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Diabetes in der Schwangerschaft
S2e-Leitlinie empfiehlt rtCGM zur besseren Stoffwechselkontrolle
Bei schwangeren Frauen mit Diabetes ist das A und O mit Blick auf die Gesundheit von Mutter und Kind eine normnahe Stoffwechseleinstellung, die allerdings durch hormonelle Schwankungen und unterschiedliche Insulinbedarfe des Körpers erschwert wird. Kontinuierliche Glukosemessung in Echtzeit (rtCGM, real-time Continuous Glucose Monitoring) kann Schwangeren helfen, die Therapieziele zu erreichen.[1] In der S2e-Leitlinie "Diabetes in der Schwangerschaft"[2] werden entsprechende Empfehlungen für die Schwangerschaft ausgesprochen - Frauen mit einem Risiko für schwere Hypoglykämien sollen gemäß Leitlinie bereits vor der Schwangerschaft mit einem Sensor ausgestattet werden. Die S2e-Leitlinie verweist auf deutliche Vorteile hinsichtlich des neonatalen Outcomes bei Nutzung der rtCGM-Technologie im Vergleich zur konventionellen Blutzuckermessung.[1,2]
Ein unzureichend behandelter Diabetes während der Schwangerschaft birgt ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen, intrauterinen Fruchttod, Schwangerschaftskomplikationen,aber auch die Gefahr des Erkrankungsprozesses von diabetes-assoziierten kardiovaskulären Folgeerkrankungen[2,3] sowie neonataler Mortalität.[4] Die Risiken sind bei normnahen HbA1C-Werten nur geringfügig erhöht, steigen mit höheren HbA1C-Werten aber linear an.[2] Frauen mit Typ-2-Diabetes sind ebenso betroffen wie Frauen mit Typ-1-Diabetes,[5] und auch Hyperglykämien aufgrund eines Gestationsdiabetes haben Einfluss auf Schwangerschaftsverlauf und fetales Outcome.[2]
Definiertes Ziel: normnahe Glukosewerte ab Kinderwunsch
Bereits vor der Empfängnis ist eine Optimierung der Stoffwechseleinstellung anzustreben, denn die kindliche Entwicklung wird maßgeblich von der Qualität der Stoffwechseleinstellung in der Phase der Konzeption mitbestimmt[2,5]. Laut Leitlinie sollte der HbA1C unter Berücksichtigung (weiterer) individueller Therapieziele vor und während der Schwangerschaft unabhängig vom Diabetestyp unter 7 Prozent liegen, idealerweise sogar unter 6,5 Prozent.[2] Es ist inzwischen mit guter Evidenz belegt, dass sich dieser Parameter der Stoffwechseleinstellung etwa mit (rt)CGM-Systemen optimieren lässt.[6,7] Weitere Vorteile gegenüber herkömmlicher Blutzuckermessung sind dokumentiert etwa mit Blick auf das reduzierte Hypo[8] - und Hyperglykämierisiko,[7] die Zeit im Zielbereich (Time in Range, TIR),[2,6,7] den HbA1C-Wert[2,6,7] und glykämische Variabilität.[8]
Hormone und Stoffwechsel schwanken - rtCGM kann aber Stoffwechselentgleisungen reduzieren
Eine gute Stoffwechselführung in der Schwangerschaft wird erschwert durch hormonelle Schwankungen und schwankende Insulinbedarfe, die deutliche Auswirkungen auf den Glukosestoffwechsel haben. Dexcom rtCGM-Systeme können diese Glukoseschwankungen sichtbar machen: Hierzu wird ein Sensor etwa am Bauch oder an der Oberarm-rückseite nahezu schmerzfrei[9] platziert. Alle fünf Minuten wird der aktuelle Glukosewert auf ein Smartphone[10] oder den optionalen Empfänger übertragen und kann dort abgelesen werden. Die Systeme bieten Menschen mit Diabetes außerdem die Möglichkeit, sich rechtzeitig und mit zeitlichem Vorlauf warnen zu lassen, wenn sich die Glukosewerte in Richtung hypo- bzw. hyperglykämischer Schwellenwerte bewegen - ein Vorteil von smarten Glukosesensoren, der auch in der Leitlinie im Kontext der Schwangerschaft ausdrücklich erwähnt wird.[2] Denn diese Warnfunktionen können der Schwangeren mehr Rückhalt und Feedback zum aktuellen Gewebeglukosewert sowie einer möglichen Ten-denz geben und ihr so ein rechtzeitiges Reagieren und Gegensteuern ermöglichen.
Kontinuierliche Glukosemessung in Echtzeit verbessert neonatales Outcome
In einer randomisierten, kontrollierten Studie an insgesamt 325 Schwangeren mit Typ-1-Diabetes konnte gezeigt werden, dass sich mithilfe der rtCGM-Technologie signifikant günstige Effekte mit Blick auf das neonatale Outcome erzielen lassen.[1] Die Frauen der Kontrollgruppe hatten ihren Blutzucker konventionell bestimmt. Neonatale Hypoglykämien kamen in der rtCGM-Gruppe seltener vor, die Kinder hatten im Mittel ein höheres Geburtsgewicht und mussten weniger häufig intensivmedizinisch betreut werden. Diese positiven Effekte auf das Kindeswohl waren assoziiert mit einer optimierten Stoffwechseleinstellung der Schwangeren: Die Time in Range lag in der rtCGM-Gruppe bei 68 Prozent versus 61 Prozent in der Kontrollgruppe, die Hyperglykämierate bei 27 Prozent versus 32 Prozent.[1]
Durch das Teilen der Glukosedaten und Warnungen (z. B. mit Angehörigen) - bei Dex-com rtCGM-Systemen ist dies über die sogenannte Share-Funktion[11] mit bis zu 10 Personen möglich - kann eine weitere Verbesserung der Stoffwechseleinstellung erzielt werden. So lässt sich im Vergleich zu rtCGM ohne Share-Funktion nicht nur der HbA1C-Wert weiter senken, sondern es können auch hyperglykämische Ereignisse besser vermieden werden, wie eine andere Studie zeigte.[12]
Der wichtigste Risikofaktor für schwere Hypoglykämien im ersten Trimenon der Schwangerschaft ist eine diesbezüglich positive Anamnese in den letzten vier Monaten vor der Konzeption.[2] Diese Schwangeren sollen deshalb laut Leitlinie vor oder während der Schwangerschaft mit einem CGM-System ausgestattet werden (Empfehlungsgrad A). Dexcom rtCGM-Systeme verfügen als einzige über einen voreingestellten Hypoglykämie-Sicherheitsalarm sowie eine prädiktive Hypoglykämie-Vorwarnung, deren Nut-zung die Anzahl und Dauer von Hypoglykämien nachweislich reduzieren kann.[13]
Durch die Vermeidung von Hypoglykämien mithilfe dieser prädiktiven Vorwarnung kann auch das Potenzial für Rebound-Hyperglykämien verringert werden,[14] da es u. U. gar nicht erst zur klinischen Symptomatik der Unterzuckerung kommt. Aber auch schwangeren Diabetespatientinnen ohne Risiko für schwere Hypoglykämien sollte kontinuierliches Glukosemonitoring in Echtzeit zum Selbstmanagement angeboten werden, so die Emp-fehlung (Empfehlungsgrad B).[2]
Smarte Kombi auch in der Schwangerschaft: Glukosesensor und Insulinabgabe
Auch die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten werden in der S2e-Leitlinie angespro-chen.[2] Die smarten Glukosesensoren dienen dabei stets als Grundlage für verschiedene Therapiestrategien. So können sie nicht nur als Stand-alone-System, sondern (je nach Bedarf) auch in Kombination mit weiteren Bausteinen genutzt werden. Für Schwangere mit intensivierter konventioneller Insulintherapie (ICT) kann das neue Dexcom G7 rtCGM-System eine gute Wahl sein. Die jüngste rtCGM-Generation zielt insgesamt auf noch mehr Diskretion, Nutzungseffizienz und Bedienungsfreundlichkeit ab*, etwa durch die um 60 Prozent reduzierte Sensorgröße*, die schnelle Aufwärmphase von unter 30 Minuten[15] oder die zusammenfassende Darstellung der Zeit im Zielbereich in leicht verständlicher Ampel-Farbcodierung.
Bei schwangeren Frauen mit Diabetes und Insulinpumpentherapie kann das Dexcom G6 aufgrund seiner Möglichkeit zur interoperablen Nutzung das geeignete rtCGM-System sein. So lässt es sich heute bereits mit verschiedenen Insulinpumpen - namentlich der t:slim X2 mit Control IQTM™ Algorithmus und der mylife YpsoPump mit der mylife CamAPS FX App - zu einem Hybrid-Closed-Loop vernetzen. Der Dexcom G6-Sensor kann außerdem mit dem DBLG1® Algorithmus von diabeloop kommunizieren. Darüber hinaus ist es möglich, sich mit Glooko die Glukosedaten des Dexcom G6 zusammen mit den Insulindaten bestimmter Smartpens (aktuell NovoPen® 6, NovoPen Echo®Plus und Tempo Pen von Lilly) anzeigen zu lassen. Diese Kopplungen aus smartem Glukosesen-sor und Insulinabgabesystem ermöglichen somit eine (weitere) Individualisierung und Anpassung der Therapie an die Bedürfnisse und Behandlungsziele.
* Im Vergleich zum Dexcom G6 rtCGM-System.
Quellen
Feig DS, et. al. Continuous glucose monitoring in pregnant women with type 1 diabetes (CONCEPTT): A multicentre international randomised controlled trial. Lancet. 2017;390(10110): 2347-2359.
S2e-Leitlinie "Diabetes in der Schwangerschaft" 2021. (letzter Zugriff 14.07.2022).
Arnaout R, et al. Pregnancy complications and premature cardiovascular events among 1.6 million California pregnancies. Open Heart. 2019;6(1):e000927.
Battarbee AN, et. al. The association of pregestational and gestational diabetes with severe neo-natal morbidity and mortality. J Perinatol. 2020;40(2):232-239.
Kleinwechter H, et al. DDG Praxisempfehlung Diabetes und Schwangerschaft. Diabetes und Stoffwechsel. 2020;15(Suppl 1):S93-S100.
Šoupal J, et al. Glycemic Outcomes in Adults With T1D Are Impacted More by Continuous Glucose Monitoring Than by InsulinDelivery Method: 3 Years of Follow-Up From the COMISAIR Study. Diabetes Care. 2020; 43 (1):37–43. Epub 2019 Sep 17.
Martens T, et al. Effect of Continuous Glucose Monitoring on Glycemic Control in Patients With Type 2 Diabetes Treated With Basal Insulin: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2021 Jun 8;325(22):2262-2272.
Heinemann L, et al. Real-time continuous glucose monitoring in adults with type 1 diabetes and impaired hypoglycaemia awareness or severe hypoglycaemia treated with multiple daily insulin injections (HypoDE): a multicentre, randomised controlled trial. Lancet. 2018;391(10128):1367-1377.
Dexcom G7-Benutzerhandbuch. 2022/04, S. 153.
Kompatible Geräte sind separat erhältlich. Eine Liste kompatibler Geräte finden Sie unter www.dexcom.com/compatibility.
Zur Übertragung von Daten ist eine Internetverbindung erforderlich. Zum Folgen ist die Verwendung der Follow-App erforderlich. Follower sollten die Messwerte der Dexcom G7-App oder des Empfängers vor dem Treffen von Behandlungsentscheidungen immer bestätigen. Eine Liste kompatibler Geräte finden Sie unter www.dexcom.com/compatibility
Polsky S, et al. Continuous glucose monitor use with and without remote monitoring in pregnant women with type 1 diabetes: A pilot study. PLoS One. 2020;15(4):e0230476.
Puhr S, et al. Real-World Hypoglycemia Avoidance With a Predictive Low Glucose Alert Does Not Dependon Frequent Screen Views. J Diabetes Sci Technol. 2020;14(1):83-86.
Acciaroli G, et al. Mitigation of Rebound Hyperglycemia With Real-Time Continuous Glucose Monitoring Data and PredictiveAlerts.J Diabetes Sci Technol. 2021 Jan 5; doi: 10.1177/1932296820982584.
Garg SK, et al. Accuracy and Safety of Dexcom G7 Continuous Glucose Monitoring in Adults with Diabetes. Diabetes Technol Ther. 2022;24(6):373-380.
Bildunterschrift oben: Schwangere
Bildquelle: www.DiabSite.de
Bildunterschrift unten: Dexcom G7
Bildquelle: Dexcom