertreiben.

Helmut Schatz

Quellen

Bildunterschrift: Der Diabetes-Markt in den USA - Insulin für ärmere Diabetes-Patienten zu teuer.
Bildquelle: www.diabsite.de

zuletzt bearbeitet: 15.01.2020 nach oben

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