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Kosten und Nutzen der Insulintherapie

Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. med. Martin Pfohl am 23. Oktober 2008.

Der ganzheitliche Blick ist entscheidend

Prof. Martin Pfohl Ungefähr 8 % der Menschen in Deutschland haben einen Diabetes mellitus; das entspricht 6,5 Mio. Diabetespatienten. Prognosen gehen davon aus, dass die Prävalenz des Diabetes bis zum Jahr 2020 auf ca. 9,5 % ansteigen wird. Daher ist die frühzeitige und effektive Behandlung der Grunderkrankung von größter gesundheitspolitischer und -ökonomischer Bedeutung. Bei unzureichender Behandlung kann Diabetes mellitus zu einem hohen Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall, Nerven- oder Nierenschädigung sowie Amputationen der unteren Extremitäten führen. Trotz vieler Bemühungen (Leitlinien, Patientenaufklärung, Disease Management Programm) ist die Diabetesbehandlung in Deutschland unzureichend, weniger als die Hälfte aller Patienten erreicht einen HbA1c-Wert unter 7 %. Eine mögliche Ursache hierfür ist der unzureichende Einsatz moderner Diabetestherapien, die aus ideologischen Gründen und aufgrund einer auf die reinen Tagestherapiekosten fixierten "ökonomischen" Betrachtung in Deutschland manchmal nicht eingesetzt werden oder von der Erstattung ausgeschlossen werden.

Der größte Anteil der durch den Diabetes mellitus verursachten Folgekosten beruht nicht auf den Medikamentenkosten, sondern auf der Behandlung der Folge- und Begleiterkrankungen sowie auf sozialen Folgekosten. Aus der UKPD-Studie geht hervor, dass durch eine gute Stoffwechselkontrolle die mikro- und makrovaskulären Folgeschäden des Diabetes mellitus reduziert werden. Therapieziel muss daher sein, den HbA1c-Wert durchgehend zu optimieren. Um dieses Ziel dauerhaft zu erreichen, sollte frühzeitig auch der Einsatz von Insulin zusätzlich zur oralen Therapie erwogen werden, wenn eine Lebensstiländerung und Tabletten alleine nicht mehr ausreichen.

Unter den Antidiabetika ist Insulin der Wirkstoff, der den Blutzucker dauerhaft und am wirksamsten senkt. Für den frühzeitigen Einstieg in die Insulintherapie eignet sich eine Kombinationstherapie von Tabletten mit einem Basalinsulin. Die Vorteile einer solchen Kombinationstherapie sind eine bessere Stoffwechseleinstellung, geringere Gewichtszunahme, weniger Unterzuckerungen, Einsparung an Insulin und oftmals ein für den Patienten besser nachvollziehbares Therapiekonzept. Innovative Therapien werden nur einmal täglich injiziert und der Blutzucker kontrolliert. Der Zeitpunkt der Injektion ist frei wählbar und ein Durchmischen des Insulins nicht erforderlich, was die Dosierung sehr einfach und sicher macht und die Therapietreue des Patienten erhöht. Die Behandlung wird an den Lebensstil des Diabetikers angepasst, wodurch die Lebensqualität verbessert wird. Nur so lassen sich die Therapiezielwerte besser und auch langfristiger erreichen.

Da die Güte der Diabeteseinstellung in Deutschland von einer Erreichung der international akzeptierten Zielwerte in über 50 % der Fälle weit entfernt ist und damit keine Verringerung des mit den Diabetes-Folgeerkrankungen verbundenen menschlichen Leids sowie der Folgekosten erreicht wird, sollte das Augenmerk der Gesundheitspolitik dringend auf positive Anreize zur Verbesserung der Diabetesbehandlung und nicht auf eine Vermeidung innovativer Diabetestherapien gerichtet werden.

Vortrag von Prof. Dr. med. Martin Pfohl, Evang. Bethesda und Johanniter Klinikum Duisburg, im Rahmen der Pressekonferenz "Gesünder unter 7" in Berlin
Bildunterschrift: Prof. Dr. med. Martin Pfohl
Bildquelle: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH

zuletzt bearbeitet: 24.10.2008 nach oben

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