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Eine süße Überraschung

Meine Diabeteskarriere begann Anfang Februar diesen Jahres am wahrscheinlich ungünstigsten Ort, den man sich vorstellen kann: Kabul in Afghanistan.

Zunächst ging es mit einem erhöhten Durstgefühl los. Das machte mir anfangs noch keine Sorgen, da ich täglich Sport trieb und Kabul auf fast 2.000 m Höhe liegt. Als ich anfing, bis zu 8 Liter Wasser zu trinken und stündlich (manchmal auch öfter) auf die Toilette musste, wurde es langsam lästig. Wenige Tage später stellten sich auch noch Augenprobleme ein, weshalb ich einen Arzt aufsuchte.

Zu diesem Zeitpunkt ging ich noch von einer Augeninfektion aus und glaubte, mit ein paar Augentropfen würde sich das Problem von selbst lösen. Deshalb traf mich die Nachricht Diabetes mellitus auch ziemlich hart. Ein sofortiger Lazarettaufenthalt mit Insulintropf war zwingend erforderlich, und 10 Tage später ging es zurück nach Deutschland. Dort brachte man mich zur weiteren Diagnostik und Insulin-Einstellung sofort ins Krankenhaus.

In meiner zweiten Woche fand dort gerade eine Diabetikerschulung statt, an der ich auch gleich teilnehmen konnte. Obwohl ich bereits auf Insulin eingestellt war, wurde ich weiter untersucht. Die Schulung selbst war sehr interessant für mich, vor allem die Unterscheidung und unterschiedlichen Therapieansätze bei Typ-1- und Typ-2-Diabetikern. Zu welchem Typ ich gehörte (35 Jahre, 1,84 cm, ca. 80 kg), wusste ich noch nicht, da noch einige Testergebnisse ausstanden. Trotzdem nervte ich das Stationspersonal täglich.

Im Endeffekt stellte sich heraus, dass ich keinem Typ zugeordnet werden kann. In meinem Blut wurde jedoch beim Wachstumshormon ein stark erhöhter Wert festgestellt. Daraufhin wurde ich zur MRT geschickt, wo sich die Diagnose Hypophysenadenom bestätigte. Dieses Adenom hatte bei mir bereits zur Akromegalie geführt. Meine Füße (2001 Schuhgröße 43, 2007 Schuhgröße 46), Hände (2000 Handschuhgröße 9, 2007 Handschuhgröße 10,5) und auch Teile meines Gesichts waren in den letzten Jahren gewachsen. Dieses Adenom gilt auch als Auslöser für meinen Diabetes.

Seit April dieses Jahres werde ich in der Neurochirurgie mit einem Wachstumshemmer behandelt. Allerdings scheint das Medikament bei mir nicht zu funktionieren, da ich noch keinen Effekt an meinem Insulinbedarf feststellen kann. Mittlerweile wurde auch die Dosierung bis zum Maximum erhöht, ohne dass eine Verbesserung eingetreten ist. Wenn sich dieser Verdacht bei der nächsten Untersuchung bestätigt, wird endlich eine Operation geplant. Ich kann es schon gar nicht mehr erwarten - schließlich habe ich eine 90-prozentige Chance, dass ich nach der OP nicht mehr auf Insulin angewiesen bin.

Sollte ich zu den anderen 10 Prozent gehören, was mich nicht wirklich überraschen würde, wäre das auch kein Beinbruch. Mein HbA1c liegt mittlerweile bei 5,6 Prozent, ohne dass ich großartig beim Essen verzichten muss.

Ziel meines Beitrages ist, dass Ihr vielleicht mal Euren Wachstumshormonspiegel überprüfen lassen solltet, vor allem, wenn Ihr auch Veränderungen an den Extremitäten feststellt. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass nicht jeder Arzt bei Diabetes an ein Hypophysenadenom denkt. Vielleicht hilft es ja dem Einen oder Anderen.

Autor: anonym & ts; zuletzt bearbeitet: 09.08.2007 nach oben

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