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Schulung unterstützt Kinder mit Diabetes

Pressemitteilung: Elisabeth-Krankenhaus

Essen - alles erlaubt, aber in Grenzen!

Lisa Reuber-Menze Nina und Ihre Eltern haben heute einen wichtigen Termin. Sie gehen zur Ernährungsberatung in die Diabetiker-Schulung. Bei der Siebenjährigen wurde vor kurzem ein Diabetes mellitus Typ 1 festgestellt. Das bedeutet, dass Ninas Körper kein eigenes Insulin mehr produzieren kann. Insulin ist dafür verantwortlich, dass Zucker aus dem Blut in die Körperzellen eingeschleust wird. In Zukunft muss sie genauer auf ihre Ernährung achten und täglich das fehlende Insulin spritzen.

Diabetes ist eine Erkrankung, die sowohl für das betroffene Kind als auch für die Eltern - vor allem in der Anfangsphase - große Veränderungen mit sich bringt und nicht ganz einfach zu bewältigen ist. Die Ersteinstellung der Blutzuckerwerte und die Schulung im richtigen Umgang mit Insulin- Pen oder -Pumpe erfolgt deshalb während eines stationären Aufenthaltes.

Darüber hinaus gibt es spezielle Ernährungs- und Therapieschulungen für Kinder und Jugendliche mit Diabetes und deren Eltern. In einem speziellen Kinderkurs wird Nina nun gemeinsam mit ihren Eltern erfahren, was sie zukünftig bei ihrer Ernährung beachten muss und wie sie ihre Mahlzeiten und den entsprechenden Insulinbedarf errechnen kann.

"Heute ist eine viel lockere Ernährungsweise möglich als es noch vor einigen Jahren der Fall war", erklärt Lisa Reuber-Menze, Diabetesberaterin DDG im Diabetes-Zentrum des Elisabeth-Krankenhauses Essen. "Früher war eine Diabetesdiät sehr streng. Zucker war völlig verboten und die Fettaufnahme musste berechnet werden. Heute entsprechen die einzuhaltenden Ernährungsrichtlinien zeitgemäßeren Konzepten, mit dem Resultat, dass Kinder mit Diabetes ganz normal essen können". Diese neuen Erkenntnisse und Konzepte sind aus Untersuchungen hervorgegangen und entsprechen den allgemeinen Empfehlungen für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, der Deutschen Diabetes Gesellschaft und dem Forschungsinstitut für Kinderernährung ausgesprochen werden.

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Essen wie du und ich

Kinder mit Diabetes können essen, wie es auch bei gesunden Kindern empfohlen wird. Reuber-Menze: "Ein wesentlicher Unterschied liegt darin, dass Kinder und Eltern in der Lage sein müssen, die enthaltenen Kohlenhydrate in den Nahrungsmitteln zu erkennen und den entsprechenden Insulinbedarf zu errechnen. In speziellen Schulungen erfahren sie, wie viele von den sogenannten Kohlenhydrateinheiten in einzelnen Nahrungsmitteln - z. B. einem Apfel, einer Scheibe Brot oder einem Schokoriegel - enthalten sind und welche blutzuckersteigende Wirkung sie haben.

Es gibt langsam und schnell wirkende Kohlenhydrate, die über den glykämischen Index bestimmt werden. Dabei handelt es sich um eine Maßeinheit zur Bestimmung der Wirkung eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels auf den Blutzuckerspiegel. Je höher der Wert des glykämischen Index ist, desto schneller steigt der Blutzuckerspiegel an. Den Kindern werden die Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Nahrungsmitteln, ihren Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel und dem darausfolgenden Zeitpunkt der Insulingabe erklärt.

Sie müssen lernen, wie schnell ein Insulin wirkt und wie viel Insulin vor der Nahrungsaufnahme gespritzt werden muss. Je besser sich die betroffenen Kinder - und auch die Eltern - mit Nahrungsmitteln und Wirkungsweisen auskennen, desto freier sind sie natürlich auch in der Auswahl dessen, was und wie viel sie essen können.

Anzustreben ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit vielen Kohlenhydraten, beispielsweise mit Reis, Nudeln, Brot und Vollkorn, fünfmal täglich Obst oder Gemüse und zwei- bis dreimal am Tag Milchprodukte. Eine ausgewogene Ernährung ist für Kinder mit Diabetes genauso wichtig wie für alle anderen Kinder auch. Die Gefahr von Übergewicht ist bei allen Kindern gleichermaßen ausgeprägt. Daher sollten Fastfood, fetthaltige Lebensmittel und Süßigkeiten nur dosiert genossen werden."

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Mein Körper, mein Leben

Neben den Kenntnissen über die Wirkungsweise der unterschiedlichen Insuline sind die Blutzuckerverläufe nach den Mahlzeiten von Bedeutung. Diese stehen häufig im Zusammenhang mit dem Blutzuckerausgangswert, dem Spritz-Ess-Abstand, der Auswahl und Menge der kohlenhydrathaltigen Nahrungsmittel. Darüber hinaus müssen die Kinder die individuelle Stoffwechselsituation des eigenen Körpers kennen und einschätzen lernen. Zum Beispiel zusätzliche Insulingaben bei Überzuckerungen oder die schnelle Reaktion mit Traubenzucker bei Unterzuckerung. "Je besser ein Kind seinen eigenen Körper kennt und die Eltern die individuelle Reaktion ihres Kindes einschätzen können, desto schneller kann auf Veränderungen eingegangen werden", so Reuber-Menze.

"Es ist notwendig, die Bedürfnisse des Körpers bei unterschiedlichen körperlichen Aktivitäten, sei es beim Sport oder beim Sitzen vor dem Computer, richtig einzuschätzen und den Insulinbedarf entsprechend anzugleichen. Dies sind Erfahrungswerte, die mit der Zeit gelernt werden. Ausnahmesituationen wird es immer wieder geben, beispielsweise dann, wenn ein Kind krank ist. Bei Infekten steigt der Insulinbedarf an. Die Insulingabe darf nie versäumt werden, auch dann nicht, wenn ein Kind aufgrund der Erkrankung gar nichts essen mag, oder erbricht. In solchen Fällen muss häufiger der Blutzucker gemessen werden, um die Insulingabe entsprechend anzupassen." Sind Eltern unsicher, sollten sie unbedingt den Kinderarzt, Diabetologen oder Diabetesberater kontaktieren.

Eine Diabeteserkrankung betrifft alle Lebensbereiche des Kindes, sei es Kindergarten, Schule, Sportverein oder Freundeskreis. Zur besseren Integration von Kindern mit Diabetes und zur Sicherheit der betreuenden Personen bieten viele Diabeteszentren zusätzliche Informationsveranstaltungen an, um das Personal in Bezug auf Diabetes zu schulen. "Diabetes ist eine Herausforderung für das Kind, die Eltern und die gesamte Umwelt", so Reuber-Menze, "aber gut geschult und informiert kann sich ein Kind mit Diabetes heute - nur noch mit wenigen Einschränkungen - den Anforderungen genauso stellen wie nicht betroffene Kinder auch."

Bildunterschrift: Lisa Reuber-Menze
Bildquelle: Elisabeth-Krankenhaus

zuletzt bearbeitet: 18.12.2008 nach oben

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