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Menstruation senkt den Langzeitblutzucker HbA1c
Diabetes bei Frauen in 17 Prozent unerkannt
Aktuelle Studien vorgestellt und kommentiert von Prof. Helmut Schatz
Am 4. Oktober wurde im DGE-Blog über den Einfluss des Geschlechts auf Diagnose und Therapie des Typ-2-Diabetes berichtet.[1] Nach Abfassung des Artikels erreicht den Referenten (H.S.) ein Abstract des Europäischen Diabeteskongresses (EASD) in Hamburg, präsentiert am 3. Oktober 2023[2], und auch die online-Publikation dazu[3]: Die Menstruation bewirkt offenbar zufolge des Blut-(Hämoglobin) -Verlustes eine Verringerung des HbA1c-Wertes. In einer Analyse von >1 Million Personen in England fand man, dass bei Frauen <50 Jahre der HbA1c-Wert um 1.6 mmol/mol (2.3%) niedriger war als bei Männern. Schätzungsweise blieb dadurch bei Frauen <50 Jahre in 17% ein Diabetes undiagnostiziert. Es wird somit empfohlen, bei Frauen unter 50 Jahren die obere Grenze des Normwertes für HbA1c-Wertes um 2 mmol/mol (=2.3%) tiefer festzulegen, also von 48 auf 46 mmol/mol abzusenken.
Die Autoren betonen, dass der HbA1c-Wert nicht der Goldstandard in der Diagnostik und Therapieüberwachung des Diabetes sei. Der Nüchternblutzucker und auch der Glukosetoleranztest sollten (wieder) verstärkt mit zur Diagnostik eingesetzt werden. Der Referent meint darüber hinaus, dass jetzt, auch bei Studien, der Parameter der Blutzuckerdauermessgeräte wie etwa des Freestyle libre-3, die Time-in-Range (TIR) herangezogen werden sollte.
Helmut Schatz
Literatur
Helmut Schatz: Gendermedizin in der Diabetologie: Typ-2-Diabetes bei Männern häufiger, bei Frauen mit mehr Problemen. DGE-Blogbeitrag vom 4. Oktober 2023
EASD-Meeting in Hamburg, 3. Oktober 2023: Abstract Nr. 815
David Holland et al.: Is the Current Cut Point for Glycated Haemoglobin (HbA1c) Correct for Diagnosing Diabetes Mellitus in Premenopausal Women? Evidence to Inform Discussion. Diabetes Therapy published online, September 30, 2023