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UKM: BMBF bewilligt mehr als eine Million Euro für Forschung zu Herz-Nieren-Register

Herz-Kreislauf-Risiko von Patienten mit Nierenschwäche soll reduziert werden

Dass Patientinnen und Patienten, die an einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) im Endstadium leiden, also dialysepflichtig sind, ein deutlich erhöhtes Herz- oder Hirninfarktrisiko haben, ist bekannt. Neueste Studien zeigen jetzt, dass Patientinnen und Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK, Erkrankung der Herzkranzgefäße) mit nur geringer Ausprägung einer chronischen Nierenerkrankung bereits ein erheblich erhöhtes Sterblichkeitsrisiko aufweisen. Dabei ist den Forschern bislang unklar, durch welche Mechanismen und Komplikationen diese erhöhte Sterblichkeit bedingt ist.

Klar ist: Mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer chronischen Nierenkrankheit im "Vor-Dialyse-Stadium" (Stadium 1 entspricht dem leichtesten, Stadium 5 dem schwersten Grad der Nierenschwäche).

Um herauszufinden, warum auch Patientinnen und Patienten mit einer geringen Nierenschwäche ein erhöhtes Infarkt- und Sterblichkeitsrisiko tragen, legen Forscher des Universitätsklinikums Münster (UKM) ab sofort ein deutschlandweites Register an. In ca. 50 Praxen und Krankenhäusern sollen rund 5500 Patientinnen mit einer koronaren Herzkrankheit und eingeschränkter Nierenfunktion untersucht und ihre Daten evaluiert werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat jetzt für diese Forschungsarbeiten mehr als eine Million Euro bewilligt.

Zentral organisiert wird das Register durch den interdisziplinären Verbund der Kardiologie und Nephrologie am UKM. Professor Dr. Günter Breithardt, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik C (Angiologie und Kardiologie) mit seinen Mitarbeitern Privat-Dozent Dr. Holger Reinecke und Privat-Dozent Dr. Christian Vahlhaus sowie Professor Dr. Hermann-Joseph Pavenstädt, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik D (Allgemeine Innere Medizin sowie Nieren- und Hochdruckkrankheiten) mit seiner leitenden Oberärztin Professor Dr. Eva Brand (ebenfalls Med D) sind die Hauptverantwortlichen. Das Projekt wird unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft "Herz - Niere" der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Gesellschaft für Nephrologie.

"Wir wollen Leitlinien für Vorbeugung und Therapie insbesondere von Patientinnen und Patienten entwickeln, die sich in frühen Stadien ihrer Nierenerkrankung befinden und darüber das Herz-Kreislauf-Risiko dieser Patientengruppe reduzieren", erläutert Brand den einen Zweck des Registers. Stadium 1 markiert die leichteste, Stadium 5 die schwerste Niereninsuffizienz.

Der Zusammenhang zwischen der Niereinsuffizienz und einer Herzkreislauf-Erkrankung (kardiovaskulären Erkrankung) ist noch nicht vollständig geklärt. Sicher ist, dass niereninsuffiziente Patienten Faktoren in ihrem Blut haben, die die Gefäße schädigen. "Oft sind die Gefäße solcher Patientinnen und Patienten so brüchig wie Porzellan", erläutert Brand. Diese Zusammenhänge aufzuklären ist ein weiteres Ziel der Datenerhebung.

Rund zehn Prozent der Deutschen leiden an einer chronischen Nierenerkrankung. Die Dunkelziffer dürfte höher sein, denn eine Niereninsuffizienz im Stadium 1 muss man nicht merken. "Man kann sie aber leicht diagnostizieren", erklärt Brand. Zum einen kann der Urin mit einem Teststreifen auf Eiweiß untersucht werden, zum anderen lässt sich über das Blut eine Aussage zu einer möglichen Nierenerkrankung machen. Beide Methoden kann der Hausarzt einfach und problemlos durchführen - sie müssen nur angewandt werden.

Während in Deutschland je rund zwei Millionen Menschen an einer Nierenschwäche der Stadien 1 und 2 leiden, sind es nur noch rund 82.000, die das Endstadium (Stadium 5) erreicht haben. Der Grund für die auffällig hohe Differenz zwischen diesen Gruppen: Kaum ein Patient erreicht das Stadium 5. Die meisten sterben zuvor an einem Herz- oder Hirninfarkt.

"Wir müssen herausfinden, wovon ein Patient in den Frühstadien der Nierenerkrankung profitiert", markiert Brand das Ziel des Registers. Soll er seinen Blutdruck oder seine Blutfette besser einstellen? Gelten dabei strengere Richtwerte? Welche Rolle spielen genetische Faktoren? Wie ist das optimale Management für Herzkatheter- und Bypass-Interventionen? Für die Beantwortung dieser Fragen haben die Forscher nun zwei Jahre Zeit: Über diesen Zeitraum sollen die Daten der Patienten gesammelt werden.

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 19.04.2007 nach oben

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